home Panorama Nach Skandalen: Schwedische Akademie vergibt Literatur-Nobelpreis 2018 erst im kommenden Jahr

Nach Skandalen: Schwedische Akademie vergibt Literatur-Nobelpreis 2018 erst im kommenden Jahr

Im Jahr 2018 wird kein Literatur-Nobelpreis verliehen. Dies gab die für die Vergabe zuständige Schwedische Akademie heute bekannt. Die Preisvergabe soll im kommenden Jahr zusammen mit dem Literatur-Nobelpreis für 2019 nachgeholt werden. Damit reagiert die Akademie auf den Belästigungs- und Korruptionsskandal, in dessen Folge bereits mehrere Jury-Mitglieder ihre Arbeit niedergelegt hatten.

Mehrere Akademie-Mitglieder legen Ämter nieder

INFO-BOX:
Schwedische Akademie
Die Schwedische Akademie wurde am 20. März 1786 von König Gustav III. gegründet. Sie hat ihren Sitz in Stockholm und die Aufgabe, die schwedische Sprache und Literatur zu fördern. Seit 1901 bestimmt sie den Literaturnobelpreisträger. In Schweden ist die Akademie auch unter dem Namen „De Aderton“ (Die Achtzehn) bekannt, da sie immer aus 18 Mitgliedern besteht, die auf nummerierten Stühlen Platz nehmen.
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„Wir halten es für nötig, Zeit zu investieren, um das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Akademie wieder herzustellen, bevor der nächste Preisträger verkündet werden kann“, sagte der Interimsvorsitzende der Schwedischen Akademie, Anders Olsson. Auch die Nobel-Stiftung selbst teilte mit, dass man die Entscheidung der Akademie unterstütze. Die Vertrauenskrise, in der sich die Akademie befinde, habe sich negativ auf den Nobelpreis ausgewirkt. Nun stehe umfassende Veränderungsarbeit an, mahnte die Stiftung.

Die Schwedische Akademie, die seit 1901 die Träger der Litertur-Nobelpreise kürt, ist seit Wochen durch einen Belästigungs- und Korruptionsskandal in einer schweren Krise. 18 Frauen hatten dem Mann des Akademiemitglieds Katarina Frostenson sexuelle Belästigung vorgeworfen, unter anderem soll er Kronprinzessin Victoria an den Po gefasst haben. Eine eigene Untersuchung der Akademie bestätigte „unakzeptables Verhalten in Form von unerwünschter Intimität“. Außerdem soll das Akademiemitglied über Fördergelder für den eigenen Kulturverein mitentschieden haben. Wegen des Umgangs der Akademie mit dem Skandal legten in der Folge mehrere Mitglieder ihre Ämter nieder, darunter auch die ständige Sekretärin Sara Danius, sodass aktuell nicht mehr die notwendigen zwölf Mitglieder zur Abstimmung über die Aufnahme neuer Mitglieder aktiv sind.

Preisvergabe nicht zum ersten Mal verschoben

Vor wenigen Tagen hatte sich auch der schwedische König Carl XVI. Gustaf in den Skandal eingeschaltet und die Mitglieder der Akademie dazu aufgerufen, ihrer Verantwortung gerecht zu werden und die Interessen des Gremiums in den Vordergrund zu stellen. Man müsse nun in Ruhe daran arbeiten, das Vertrauen zurückzugewinnen, so der schwedische König. Sieben Mal machte die Schwedische Akademie in der Geschichte des Nobelpreises von der Möglichkeit Gebrauch, den Literatur-Nobelpreis in einem Jahr nicht zu vergeben. Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Vergabe der Nobelpreise von 1940 bis 1943 sogar komplett ausgesetzt.

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