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TikTok: Partnerschaft mit Oracle statt Verkauf an Microsoft

Die chinesische Technologiekonzern ByteDance will Insidern zufolge das US-Geschäft der Kurzvideoplattform TikTok nun offenbar doch nicht verkaufen. Wie Chinas englischsprachiger Fernsehsender CGTN unter Berufung auf „informierte Kreise“ berichtete, sei der ursprünglich angedachte Verkauf an Microsoft vom Tisch. Auch ein kurzfristig geplanter Verkauf an den US-Soft- und Hardwarehersteller Oracle werde ebenso nicht weiter verfolgt wie die Herausgabe des TikTok-Quellcodes an einen möglichen US-Käufer.

China will TikTok-Algorithmus nicht herausgeben

INFO-BOX:
TikTok
TikTok wurde im September 2016 von Zhang Yiming, dem Gründer von ByteDance, ins Leben gerufen. Am 2. August 2018 wurde TikTok der Nachfolger der App musical.ly und in der Folge zur führenden Kurzvideo-Plattform Asiens mit der weltweit größten Playback-Videogemeinde. Mit TikTok können Nutzer Musikclips ansehen sowie selbst kurze Videos (maximal 60 Sekunden) aufnehmen und durch das Hinzufügen von Spezialeffekten und Filtern bearbeiten. Zusätzlich bietet die App Funktionen eines sozialen Netzwerks.
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Geplant sei nun vielmehr eine Partnerschaft mit Oracle. Einerseits, um einem durch die Regierung von Präsident Trump angedrohten Verbot zu entgehen und andererseits die chinesische Regierung nicht zu verärgern. Im Rahmen des geplanten Vertrags würde Oracle der Technologiepartner von ByteDance werden und die Verwaltung der US-Benutzerdaten von TikTok übernehmen. Oracle sei darüber hinaus auch an einer Beteiligung an den TikTok-Vermögenswerten in den USA interessiert. Im August hatte US-Präsident Trump angeordnet, dass die chinesische Kurzvideoplattform aus Sicherheits- und Datenschutzbedenken ihr US-Geschäft an ein amerikanisches Unternehmen verkaufen müsse. Demnach könnten mithilfe der App Bewegungsprofile von Bundesbeamten erstellt und Firmen ausspioniert werden. Sollte ByteDance dieser Forderung nicht nachkommen, drohe ein Verbot der Plattform in den Vereinigten Staaten. Die Frist hierfür läuft am 20. September ab. ByteDance und TikTok bestreiten, Nutzerdaten an die chinesische Regierung weiterzugeben.

Microsoft, das lange als aussichtsreichster Kandidat für die Übernahme des TikTok-Geschäfts in den USA, Kanada, Neuseeland und Australien galt, gab zuvor bekannt, dass ByteDance das Kaufangebot des Konzerns abgelehnt habe. Man sei sicher gewesen, „dass unser Angebot gut für TikTok-Nutzer gewesen wäre, während nationale Sicherheitsinteressen geschützt“ gewesen wären, hieß es in der Microsoft-Mitteilung. In den vergangenen Tagen hatte die Regierung in Peking zudem noch versucht, den Deal mit neuen Regeln zu torpedieren. Algorithmen könnten nun nur noch nach Zustimmung der Behörden an ausländische Unternehmen verkauft werden, legte das chinesische Handelsministerium fest. TikToks Algorithmus gilt als entscheidend für die Beliebtheit der App. Zudem arbeitet TikTok mit künstlicher Intelligenz und zeigt den Nutzern beinahe ausschließlich Videos, die diese aufgrund zuvor geschauter Filme mögen könnten. Besonders junge Nutzer zieht die App damit deutlich länger in ihren Bann als andere bild- und videolastige Netzwerke.

WeChat ab 20. September in den USA verboten

Oracle oder ein neu zu gründender US-Ableger von TikTok, an dem der Konzern beteiligt wäre, müssten also nach erfolgtem Vertragsabschluss schnell einen neuen Algorithmus entwickeln, um auch die US-Nutzer bei der Stange zu halten. Zudem ist unklar, ob sich Präsident Trump mit der Vereinbarung von Oracle und ByteDance zufrieden gibt. Noch am Freitag vergangener Woche hatte er eine Verlängerung der Frist kategorisch ausgeschlossen. Zudem hatte er bereits vor Wochen verkündet, seine Regierung bestehe auf einem Anteil aus dem Kaufpreis. Schließlich vermittele man den Deal ja. Ob dies rechtlich überhaupt zulässig wäre, ist unklar. Platzt auch der Plan mit Oracle und würde in der Folge TikTok in den USA verboten, wäre dies der nächste Schlag im chinesisch-amerikanischen IT-Kampf. Vom 20. September an soll bereits die Multifunktions-App WeChat des chinesischen Software-Konzerns Tencent in den Vereinigten Staaten verboten sein.

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Dennis Hain

Dennis Hain (B. Sc. Inf., B.Sc. CS) ist großer Technik und Games Fan. In seinem Job konnte er sich tiefe Kenntnisse der Software-Entwicklung im medizinischen Umfeld und künstlicher Intelligenz für Vollpreis-Computerspiele aneignen. Privat kann er keinem Spiel aus dem Weg gehen - auf News-Mag.de ist er daher für die Bereiche Technik und Spiele verantwortlich.