Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki darf als Erzbischof der größten deutschen Diözese im Amt bleiben. Papst Franziskus habe Woelki auf dessen eigenen Wunsch hin aber eine „geistliche Auszeit“ von Mitte Oktober bis Anfang März kommenden Jahres gewährt, heißt es in einer Erklärung des Vatikans. In seiner Abwesenheit werde Weihbischof Rolf Steinhäuser als Apostolischer Administrator eingesetzt.
Papst lehnt Amtsverzichte von Puff und Schwaderlapp ab
Der Pontifex lehnte zudem die Amtsverzichte der Weihbischöfe Dominikus Schwaderlapp und Ansgar Puff ab. Diese waren in der Kölner Missbrauchsaffäre wegen Pflichtverletzungen beurlaubt worden. Puff werde seinen regulären Dienst sofort wieder aufnehmen. Schwaderlapp will hingegen auf eigene Bitte zunächst für ein Jahr als Seelsorger nach Kenia gehen, teilte der Heilige Stuhl mit. Bei Kardinal Woelki habe sich „kein Hinweis darauf ergeben, dass er im Umgang mit Fällen sexuellen Missbrauchs rechtswidrig gehandelt hat“, heißt es in dem Schreiben aus Rom weiter. Die Behauptung, der Geistliche habe etwas vertuschen wollen, sei widerlegt. „Dennoch hat Kardinal Woelki in der Herangehensweise an die Frage der Aufarbeitung insgesamt, vor allem auf der Ebene der Kommunikation, auch große Fehler gemacht. Das hat wesentlich dazu beigetragen, dass es im Erzbistum zu einer Vertrauenskrise gekommen ist, die viele Gläubige verstört“.
Woelki: „Habe Fehler bei der Aufarbeitung gemacht“
Kölner Erzbischöfe seit 1845 |
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1845-1864: J. von Geissel 1866-1885: P. Melchers 1885-1899: P. III. Krementz 1899-1902: Hubert T. Simar 1902-1912: Anton Fischer 1912-1919: F. v. Hartmann 1920-1941: Karl J. Schulte 1942-1969: Josef Frings 1969-1987: Joseph Höffner 1989-2014: J. Meisner seit 2014: Rainer M. Woelki |
Auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, reagierte verhalten auf die Entscheidung des Vatikans. „Ich nehme die Entscheidungen des Heiligen Vaters entgegen und hoffe, dass der Prozess einer Aussöhnung im Erzbistum Köln anlaufen wird. Ob dies innerhalb weniger Monate zu einer grundlegend veränderten Situation führen kann, vermag ich nicht zu beurteilen“. Rom sei jedoch sichtlich darum bemüht, Bewegung in die schwere Krisensituation im Hinblick auf das Vertrauen und die Führung des bischöflichem Amtes zu bringen. Diese belaste das Erzbistum Köln schwer und strahle weit darüber hinaus auf die Kirche im Land aus, so Bätzing weiter.
Bätzing sieht Parallele zu Tebartz-van Elst
Die Diözese am Rhein wird seit mehr als einem Jahr von einer Vertrauenskrise erschüttert. Der Unmut über den Erzbischof war gewachsen, nachdem dieser ein Gutachten über den Umgang mit Fällen sexualisierter Gewalt in seinem Bistum mit Verweis auf rechtliche Gründe stornierte. Es wuchs der Eindruck, Woelki wolle etwas vertuschen. Ein zweites Gutachten, das kirchlichen Führungskräften 75 Pflichtverletzungen im Umgang mit Fällen sexualisierter Gewalt attestierte, brachte ebenfalls keine Befriedung. Woelki selbst wurde in dem Gutachten juristisch entlastet. Kritiker appellierten dennoch an ihn, gerade auch als langjähriger Vertrauter des früheren Kölner Kardinals Joachim Meisner moralische Verantwortung für das System zu übernehmen. Einen Rücktritt lehnte der Kardinal aber mehrfach ab. Mitte Juni schickte Papst Franziskus daraufhin zwei Apostolische Visitatoren nach Köln. Es handelte sich um den Stockholmer Kardinal Anders Arborelius und den Rotterdamer Bischof Hans van den Hende. Diese befragten unter anderem Missbrauchsopfer und fertigten anschließend einen Untersuchungsbericht für den Papst.
Georg Bätzing indes erwartet keine Wiederaufnahme der Amtsgeschäfte Woelkis nach dessen Auszeit. „Die Entscheidung zu Kardinal Woelki erinnert mich in manchem an das römische Vorgehen im Blick auf meinen Amtsvorgänger in Limburg“. Der damalige Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst hatte mit völlig aus dem Ruder gelaufenen Kosten für einen neuen Bischofssitz für einen Skandal gesorgt und anschließend vom Papst ebenfalls eine „Auszeit“ erhalten. Danach bekam er einen Posten im Vatikan, den er bis heute innehat.