Die Verbraucher müssen im kommenden Jahr mit deutlich höheren Strompreisen rechnen. Der Netzbetreiber Tennet will seine Netzentgelte um 80 Prozent erhöhen, was sich auch auf den Rechnungen von Privathaushalten bemerkbar machen wird. Als Begründung nennt man den schleppenden Netzausbau.
1. Netzstabilisierende Notmaßnahmen vervierfacht
2. Proteste und politischer Widerstand bremsen Ausbau
Netzstabilisierende Notmaßnahmen vervierfacht
Die Tennet Holding B.V. ist ein 1998 gegründeter niederländischer Stromnetzbetreiber mit Sitz in Arnheim. Das Tochterunternehmen Tennet TSO GmbH betreibt in Deutschland ein Höchstspannungsnetz mit einer Gesamtlänge von 10.700 Kilometern, das 2010 von E.ON erworben wurde. |
Problematisch ist das, weil die erzeugte Energie nicht zu den Verbrauchern geleitet werden kann und der Überschuss die Netze an die Überlastungsgrenze bringt. Dies zwingt Tennet und die Betreiber von Kraftwerken, Solarfarmen und Windparks zu netzstabilisierenden Notmaßnahmen. Im Falle eines Überschusses müssen entweder die Erneuerbaren abgeschaltet oder die Produktion der konventionellen Kraftwerke zurückgefahren werden. Dadurch steigen die Kosten. Weil sich diese Eingriffe in den letzten Jahren vervierfacht haben, dreht Tennet jetzt an der Preisschraube.
Proteste und politischer Widerstand bremsen Ausbau
Die Lösung des Problems wäre ein ausreichender Ausbau der Netze, der allerdings durch langwierige Genehmigungsverfahren, politischen Widerstand und Bürgerproteste entlang der geplanten Trassen verzögert wird. Laut Tennet sind nur fünf Prozent der geplanten Zusatzkosten für den Netzausbau gedacht, während der Rest die stabilisierenden Maßnahmen finanziert. Die Verzögerungen beim Ausbau werden damit zu einem größeren Kostenfaktor als die Modernisierung der Netze selbst.
Daran dürfte sich auch in den kommenden Jahren wenig ändern – im Gegenteil: Die Bundesnetzagentur warnt vor stark steigenden Netzkosten. Lagen diese 2015 bei 1,1 Milliarden Euro, könnten sie auf bis zu 4 Milliarden Euro pro Jahr steigen. Gleichzeitig zeichnet sich ab, dass die Netzausbauziele nicht mehr zu schaffen sein werden. Eigentlich sollten 2022 die notwendigen Trassen fertiggestellt werden, aber schon jetzt ist klar, dass einige wohl nicht vor 2025 betriebsbereit sein werden.