home Panorama Nach Auszeit: Erzbischöflicher Rat gegen Rückkehr von Kardinal Woelki

Nach Auszeit: Erzbischöflicher Rat gegen Rückkehr von Kardinal Woelki

Das engste Beratergremium des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki hat sich nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeigers“ fast einstimmig gegen dessen Rückkehr ausgesprochen. Wie die Zeitung unter Berufung auf Bistumskreise berichtet, zeigten sich die führenden Mitarbeitenden des Erzbistums äußerst skeptisch. Man sehe die Situation mit großer Sorge. Der 65-jährige Kardinal befindet sich derzeit noch in einer fünfmonatigen Auszeit, will aber am 2. März in sein Amt zurückkehren.

Verhältnis zwischen Kardinal Woelki und Gremien zerrüttet

INFO-BOX:
Kölner Erzbischöfe
seit 1845
1845-1864: J. von Geissel
1866-1885: P. Melchers
1885-1899: P. III. Krementz
1899-1902: Hubert T. Simar
1902-1912: Anton Fischer
1912-1919: F. v. Hartmann
1920-1941: Karl J. Schulte
1942-1969: Josef Frings
1969-1987: Joseph Höffner
1989-2014: J. Meisner
seit 2014: Rainer M. Woelki
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Zu dem Beratergremium, dem sogenannten Erzbischöflichen Rat, gehören unter anderem der derzeitige Verwalter des Erzbistums, Rolf Steinhäuser, die Weihbischöfe Ansgar Puff und Dominikus Schwaderlapp sowie Generalvikar Markus Hofmann. Eine Sprecherin des Erzbistums betonte gegenüber „katholisch.de“, dass nicht über eine Rückkehr Woelkis abgestimmt worden sei. „Aber es wurde konstruktiv über die bevorstehende Rückkehr beraten und der Rat hat mehrheitlich seine Sorge über die schwierige Situation ausgedrückt, die da kommen könnte“.

Das Verhältnis zwischen den wichtigsten Gremien des Erzbistums und Woelki gilt seit Jahren als zerrüttet. Der Kardinal hatte 2020 ihr Vertrauen gebrochen, als er sich entschied, ein Gutachten der Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl zum Umgang von Bistumsverantwortlichen mit Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs nicht zu veröffentlichen. Woelki führte dafür rechtliche Gründe an und gab stattdessen ein neues Gutachten in Auftrag. Aus Kirchenkreisen hieß es, dass sich im rund 20-köpfigen Erzbischöflichen Rat nun nicht einmal mehr Generalvikar Hofmann auf die Seite des Kardinals schlage, sei ein „deutliches Zeichen der Skepsis“.

Im vergangenen Jahr hatte Papst Franziskus zwei Bevollmächtigte nach Köln entsandt. Diese hatten einen vertraulichen Bericht über die Lage im Erzbistum erstellt. Auf dieser Grundlage entschied der Pontifex, dass Woelki im Amt bleiben könne, obwohl dieser „große Fehler“, vor allem in der Kommunikation gemacht habe. Allerdings nahm Woelki daraufhin eine fünfmonatige Auszeit, die er unter anderem in den Niederlanden verbrachte – bei vollem Gehalt. An Aschermittwoch will der Kardinal zurückkehren und im Dom den Gottesdienst feiern. Am 5. März soll Woelki zudem bei der ökumenischen Andacht mit dem rheinischen Präses Torsten Latzel in der Düsseldorfer Johanneskirche predigen.

OB von Solingen fordert Befragung der Gläubigen

Vor wenigen Tagen hatten auch Politiker Bedenken hinsichtlich der Rückkehr Woelkis geäußert. NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) sagte gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, dessen Rückkehr stelle „eine besondere Herausforderung“ dar. Besonders dann, „wenn der Eindruck entsteht, dass aus dieser Krise keine Lehren gezogen werden“. Der SPD-Vorsitzende im nordrhein-westfälischen Landtag, Jochen Ott, äußerte sich ähnlich. Er warnte vor einer „nachhaltigen Beschädigung“ des Erzbistums Köln, wenn Woelki „zurückkehrt, als wäre nichts gewesen“. Der Vorsitzende des Diözesanrats und Oberbürgermeister von Solingen, Tim Kurzbach, forderte eine Befragung der Gläubigen. Deren Teilhabe sei „das Gebot der Stunde“. Wenn die jetzigen Verantwortlichen und die deutschen Bischöfe es mit den jüngsten Reformbeschlüssen ernst meinten, müssten sie „die Gemeinden zu der Frage hören, ob es eine Zukunft mit Kardinal Rainer Woelki geben kann“.