Wer dreieinhalb Wochen vor der Bundestagswahl am 26. September noch unentschlossen ist, kann jetzt auf eine weitere Entscheidungshilfe im Internet zurückgreifen. Seit Donnerstag ist der traditionsreiche Wahl-O-Mat der Bundeszentrale für politische Bildung freigeschaltet. Mit dem Online-Tool können Wählerinnen und Wähler ihre politischen Haltungen anhand von 38 Thesen mit den Positionen der einzelnen Parteien vergleichen. Auf jede These kann mit „Ja“, „Nein“ oder „Neutral“ geantwortet werden. Der Wahl-O-Mat ist auch via App nutzbar.
1. Wahl-O-Mat benötigt rund fünf Monate Vorbereitungszeit
2. Tool soll Unterschiede zwischen Parteien aufzeigen
3. Menschen sollen ins Gespräch kommen und wählen gehen
Wahl-O-Mat benötigt rund fünf Monate Vorbereitungszeit
Nach der Beantwortung der Thesen kann sich der Nutzer für maximal acht der an der Wahl teilnehmenden Parteien entscheiden, die bei der Auswertung berücksichtigt werden sollen. Erstmals bei einer Bundestagswahl kommt auch eine sogenannte „Tuning“-Funktion zum Einsatz. Sie erlaubt es auf einer Überblicksseite, sowohl die Antworten auf die Thesen als auch die Gewichtung zu ändern. Daraufhin wird sofort ein entsprechend geändertes Ergebnis dargestellt.
Bis ein Wahl-O-Mat startklar ist, benötigt es in der Regel etwas vier bis fünf Monate Vorbereitungszeit, berichtet Pamela Brandt, Projektleiterin für den Wahl-O-Mat bei der Bundeszentrale für politische Bildung. Zunächst erarbeitet ein 35-köpfiges Team aus 19 jungen Wählerinnen und Wählern gemeinsam mit 16 Wissenschaftlern und Experten die Themen. Anschließend werden die Thesen an die Parteien geschickt, die ihren Standpunkt angeben und mit bis zu 500 Zeichen begründen dürfen. „Alle Antworten im Wahl-O-Mat sind von den Parteien selbst gegeben, man vergleicht sich dann am Ende mit den Parteien“, so Brandt.
Tool soll Unterschiede zwischen Parteien aufzeigen
Wahl-O-Mat Bundestagswahl 2021 |
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Zum Wahl-O-Mat der Bundeszentrale für politische Bildung für die Bundestagswahl 2021 gelangen Sie mit einem Klick auf "mehr dazu". |
Stefan Marschall, Professor für Politik an der Universität Düsseldorf, hält dagegen. Sowohl die Formulierung der Fragen als auch die Themenauswahl geschehe nicht durch die Parteien. „Die Parteien haben sehr oft ihre Lieblingsthemen und deswegen ist es besonders wichtig zu schauen, dass nicht nur ein Thema bespielt wird, sondern dass verschiedene Themen auftauchen, möglichst die Breite des politischen Spektrums“. Wichtiger sei bei der Auswahl, dass die Unterschiede zwischen den Parteien zutage treten. „Deshalb sind Punkte, denen alle zustimmen oder die alle ablehnen, nicht relevant für den Wahl-O-Mat“.
Menschen sollen ins Gespräch kommen und wählen gehen
Die Bundestagsparteien halten Tools wie den Wahl-O-Mat im Übrigen grundsätzlich für hilfreich. Sie begrüßen jede Möglichkeit, mehr Wähler zu gewinnen. Das Tool soll jedoch keine Wahlempfehlung sein, sondern wichtige Informationen zur Wahl geben, so die Macher. Das sei den meisten Nutzern auch bewusst, so Politologe Marschall. Man wisse aus Befragungen zum Wahl-O-Mat, dass die meisten Nutzer bereits eine Parteipräferenz haben und schon wissen, wen sie wählen wollen. „Sie wollen nur nochmal schauen und abgleichen, ob diese Partei auch wirklich da steht, wo sie sie vermuten“.
Entscheidend sei, dass die Leute beginnen, sich für Politik zu interessieren, erklärte Projektleiterin Brandt. Und dieses Jahr ist das Rennen ums Kanzleramt spannend wie selten. Nach 16 Jahren geht die Ära von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) zu Ende. Um ihre Nachfolge bewerben sich mit Annalena Baerbock (Grüne), Armin Laschet (CDU) und Olaf Scholz (SPD) gleich drei aussichtsreiche Kandidaten mit verschiedenen Positionen und Schwerpunkten. Hier soll der Wahl-O-Mat unterstützend eingreifen. Die Menschen sollen sich anhand ihres Ergebnisses über Themen und Parteien austauschen. „Das ist es ja, was wir wollen: Die Leute sollen ins Gespräch kommen und am Ende zur Wahl gehen“, so Brandt.