home Wirtschaft Restrukturierung: Commerzbank will 200 Filialen schließen und Comdirect komplett übernehmen

Restrukturierung: Commerzbank will 200 Filialen schließen und Comdirect komplett übernehmen

Die Commerzbank will konzernweit rund 4.300 Stellen streichen. Das gab die Bank heute im Rahmen der Veröffentlichung der Eckpunkte ihres neuen Strategieprogramms „Commerzbank 5.0“ bekannt. Von den bestehenden rund 1.000 Filialen sollen etwa 200 und damit rund jede Fünfte geschlossen werden. Gleichzeitig will die Commerzbank 2.000 Stellen im strategischen Bereich schaffen. Die Restrukturierung, die etwa 850 Millionen kosten soll, will die Geschäftsbank in der kommenden Woche mit dem Aufsichtsrat erörtern.

Aktien von Comdirect schießen auf 12-Monats-Hoch

INFO-BOX:
Commerzbank
Am 26. Februar 1870 gründeten vorwiegend hanseatische Kaufleute, Merchant Banker und Privatbankiers die Commerz- und Disconto-Bank in Hamburg. In Deutschland war die Commerzbank zunächst in Hamburg tätig, bis 1897 Filialen in Berlin und auch in Frankfurt am Main hinzu kamen. Nach der 1905 erfolgten Fusion mit der Berliner Bank verlagerte sich der geschäftliche Schwerpunkt zunehmend nach Berlin. Seit 1990 hat die Commerzbank ihren Sitz in Frankfurt am Main und betreut mehr als 13 Millionen Kunden im In- sowie über fünf Millionen Kunden im mittel- und osteuropäischen Ausland.
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„Vorstand und Aufsichtsrat haben noch zu keinem Punkt des Strategieprogramms eine Entscheidung getroffen“, teilte das Geldhaus in einer Pflichtmitteilung für die Börse mit. Allerdings sei „ein weiterer konzernweiter Stellenabbau“ leider unvermeidbar. Dieser solle „möglichst sozialverträglich“ geschehen. Welche Commerzbank-Filialen von der Schließung betroffen sind, steht ebenfalls derzeit noch nicht fest. Schon in den vergangenen Jahren hat die Bank ihre Belegschaft erheblich reduziert. So schrumpfte die Zahl der Vollzeit-Mitarbeiter von 43.300 auf 40.700 Ende Juni dieses Jahres. Bis Ende 2020 sollen es nach aktueller Planung nur noch rund 38.000 sein. Ursprünglich sollte die Belegschaft sogar auf nur noch 36.000 Vollzeitkräfte reduziert werden, da aber Aufgaben im Zuge der Digitalisierung stärker im eigenen Haus und weniger an externe Dienstleister vergeben werden sollen, setzte der Vorstand die Zielmarke nach oben.

Ein weiterer Eckpunkt des neuen Strategiepapiers betrifft die Zusammenlegung von Commerzbank mit der Tochter Comdirect. Die Commerzbank hält derzeit 82 Prozent an Comdirect und will das Geldhaus komplett übernehmen. Die Aktien der Online-Tochter schnellten daraufhin in Frankfurt um mehr als 25 Prozent in die Höhe. Mit 11,48 Euro waren die Papiere damit so teuer wie seit zwölf Monaten nicht mehr. Die Aktien der Commerzbank hingegen legten nur moderat um etwa drei Prozent zu. Börsianer bemängeln die mittelfristigen Renditeziele des Geldhauses als zu niedrig. Um Geld für den Konzernumbau zu haben, plant die Commerzbank zudem, ihre polnische Tochter mBank zu verkaufen. Diese ist an der Warschauer Börse gelistet und besitzt aktuell einen Börsenwert von etwa 3,1 Milliarden Euro. Die Commerzbank hält 69,3 Prozent an dem Institut und könnte so durch einen Verkauf ihrer Anteile mit Einnahmen von rund zwei Milliarden Euro rechnen.

Mit mBank ginge stabile Ertragsquelle verloren

Wie das „Handelsblatt“ berichtet, könnte die Commerzbank mit den Verkaufserlösen in neue Wachstumsinitiativen investieren und die Aufwendungen für weitere Restrukturierungsmaßnahmen stemmen. Andererseits würde die Commerzbank mit dem Verkauf der mBank eine sichere Ertragsquelle und einen Innovationstreiber verlieren. Im vergangenen Jahr fuhr die mBank Erträge in Höhe von 1,1 Milliarden Euro ein und erzielte einen Vorsteuergewinn von 346 Millionen Euro. Am kommenden Freitag sollen Fakten auf den Tisch kommen. Dann will Commerzbank-Chef Martin Zielke die Ergebnisse der Beratungen von Vorstand und Aufsichtsrat vorstellen.