Der Stuttgarter Oberbürgermeister Fritz Kuhn will nicht für eine zweite Amtszeit kandidieren. Dies gab der Grünen-Politiker auf einer Pressekonferenz in Stuttgart bekannt. Nach Angaben des Südwestrundfunks (SWR) sagte der 64-Jährige, er wäre am Ende einer zweiten Amtszeit 73 Jahre alt gewesen. In diesem Alter frage man sich, ob man noch einmal etwas anderes machen wolle.
1. Grünen-Niederlage würde Ministerpräsident Kretschmann schaden
2. 56 Prozent der Stuttgarter mit Arbeit Kuhns nicht zufrieden
Grünen-Niederlage würde Ministerpräsident Kretschmann schaden
Er habe sich „über Weihnachten und Neujahr mit meiner Frau“ zu diesem Schritt entschlossen, sagte Kuhn. Es sei eine „schwierige persönliche Entscheidung“ gewesen, die mit seiner politischen Bilanz nach sieben Jahren als Stadtoberhaupt nichts zu tun habe. „Ich hätte vor dem Wahlkampf keine Bange gehabt, ich bin furchtlos und frei“, so Kuhn. Ende 2012 hatte sich der ehemalige Bundesvorsitzende der Grünen bei der Oberbürgermeisterwahl im zweiten Wahlgang mit Hilfe der SPD gegen den parteilosen Kandidaten Sebastian Turner durchgesetzt, der seinerseits von CDU, FDP und den Freien Wählern unterstützt worden war. Der neue Stuttgarter Oberbürgermeister wird am 8. November dieses Jahres gewählt, im März 2021 folgen Landtagswahlen in Baden-Württemberg. Sollten die Grünen in der Landeshauptstadt im Herbst eine Niederlage einfahren, würde dies somit auch den Wahlkampf von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) stark belasten.
Oberbürgermeister von Stuttgart seit 1911 |
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1911-33: K. Lautenschlager 1933-1945: Karl Strölin 1945-1974: Arnulf Klett 1974-1997: M. Rommel 1997-2013: W. Schuster 2013-2020: Fritz Kuhn |
56 Prozent der Stuttgarter mit Arbeit Kuhns nicht zufrieden
In Stuttgart können die Grünen bei der Abstimmung im Herbst auf ihr starkes Abschneiden bei der letzten Kommunalwahl im Mai vergangenen Jahres bauen. Damals hatte die Partei die CDU im Gemeinderat überholt und war stärkste Kraft geworden. Kuhn musste sich allerdings auch immer wieder Kritik als Stadtoberhaupt gefallen lassen. Bei einer Forsa-Umfrage im Mai 2018 stellten ihm rund 56 Prozent der Stuttgarter nur ein mäßiges Zeugnis aus und zeigten sich mit seiner Amtsführung unzufrieden. Kuhn, studierter Sprachwissenschaftler und Gründungsmitglied der Grünen, saß neun Jahre lang im Bundestag. Von 2000 bis 2002 war er Parteichef – zunächst zusammen mit Renate Künast, später an der Seite von Claudia Roth. Von 2005 bis 2009 stand der Vertreter des Realo-Flügels an der Spitze der Bundestagsfraktion.