home Wirtschaft Schlechte Nachrichten für Sparer: Europäische Zentralbank will Leitzins 2019 nicht anheben

Schlechte Nachrichten für Sparer: Europäische Zentralbank will Leitzins 2019 nicht anheben

Die EU-Währungshüter belassen den Leitzins nicht nur auf seinem historischen Tiefststand von 0,0 Prozent, sondern nehmen Sparern auch die Hoffnung, dass die Zinsen bald wieder steigen könnten. Nach einer Sitzung des Rates der Europäischen Zentralbank (EZB) teilte die Notenbank mit, dass man den Leitzins mindestens bis über das Jahresende hinaus auf dem jetzigen Stand belassen wolle. Bisher hatten die Währungshüter den Sommer dieses Jahres als Zeitpunkt für eine mögliche Zinswende fixiert.

OECD halbiert Konjunktur-Prognose für Deutschland

INFO-BOX:
Leitzins
Der Leitzins ist das zentrale Element zur Steuerung der Geldpolitik und wird von einer Zentralbank im Rahmen ihrer Geldpolitik einseitig festgelegt. Er gibt an, zu welchem Zinssatz die Zentralbank mit ange-schlossenen Banken Geschäfte abschließt. Der EZB-Leitzins erreichte sein bisheriges Maximum mit 4,75 Prozent im Oktober 2000, seit März 2016 stand er bei 0,00 Prozent. Ab Juli 2022 erfolgte wieder eine schrittweise Anhebung auf aktuell 3,00 Prozent.
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Über eine Anhebung der Zinsen soll nun erst wieder nachgedacht werden, wenn die Inflation ein Niveau von rund zwei Prozent erreiche. Davon ist man derzeit aber deutlich entfernt. Die Teuerung dürfte nach Einschätzung der Zentralbank in diesem Jahr rund 1,2 Prozent betragen, für das kommende Jahr rechnet die EZB mit 1,5 Prozent, 2021 soll sie dann auf maximal 1,8 Prozent klettern. Sparer müssen sich also wohl noch einige Zeit gedulden. Die DZ Bank kommentierte die EZB-Stellungnahme mit den Worten: „Die EZB hat mehr oder weniger das Handtuch geworfen.“ Banken können sich nun also weiterhin zum Nulltarif Geld bei der EZB leihen, der Strafzins für bei der Notenbank geparktes Geld verbleibt ebenfalls auf dem bisherigen Stand bei 0,4 Prozent.

Neben der Inflation machen auch die Konjunkturaussichten Sorgen. Diese haben sich zuletzt deutlich eingetrübt. Gründe dafür sind internationale Handelskonflikte, zudem fiel auch das chinesische Wirtschaftswachstum im vergangenen Jahr auf den niedrigsten Stand seit fast drei Jahrzehnten. Besonders in Europa sorgen zudem die Unwägbarkeiten des Brexits für Verunsicherung. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) erwartet für den Euroraum daher nur noch ein Wirtschaftswachstum von einem Prozent für 2019. Im November war man noch von einem Plus von 1,8 Prozent ausgegangen. Für Deutschland senkte die OECD ihre Prognose von 1,6 auf nur noch 0,7 Prozent. Zur Ankurbelung der schwächelnden Konjunktur will die EZB Geschäftsbanken – wie schon in vergangenen Krisenjahren mehrfach geschehen – erneut langfristige Kredite zu extrem günstigen Konditionen anbieten. Das Programm soll im September anlaufen.

DIHK sieht EZB-Versäumnisse in den vergangenen Jahren

„Die Bekanntgabe eines neuen Kreditprogramms für europäische Banken kommt früher und ist deutlich expansiver als erwartet werden konnte“, sagte der Leiter des Forschungsinstituts DIW, Marcel Fratzscher. Dies werde es den Banken deutlich erleichtern, ihre bisherige Kreditvergabe fortzusetzen und auszubauen. Kritik äußerte hingegen der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), Martin Wansleben: „In den konjunkturell guten Jahren hat die Europäische Zentralbank es versäumt, die monetären Zügel zu straffen.“ Nun sei sie in „einer beginnenden konjunkturellen Flaute“ gezwungen, mit langfristigen Refinanzierungsgeschäften für Banken gegenzusteuern.