Harry Jeske, Gründungsmitglied der Puhdys ist tot. Das bestätigte Ex-Manager Rolf Henning dem „Berliner Kurier“. Der Bassist der bekanntesten DDR-Band wurde 82 Jahre alt. Schon länger war bekannt, dass Jeske unter gesundheitlichen Problemen litt. Zuletzt lebte er in häuslicher Pflege. „Harrys Frau Erma hat mir am Donnerstag mitgeteilt, dass Harry am späten Nachmittag friedlich eingeschlafen ist“, sagte Puhdys-Drummer Klaus Scharfschwerdt gegenüber der „Bild“.
1. Birr: „Er war wirklich ein Genie“
2. Auftrittsverbot für Puhdys wegen englischer Texte
Birr: „Er war wirklich ein Genie“
Puhdys |
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Vorläufer der Puhdys war die 1965 gegründete Udo-Wendel-Combo. Ab 1966 änderte die Band ihren Namen nach den Anfangsbuchstaben der Vornamen der Mitglieder in Puhdys. 1988/89 verabschiedete sich die Band erstmals mit einer großen Good Bye-Tour durch die DDR und die Bundesrepublik. 1992 kam es zur Wiedervereinigung. Das letzte Konzert der Puhdys fand am 24. Juni 2016 in Schwarzenberg statt. |
Jeske schrieb auch einige Songs der Puhdys, darunter das 1974 veröffentlichte „Lied für Generationen“. Wegen einer Ohrenkrankheit war er 1997 aus der Band ausgestiegen – kurz vor seinem 60. Geburtstag. Bei 80 bis 100 Livekonzerten pro Jahr könne er gesundheitlich nicht mehr mithalten, begründete er damals seinen Schritt. Danach zog sich der gelernte Fliesenleger und Ofensetzer für viele Jahre auf die Philippinen, dem Heimatland seiner Ehefrau, zurück. Nach seiner „Rocker-Rente“ vertrieb Jeske noch einige Jahre Korbmöbel eigener Kreation.
Seinen letzten öffentlichen Auftritt hatte der ehemalige Bassist bei einer Feierlichkeit zum 50. Jubiläum der Band im vergangenen Jahr. Damals war er bereits auf den Rollstuhl angewiesen. Bis zum Fall der Mauer im Jahr 1989 wurden die Puhdys zwölfmal zur beliebtesten Rockgruppe der DDR gewählt. Schon damals bejubelten sie regelmäßig zehntausende Fans in der Waldbühne im Westen Berlins. Sie waren omnipräsent und die erfolgreichste Rockband der DDR. 2016 nahm das Quintett aus Altersgründen seinen Abschied von der Bühne.
Auftrittsverbot für Puhdys wegen englischer Texte
Das erste Konzert als Puhdys fand am 19. November 1969 im sächsischen Freiberg statt. Die große Karriere startete allerdings klein – als Coverband von Deep Purple, Uriah Heep und Led Zeppelin. Auch war die Band nicht jedermanns Sache. So verbot der damalige Bürgermeister des Städtchens Brand-Erbisdorf ein Konzert in dem Ort, weil ihm die Männer mit den langen Haaren, englischen Liedern und der Nebelmaschine suspekt erschienen.
Apropos englische Lieder: 1970 setzte es ein Auftrittsverbot für den Bezirk Karl-Marx-Stadt, da den dortigen Kulturbeauftragten ebenfalls die rein englischsprachigen Songs ein Dorn im Auge waren. Zudem war ihnen die Musikanlage zu laut. In der Folge schrieben die Puhdys eigene Lieder auf Deutsch, sodass das Verbot wieder aufgehoben wurde. Der Rest ist Geschichte. Mit „Alt wie ein Baum“ oder „Lebenszeit“ schufen sie Evergreens, mit „Denke ich an Deutschland“ sogar die „heimliche Hymne“ der DDR. Bis zu Wende verkauften die Puhdys weltweit rund 20 Millionen Alben – so viel wie keine andere DDR-Rockband.