Mit einem Misstrauensvotum hat die Opposition in Österreich den bisherigen Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) gestürzt. Der Antrag der SPÖ erhielt eine Mehrheit der Stimmen im Parlament. Es war das erste erfolgreiche Misstrauensvotum in der österreichischen Geschichte. Nach anderthalb Jahren im Amt steht das Land nun vorerst ohne Regierungschef da. Mit Kurz muss auch sein gesamtes Kabinett gehen.
1. Ehemaliger EU-Kommissar Fischler Kandidat für Kurz-Nachfolge
2. ÖVP mit Rekordergebnis bei Europawahl
Ehemaliger EU-Kommissar Fischler Kandidat für Kurz-Nachfolge
Bundeskanzler der Republik Österreich seit 1945 |
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1945: Karl Renner 1945-1953: Leopold Figl 1953-1961: Julius Raab 1961-1964: Alfons Gorbach 1964-1970: Josef Klaus 1970-1983: Bruno Kreisky 1983-1986: Fred Sinowatz 1986-1997: Franz Vranitzky 1997-2000: Viktor Klima 2000-2007: W. Schüssel 2007-2008: A. Gusenbauer 2008-2016: W. Faymann 2016: R. Mitterlehner 2016-2017: Christian Kern 2017-2019: Sebastian Kurz |
Der Misstrauensantrag ist der vorläufige Höhepunkt der österreichischen Regierungskrise, die mit der Veröffentlichung des Skandal-Videos von Ibiza seinen Anfang genommen hatte. Darin erweckt der ehemalige Vizekanzler und damalige FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache den Eindruck, offen für Korruption und Machtmissbrauch zu sein. Strache trat als Konsequenz am 18. Mai von allen Ämtern zurück, in der Folge brach die rechtskonservative Regierung auseinander.
Kurz muss nun auf die im September geplanten Neuwahlen hoffen. Bis dahin will die oppositionelle SPÖ die aktuelle Übergangsregierung durch ein Expertenkabinett ersetzt sehen. Der Kanzler habe in seiner 18-monatigen Regierungszeit und in der gegenwärtigen Krise jegliches Vertrauen verspielt. Die Übergangsregierung, die Bundespräsident van der Bellen in der vergangenen Woche vereidigt hatte, sieht die Opposition als „getarnte ÖVP-Alleinregierung“. Der designierte FPÖ-Chef und frühere Bundespräsidenten-Kandidat Norbert Hofer bedauerte unterdessen das Aus der ÖVP-FPÖ-Koalition. „Eine sehr beliebte, sehr erfolgreiche Koalition ist zu Ende gegangen“, so Hofer.
ÖVP mit Rekordergebnis bei Europawahl
Kurz seinerseits kritisierte in der Parlamentsdebatte die SPÖ dafür, dass sie den Misstrauensantrag auf die komplette Regierung ausgedehnt hat. „Aber was ich wirklich nicht verstehe, ist, dass das die Reaktion auf das gestrige Wahlergebnis ist, dass der Misstrauensantrag gegen meine Person jetzt auf die ganze Regierung ausgedehnt wird“, sagte Kurz. Die ÖVP unter dem abgewählten Regierungschef hatte bei der Europawahl mit rund 35 Prozent der Stimmen ein Rekordergebnis eingefahren. Gleichzeitig richtete er den Blick nach vorne. „Am Ende des Tages entscheidet in Österreich das Volk – und zwar im September.“