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Oetker KG übernimmt Lieferdienst Flaschenpost für eine Milliarde Euro

Der Oetker-Konzern verstärkt sein Geschäft im Bereich der Express-Getränkelieferung. Wie die Dr. August Oetker KG am Montag mitteilte, übernimmt sie den schnell wachsenden Lieferdienst Flaschenpost SE. Dieser soll das zur Oetker-Tochter Radeberger gehörende Lieferunternehmen Durstexpress ergänzen. Über den Kaufpreis haben beide Seiten Stillschweigen vereinbart. Nach Angaben des Informationsdienstes „Deutsche Startups.de“ soll dieser jedoch bei einer Milliarde Euro liegen.

Erste Flaschenpost-Übernahme vor vier Jahren gescheitert

INFO-BOX:
Flaschenpost
Flaschenpost wurde 2016 von Dieter Büchl, Dr. Stephen Weich, Niklas Plath und Christopher Huesmann in Münster gegründet. Heute beliefert das Unternehmen von 23 Lagerstandorten rund 150 Städte in Deutschland. Insgesamt hat Flaschenpost heute rund 7.000 Mitarbeiter, die jährlich rund zwei Millionen Bestellungen abwickeln und etwa 60.000 Kisten pro Tag ausliefern.
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Flaschenpost wirbt damit, Getränke und weitere Produkte des täglichen Bedarfs in weniger als zwei Stunden an die Haustür des Bestellers zu liefern. Eine Liefergebühr erhebt Flaschenpost nicht, das Leergut können Kunden direkt beim Lieferanten wieder abgeben. Durstexpress und Flaschenpost ergänzen sich geografisch. Während Durstexpress vor allem in Berlin und den östlichen Bundesländern aktiv ist, bewegt sich Flaschenpost schwerpunktmäßig in Nordrhein-Westfalen. Insgesamt ist das Unternehmen derzeit an 23 Standorten aktiv. Das erweiterte Unternehmen soll von den Firmenzentralen Berlin und Münster von einem Vorstand geleitet werden, der sich aus den Führungsriegen von Flaschenpost und Durstexpress zusammensetzt. Ein Oetker-Firmensprecher betonte, man sehe für Online-Lieferdienste eine sehr gute Zukunft und habe sich deshalb für die Übernahme entschieden.

Der Oetker-Konzern ist breit aufgestellt. Neben Backzutaten, Müslis und Pudding-Pulver gehören auch Brauereien wie Radeberger und die Masterpiece-Hotels zu dem etwa 400 Unternehmen zählenden Konzern (Dr. Oetker, Conditorei Coppenrath, Henkell Freixenet). Seit einiger Zeit experimentiert Oetker mit eigenen Lieferdiensten für Torten und Bier sowie mit Handelsplattformen und investiert in Startups. Schon 2016 kam auch Flaschenpost in den Oetker-Fokus, damals scheiterten die Verhandlungen jedoch. Daraufhin gründete man Durstexpress, mit rund 800.000 Kunden der inzwischen deutlich größere Konkurrent von Flaschenpost.

Branchenexperten halten die Übernahme daher durchaus für sinnvoll. „Der Schritt ist folgerichtig“, sagte Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein. „Das Ausbaupotenzial ist groß und zusammen sind beide Anbieter nochmal schlagkräftiger“. Auch den Kaufpreis hält Heinemann für angemessen. „Das ist kein ungewöhnlicher Preis, Oetker geht damit keine übermäßigen Risiken ein“.

Auch Lebensmittel und Drogerieartikel bestellbar

Auch nach der Fusion, die noch von den Kartellbehörden abgesegnet werden muss, werden zunächst beide Marken auf dem Markt aktiv bleiben. Die Entscheidung der künftigen Firmierung habe man jetzt ganz bewusst noch nicht getroffen, so ein Sprecher von Flaschenpost. Man wolle die Belegschaften beider Unternehmen beim avisierten Übergang in ein gemeinsames Unternehmen „mitnehmen“. Bis dahin arbeiteten die beiden Firmen wie gewohnt weiter, nun aber eben als Partner. Neben Getränken testete Flaschenpost zuletzt im Heimatmarkt Münster die ergänzende Auslieferung von Lebensmitteln und Drogerieartikeln, inklusive Frisch- und Kühlware. Kooperationspartner ist dabei der Großhandelspartner Bünting. Durch die Oetker-Übernahme ist es daher mehr als vorstellbar, dass zukünftig in den Lieferstädten des Gemeinschaftsunternehmens neben der Bierlieferung beispielsweise auch gleich der Vorrat an Tiefkühlpizzen aufgestockt werden kann.