Die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) hat den Begriff „Corona-Pandemie“ zum Wort des Jahres 2020 gekürt. Sprachlich stehe der Begriff für eine Vielzahl neuer Wortbildungen, begründete die Jury ihre Entscheidung in Wiesbaden. Auf den zweiten Platz schaffte es der „Lockdown“ vor dem Begriff „Verschwörungserzählung“.
1. Acht von zehn Wörtern mit Bezug zur Pandemie
2. Unwort des Jahres folgt am 12. Januar
Acht von zehn Wörtern mit Bezug zur Pandemie
Wörter des Jahres seit 2006 |
---|
2006: Fanmeile 2007: Klimakatastrophe 2008: Finanzkrise 2009: Abwrackprämie 2010: Wutbürger 2011: Stresstest 2012: Rettungsroutine 2013: GroKo 2014: Lichtgrenze 2015: Flüchtlinge 2016: postfaktisch 2017: Jamaika-Aus 2018: Heißzeit 2019: Respektrente 2020: Corona-Pandemie 2021: Wellenbrecher 2022: Zeitenwende |
Hinsichtlich des „Corona“-Begriffs habe sich in den Köpfen der Menschen eine neue Zeitrechnung etabliert: vor und nach Corona. Eine Internet-Recherche in diesem Monat habe allein für die Redewendung „in Zeiten von Corona“ neun Millionen Belege erbracht. Diese unterstreiche nochmals die Bedeutung des Begriffs. Besonderes Augenmerk legte die Jury auch auf die Verwendung des Wortes im alltäglichen Sprachgebrauch. Aus der ursprünglichen Bezeichnung „Strahlenkranz der Sonne“ habe sich ein eigenes Kurzwort entwickelt, das je nach Verwendung verschiedene Bedeutungen übermitteln kann. Der sprachlichen Kreativität habe das Virus jedenfalls nichts anhaben können. Als Beispiele für Wortneuschöpfungen nennen die GfdS etwa „langvirig“, „Corontäne“ oder „Covidioten“ für Corona-Leugner.
Unwort des Jahres folgt am 12. Januar
Das Wort des Jahres kürt die GfdS seit 1971 („aufmüpfig“), seit 1977 („Szene“) findet die Wahl regelmäßig statt. Dabei ist nach ihren Angaben nicht die Häufigkeit eines Ausdrucks für die Auswahl entscheidend, sondern die Signifikanz und Popularität eines Wortes. Die ausgewählten Wörter sind demnach mit keiner Wertung oder Empfehlung verbunden. Nach dem Wort des Jahres folgt am 12. Januar dann auch das „Unwort des Jahres“. Dabei werden Wörter gerügt, die gegen die Prinzipien der Menschenwürde oder der Demokratie verstoßen, gesellschaftliche Gruppen diskriminieren oder die euphemistische, verschleiernde oder irreführende Formulierungen sind. Auch hier sei die Corona-Pandemie in diesem Jahr der Schwerpunkt, so die GfdS. Vorschläge seien bisher etwa Begriffe wie „Alarmismus“, „Corona-Diktatur“, „Wirrologen“ oder die bereits genannten „Covidioten“. Die meisten Vorschläge seien bislang aber mit 88 Nennungen für „systemrelevant“ in Zusammenhang mit empfundener mangelnder Wertschätzung bei Begrenzungen des Lockdowns eingegangen, sagte eine Sprecherin der Jury.