Nach dem Nein zur Olympia-Bewerbung Hamburgs herrscht Katerstimmung bei den verantwortlichen Politikern und Sportfunktionären. Lange Zeit galt die Unterstützung der Bevölkerung als sicher. Viele sprechen von einer verpassten historischen Chance, doch nicht alle Kommentatoren sind vom Ergebnis überrascht.
1. „Chance für kommende Generationen vergeben“
2. Korruption und Doping als Ursachen
„Chance für kommende Generationen vergeben“
Hamburg hat sich entschieden: In einem über die vergangenen vier Wochen abgehaltenen Referendum hatten sich 51,6 Prozent der Bürger gegen die Abhaltung der Olympischen Sommerspiele 2024 in der Hansestadt ausgesprochen. Das Ergebnis dokumentiert einen deutlichen Meinungswandel. In früheren Umfragen hatten die Befürworter mit gut 70 Prozent vorn gelegen. Das Stimmungsbild in der Stadt war jedoch in den letzten Wochen immer stärker zu Ungunsten der Sportveranstaltung gekippt.
Neben Politikern und Funktionären des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) zeigten sich nach Bekanntgabe des Ergebnisses viele Sportler enttäuscht. Der ehemalige Handballer Stefan Kretzschmar twitterte beispielsweise, das Tor zur olympischen Sportwelt sei für immer geschlossen. Ähnlich pessimistisch äußerte sich Paralympics-Siegerin Kirsten Bruhn, die konstatierte, es sehe nun düster für den deutschen Leistungssport aus. Tatsächlich hatte der DOSB gehofft, den Spitzensport durch die Olympia-Ausrichtung beleben zu können. Diese Chance für die kommenden Generationen sei vergeben, meldete sich DOSB-Präsident Alfons Hörmann zerknirscht zu Wort. Es scheint, als würden der olympische Gedanke und Deutschland im Moment nicht zusammenpassen, so Hörmann.
Korruption und Doping als Ursachen
Als Ursache für die rückläufige Zustimmung der Hamburger mutmaßte er, dass die Flüchtlingskrise und der Terror von Paris dem Interesse an der Olympia-Ausrichtung geschadet haben. Vom Internationalen Olympischen Komitee in Lausanne hieß es, auch die nicht vollständig geklärte Frage der Finanzierung könnte für Verunsicherung gesorgt haben. Kritiker halten dem entgegen, dass die Sportwelt selbst über Jahre ihren Teil dazu beigetragen hat, die Begeisterung für sportliche Großveranstaltungen zu torpedieren. Nicht abreißende Meldungen über Korruptions- und Dopingskandale, an denen auch führende Mitglieder der Verbände beteiligt waren, hätten das Ansehen nachhaltig beschädigt.