Gegen den Autobauer Audi wird wegen einer neuen Betrugssoftware ermittelt. Wie das Bundesverkehrsministerium heute bestätigte, geht das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) entsprechenden Hinweisen bei einer aktuellen Version des Audi A6 nach, die der Hersteller aus Ingolstadt selbst gemeldet hat. Demnach gebe es „Auffälligkeiten“ bei der Software von Dieselmotoren bei 60.000 Fahrzeugen der Modelle A6 und A7. Die Auslieferung der betroffenen Modelle mit V6TDI-Motoren (200 KW) wurde gestoppt. Ein amtlicher Rückruf zumindest für hierzulande zugelassene Fahrzeuge gilt nach Angaben von „Spiegel Online“ als äußerst wahrscheinlich.
1. Schummel-Software reduziert „AdBlue“-Einspritzung
2. A6-Nachfolgemodell soll BMW und Mercedes angreifen
Schummel-Software reduziert „AdBlue“-Einspritzung
AdBlue |
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AdBlue ist eine eingetragene Marke des deutschen Verbands der Automobilindustrie (VDA). Die in ISO 22241-1 genormte, wässrige Harnstofflösung ermöglicht mittels selektiver katalytischer Reduktion (SCR) einen Rückgang der ausgestoßenen Stickoxide um bis zu 90 Prozent. AdBlue wird aktuell weltweit von rund 170 Lizenznehmern genutzt und unter anderem in Fahrzeugen von Audi, BMW, Ford, Mazda, Mercedes, Opel, Porsche und Volkswagen eingesetzt. |
Bei den neu aufgetretenen „Unregelmäßigkeiten“ handelt es sich um Manipulationen am „AdBlue“-System (siehe Info-Box). Dabei handelt es sich um Harnstoff, den die eingesetzten SCR-Katalysatoren benötigen, um Stickoxide aus den Abgasen filtern zu können. Geht dieser Zusatzstoff in den betroffenen Modellen zur Neige, wird seine Einspritzung gedrosselt. So kann weitergefahren werden, bis der Tank bei der nächsten Inspektion wieder aufgefüllt wird. Nach Angaben des KBA soll Audi die AdBlue-Einspritzung ab einer Restreichweite von 2.400 Kilometern reduziert haben. Dadurch können die betroffenen Fahrzeuge die gesetzlich vorgeschriebenen Abgaswerte jedoch nicht mehr einhalten, wodurch Fahrverbote drohen.
A6-Nachfolgemodell soll BMW und Mercedes angreifen
Erst im Januar hatte Audi zahlreiche Dieselmodelle, darunter auch den A6, wegen einer anderen verbotenen Abschalteinrichtung zurückrufen müssen. Diese hatte den Stickoxid-Ausstoß in standardisierten Messverfahren reduziert, nicht aber im Normalbetrieb. Diese hatten auch zahlreiche andere Hersteller eingesetzt, weshalb Behörden weltweit gegen die Autobauer ermitteln. Wirtschaftlich bedeuten die neuen Manipulationsvorwürfe einen herben Rückschlag für Audi. Der A6 ist das drittwichtigste Volumenmodell des Herstellers nach dem A4 und dem A3. Mit dem A6 kämpft Audi gegen die BMW 5er-Reihe sowie die E-Klasse von Mercedes an. Mit 38.856 Neuzulassungen landete man im vergangenen Jahr hinter den beiden Konkurrenten. Ein bereits auf dem Genfer Autosalon präsentiertes Nachfolgemodell soll nun den Anschluss an die Konkurrenz aus München und Stuttgart schaffen.