home Panorama Bad Aibling: 10 Tote bei schwerem Zugunglück – Parteien sagen politischen Aschermittwoch ab

Bad Aibling: 10 Tote bei schwerem Zugunglück – Parteien sagen politischen Aschermittwoch ab

Bei Bad Aibling in Oberbayern ist es heute Morgen zu einem schweren Zugunglück gekommen. Im Pendlerverkehr kollidierten zwei Züge der Marke Meridian miteinander, woraufhin einer entgleiste und mehrere Waggons umstürzten. Dabei wurden rund 90 Menschen teils schwer verletzt, zehn Insassen starben.

Über 600 Rettungskräfte aus Bayern und Österreich vor Ort

INFO-BOX:
Meridian
Der Meridian ist die Marke für das am 15. Dezember 2013 gestartete Nahverkehrs-Zugangebot der zur Transdev GmbH gehörenden Bayerischen Oberlandbahn (BOB). Es umfasst die Strecken München-Rosenheim-Salzburg, München-Rosenheim-Kufstein und München-Holzkirchen-Rosenheim.
zu meridian
Der Unfall ereignete sich gegen 6.40 Uhr auf einem eingleisigen Streckenabschnitt zwischen Holzkirchen und Rosenheim. In einer Kurve stießen die Züge mit jeweils etwa 100 km/h Geschwindigkeit aufeinander und verkeilten sich. Weil die Strecke in bewaldetem Gebiet liegt, hatten die Lokführer vor dem Zusammenstoß vermutlich keinen Sichtkontakt und konnten nicht mehr reagieren.

Rund 600 Rettungskräfte aus Bayern und Österreich wurden zum Unglücksort gerufen und begannen umgehend mit der Bergung der Menschen, von denen die meisten glücklicherweise nur leicht verletzt wurden und vor Ort versorgt werden konnten. Acht Reisende trugen bei dem Crash mittelschwere, zehn weitere schwere Verletzungen davon und wurden mit Hubschraubern in die umliegenden Krankenhäuser gebracht. In den Zügen saßen viele Pendler auf dem Weg zur Arbeit. Da in Bayern aktuell Ferien sind, waren nach Aussage eines Polizeisprechers aber keine Schüler unter den Passagieren.

Unfallursache bislang noch ungeklärt

Wie es zu dem Unglück kam, ist bisher nicht klar. Fahrplanmäßig hätten sich die Züge in Kolbermoor begegnen müssen. Warum dies nicht geschah, muss nun die Untersuchung des Unfalls zeigen, sagte der bayrische Innenminister Joachim Herrmann. Dank massiver Verbesserungen in der Zugsicherungstechnik hätte es eigentlich nicht zu einem Frontalzusammenprall kommen dürfen, so der CSU-Politiker. Bisher habe es auf der Strecke keine Störungen gegeben, hieß es weiter. Tatsächlich sind schwere Zwischenfälle im deutschen Zugverkehr selten. Das Unglück von Bad Aibling ist deutschlandweit das schwerste seit 2011, in Bayern kamen zuletzt 1975 so viele Menschen bei einem Zugunfall um. Damals stießen zwei Eilzüge aufeinander und rissen 41 Menschen in den Tod.

Die Bayrische Oberlandbahn (BOB), der private Betreiber der Strecke, reagierte bestürzt. „Der Unfall ist ein Riesen-Schock für uns. Wir tun alles, um den Reisenden, Angehörigen und Mitarbeitern zu helfen“, sagte Geschäftsführer Bernd Rosenbusch in einer Pressemitteilung. Auch Christian Schreyer, Vorsitzender der Geschäftsführung des BOB-Mutterkonzerns Transdev, und Deutsche Bahn-Chef Rüdiger Grube drückten ihr Beileid aus. SPD, CSU, Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen sagten als Reaktion auf das Unglück ihren politischen Aschermittwoch ab.

Update 16.02.2016: Unglücksursache war menschliches Versagen

Am heutigen Nachmittag haben die Ermittler nach Auswertung aller drei gefunden Blackboxen sowie der Aussagen der Beteiligten in einer Pressekonferenz bekanntgegeben, dass das Unglück von Bad Aibling mit 11 Toten und mehr als 80 Verletzten durch menschliches Versagen verursacht wurde. Hinweise auf technisches Versagen seien nicht gefunden worden. Gegen den Fahrdienstleiter, der fälschlicherweise ein Sondersignal gegeben habe, das nicht hätte gegeben werden dürfen, sei ein Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Tötung, Körperverletzung und gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr eingeleitet worden, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Wolfgang Giese. „Hätte er sich pflichtgemäß verhalten, wäre es nicht zum Zusammenstoß der Züge gekommen“, so Giese weiter. Die Ermittler gehen aktuell nicht davon aus, dass ein Haftgrund vorliegt, da von einem fahrlässigen und nicht von einem vorsätzlichen Handeln ausgegangen werde. Der Beschudligte sei zu seinem Schutz an einen sicheren Ort gebracht worden.

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