Der katholischen Kirche steht in Deutschland ein neuer Finanzskandal ins Haus. Ein ehemaliger Mitarbeiter des Bistums Eichstätt wird die Veruntreuung von mehr als 60 Millionen US-Dollar vorgeworfen. Das Geld wurde an US-Unternehmen gezahlt, an denen der Beschuldigte beteiligt sein soll.
1. Wirtschaftsprüfer decken nicht abgesicherte Zahlungen auf
2. Mangelnde Kontrolle ermöglichte Untreue
Wirtschaftsprüfer decken nicht abgesicherte Zahlungen auf
Bistum Eichstätt |
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Das Bistum Eichstätt gehört zur Kirchenprovinz des Erzbistums Bamberg. Es ist in 8 Dekanate und 260 Pfarreien gegliedert, die ca. 400.000 Katholiken betreuen. Das Bistum Eichstätt gilt als Vorreiter für kirchliches Umweltmanagement. |
Das Geld floss an Projektgesellschaften, die mit künftig zu bauenden Immobilien warben. Ihnen wurde das Geld über mehrere Jahre zur Verfügung gestellt und sollte erst nach Vertragsende mit Gewinnen in die Bistumskassen zurückfließen. Allerdings gehen die Ermittler davon aus, dass die gesamte Summe verloren ist.
Mangelnde Kontrolle ermöglichte Untreue
Als verantwortlich gilt ein ehemaliger Finanzmitarbeiter des Bistums, der vergangene Woche gemeinsam mit einem befreundeten Immobilieninvestor in Untersuchungshaft genommen wurde. Letzterer soll als Kontaktmann in den USA für die Abwicklung der Investitionen zuständig gewesen sein. Weil der Bistumsmitarbeiter laut Anzeige des Bistums wahrscheinlich selbst an den Unternehmen beteiligt war, wird den beiden Verdächtigen Untreue, Bestechlichkeit und Bestechung vorgeworfen. Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke kündigte eine umfassende Aufarbeitung der Vorgänge an.
Ermöglicht wurde der Fall durch die mangelnde Kontrolle seitens der Kirche. Das Bistum Eichstätt selbst nennt den Vorgesetzten des ehemaligen Mitarbeiters einen Geistlichen „ohne tiefer gehende wirtschaftliche Kenntnisse“. Er sei mit der Aufgabe überfordert gewesen und mittlerweile freiwillig von seinem Posten zurückgetreten. Das zuständige Aufsichtsgremium soll die Vorgänge ebenfalls nicht bemerkt oder aus Unvermögen falsch bewertet haben. Der Rat wurde deshalb mit neuen Mitgliedern besetzt, bei denen es sich überwiegend um Wirtschaftsexperten handelt.