home Wirtschaft Gewinneinbruch: Boeing kassiert nach 737-Max-Debakel Jahresprognose ein

Gewinneinbruch: Boeing kassiert nach 737-Max-Debakel Jahresprognose ein

Der US-Luftfahrtkonzern Boeing hat zu Jahresbeginn deutlich weniger verdient und seine Ziele für 2019 nach den Abstürzen zweier 737-Max-Flugzeuge kassieren müssen. Eine neue Prognose soll erst zu einem späteren Zeitpunkt abgegeben werden, teilte der Airbus-Rivale heute in Chicago mit. Noch ist unklar, wann und zu welchen Bedingungen der absatzstärkste Flugzeugtyp wieder abheben darf, nachdem für diesen seit März ein weltweites Flugverbot gilt.

Boeing drohen hohe Schadenersatzforderungen

INFO-BOX:
Boeing 737-Max
Die Boeing 737-Max ist eine Weiterentwicklung des seit Mitte der 1960er-Jahre gebauten Mittelstreckenjets 737. Dieser ist nicht nur das meistproduzierte Flugzeug der Welt, sondern gilt auch als extrem zuverlässig. Bei den Max-Versionen baute Boeing sparsamere, aber auch zugleich größere Triebwerke ein. Diese ragen weiter als bei anderen Versionen nach vorn und erschweren den Piloten in bestimmten Fluglagen die Kontrolle über die Maschine. Daher wurde erstmals die neue Steuerungssoftware MCAS verbaut, die nun stärker in das Geschehen eingreift als die Software bei älteren Maschinen.
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In der Bilanz hinterließ das Debakel bereits deutliche Spuren. So brach der Gewinn des Unternehmens im ersten Quartal dieses Jahres um 13 Prozent auf 2,1 Milliarden US-Dollar ein. Zudem reduzierte Boeing die monatliche Produktion des Modells von 52 auf nur noch 42 Maschinen. Durch den seit dem zweiten Absturz einer 737-Max geltenden Auslieferungsstopp fiel auch der Umsatz um zwei Prozent auf 22,9 Milliarden US-Dollar. Die bisherigen Kosten durch das 737-Max-Debakel bezifferte der Konzern auf mehr als eine Milliarde US-Dollar.

Allerdings machte man keine Angaben dazu, wie stark die künftigen Geschäfte darunter leiden werden. Der bisherige Geschäftsausblick für 2019 habe jedoch keine Gültigkeit mehr und werde aktualisiert, sobald es mehr Klarheit über die Probleme mit der 737-Max-Baureihe gebe. Durch Schadenersatzforderungen von Fluggesellschaften und Angehörigen der bei den Abstürzen getöteten Passagiere drohen Boeing zudem weitere hohe Belastungen.

Nach den Abstürzen in Indonesien und Äthiopien, bei denen insgesamt 346 Menschen ums Leben kamen, steht der Flugzeugbauer massiv in der Kritik. Ein Softwarefehler bei einer Steuerungssoftware gilt nach Ermittlungsberichten in beiden Fällen als wahrscheinlich entscheidende Unfallursache. Boeing arbeitet derzeit mit Hochdruck an einem Software-Update, um bei den Luftfahrtbehörden eine Wiederzulassung der 737-Max-Flugzeuge zu erreichen. Wie Boeing-Chef Dennis Muilenburg sagte, habe eine 737-Max mit neuer Software in der vergangenen Woche einen entscheidenden Testflug absolviert.

Boeing 737-Max noch bis August am Boden

Mit einer schnellen Zertifizierung der neuen Software ist dennoch nicht zu rechnen. Die Luftfahrtbehörden mehrerer Länder haben dafür 90 Tage angesetzt. Außerdem wird noch um die Frage gestritten, in welcher Form die Piloten nach erfolgreicher Zertifizierung geschult werden müssen. Also, ob beispielsweise ein Computerkurs ausreicht oder ein Simulatoren-Training nötig ist. Experten gehen derzeit davon aus, dass die Boeing-737-Max-Flieger daher noch bis mindestens August am Boden bleiben müssen.