Das Unwort des Jahres 2015 ist „Gutmensch“. Nach Ansicht der Jury der „Sprachkritischen Aktion Unwort des Jahres“ ist es ein für 2015 prägender Begriff, der Hilfsbereitschaft generell als naiv und weltfremd geißelt.
1. Kampfbegriff mit wachsender Verbreitung
2. „Hausaufgaben“ und „Verschwulung“ auf den Plätzen
Kampfbegriff mit wachsender Verbreitung
Unwörter des Jahres |
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2006: Freiwillige Ausreise 2007: Herdprämie 2008: Notleidende Banken 2009: Betriebsrats-verseucht 2010: Alternativlos 2011: Döner-Morde 2012: Opfer-Abo 2013: Sozialtourismus 2014: Lügenpresse 2015: Gutmensch 2016: Volksverräter 2017: Alternative Fakten 2018: Anti-Abschiebe-Industrie 2019: Klimahysterie 2020: Rückführungs-patenschaften / Corona-Diktatur 2021: Pushback 2022: Klimaterroristen |
Genutzt wird der Ausdruck laut der Jury häufig in einem rechtspopulistischen Kontext, bleibt aber als Kampfbegriff nicht mehr nur auf diese Kreise beschränkt. Auch Journalisten haben „Gutmensch“ im vergangenen Jahr als Pauschalkritik am „Konformismus des Guten“ genutzt. Durch die Verwendung werde der demokratische Austausch von Sachargumenten behindert, heißt es in der Begründung weiter.
„Hausaufgaben“ und „Verschwulung“ auf den Plätzen
„Gutmensch“ steht nicht zum ersten Mal in der Kritik der für die Wahl verantwortlichen Sprachkritischen Aktion. Schon 2011 landete es auf dem zweiten Platz, ist im Zusammenhang mit dem Flüchtlingsthema aber erneut prominent geworden. Dadurch verdrängte es den Begriff „Hausaufgaben“ auf Rang 2, der im Zusammenhang mit Griechenland als schulmeisterlicher Hinweis auf den Reformbedarf und die nach Ansicht der Kommentatoren zu zögerliche Umsetzung eben jener genutzt wurde. Auf den dritten Platz wurde das Wort „Verschwulung“ gewählt, welches vom Autor Akif Pirincci geprägt wurde und die angebliche Verweichlichung der Männer anprangert.
Das Unwort des Jahres wird seit 1991 gewählt und soll das Sprachbewusstsein der Bevölkerung schulen, um Debatten zu mehr Sachlichkeit zu verhelfen. Gekürt werden die Begriffe von einer Jury aus Sprachwissenschaftlern und Journalisten. In diesem Jahr war außerdem der Kabarettist Georg Schramm an der Entscheidung beteiligt. Bei der Vorauswahl möglicher Begriffe stützt die Initiative sich auch auf Vorschläge aus der Bevölkerung, unter denen „Gutmensch“ in diesem Jahr auf Platz 3 rangierte.