Der Journalist und Mitbegründer der Flüchtlingshilfsorganisation Cap Anamur, Rupert Neudeck, ist tot. Der 77-Jährige starb nach Angaben seines Umfeldes am Dienstag nach einer Operation am Herzen.
1. Gründer von Cap Anamur und Grünhelmen
2. Eigene Erlebnisse als Antrieb für Engagement
Gründer von Cap Anamur und Grünhelmen
Cap Anamur |
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Im Zentrum der Projekte von Cap Anamur stehen neben der medizinischen Versorgung Hilfebedürftiger auch die Weiterbildung des medizinischen Personals vor Ort sowie Baumaßnahmen zum Beispiel zur Instandsetzung medizinischer Einrichtung oder Schulen. Das Konzept von Cap Anamur stellt auf nachhaltig wirksame Hilfe in Krisenregionen ab (Hilfe zur Selbsthilfe). |
Neudeck war bis 2002 für die Organisation aktiv und verband die humanitäre Hilfe mit Öffentlichkeitsarbeit, was ihm teilweise Kritik einbrachte. Nach seinem Abschied von Cap Anamur hatte er den Ruf, bisweilen kompromisslos und autoritär zu agieren. Dies hinderte ihn jedoch nicht an der Beteiligung an einem weiteren Hilfsprojekt. Im Jahr 2003 gründete er gemeinsam mit Aiman Mazyek, dem heutigen Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime, die „Grünhelme“. Dabei handelt es sich um ein religionsübergreifendes Friedenskorps, das junge Handwerker in Krisengebiete entsendet, um dort beim Aufbau und der Wiedererrichtung von Häusern und der zerstörten Infrastruktur zu helfen.
Eigene Erlebnisse als Antrieb für Engagement
Neudecks Engagement dürfte in seiner eigenen Lebensgeschichte begründet gewesen sein. Er wurde 1939 in Danzig geboren und floh mit seiner Familie kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs vor der vorrückenden Roten Armee. Sein Überleben war auch dem glücklichen Zufall geschuldet, dass die Familie die geplante Evakuierung mit der „Wilhelm Gustloff“ verpasste. Das Kreuzfahrtschiff wurde später von einem sowjetischen U-Boot versenkt und riss mehr als 9.000 Menschen in den Tod.
Das Thema Flucht blieb für Neudeck sowohl bei seinem Engagement als Helfer als auch bei seiner journalistischen Arbeit bestimmend, blieb aber nicht das einzige. So trat er öffentlich als Unterstützer der Demonstration „Freiheit statt Angst“ auf, die sich gegen eine Ausweitung der staatlichen Überwachung stellt. Vor seinem Tod lebte der dreifache Vater mit seiner Frau in Troisdorf bei Bonn.