home Auto, Wirtschaft VW-Tochter MAN will bis zu 9.500 Stellen in Deutschland und Österreich streichen

VW-Tochter MAN will bis zu 9.500 Stellen in Deutschland und Österreich streichen

Volkswagen will bei seiner LKW- und Bustochter MAN in Deutschland und Österreich bis zu 9.500 Stellen abbauen und dadurch Milliarden einsparen. Bis 2023 erhoffe man sich so eine Ergebnisverbesserung von rund 1,8 Milliarden Euro, gab die Münchener Tochter aus der Nutzfahrzeugholding Traton am Freitag bekannt. Stellen sollen in allen Bereichen gestrichen werden, zudem wollen die Manager Produktion und Entwicklung an andere Standorte verlegen. Der Produktionsstandort im österreichischen Steyr sowie die Betriebe in Plauen (Sachsen) und Wittlich (Rheinland-Pfalz) könnten ganz aufgegeben werden. Bereits im März hatte MAN einen Stellenabbau angekündigt, damals war noch von einer Streichung von 6.000 Arbeitsplätzen die Rede.

MAN-Betriebsrat kritisiert „Rasenmäher-Methode“

INFO-BOX:
MAN
Die Wurzeln des heutigen MAN-Konzerns führen zurück bis zur 1758 gegründeten Eisenhütte St. Antony in Oberhausen und der 1840 in Augsburg entstandenen Sander’schen Machinenfabrik, die 1898 zur Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg AG und 1908 zur M.A.N. wurde. 2011 übernahm Volks-wagen MAN und fusionierte das Unter-nehmen mit seiner Tochter Scania. Seit 2018 ist MAN Teil der Volkswagen-Holding Traton (u.a. mit den VW-Nutzfahrzeug-marken Scania und Neoplan).
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Der Betriebsrat des Konzerns reagierte mit scharfer Kritik auf die Ankündigung. „Es kann nicht sein, dass Stellenabbau und Standortschließungen die einzigen Lösungsansätze sind, die dem Vorstand einfallen“, sagte der Betriebsratsvorsitzende Saki Stimoniaris. Er bezeichnete die Pläne als „Konzepte von tief unten aus der Mottenkiste“ und als „Rasenmäher-Methode“. Durch die Pläne würde in Deutschland und Österreich fast jeder zweite Job wegfallen.

Stimoniaris kritisierte weiter, die verschiedenen Chefs von MAN hätten es nicht verstanden, in Zeiten guter Konjunktur für ausreichend Rendite zu sorgen, um eine Krise wie die derzeitige Pandemie zu überstehen. Die Belegschaft könne weder etwas für die roten Zahlen noch für Corona. „Doch für beides sollen wir nun büßen“, so Stimoniaris. Dies sei mit dem Betriebsrat nicht zu machen. Er forderte stattdessen den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen und kündigte an, dem Vorstand eigene Konzepte zur Zukunft von MAN vorzulegen.

Bei MAN steht bereits seit längerem ein größerer Stellenabbau zur Diskussion. Generell steht die Branche seit einiger Zeit wegen der weltweit stark sinkenden Nachfrage nach Lastwagen unter Druck. Die Corona-Pandemie verschärfte die Situation des Unternehmens zuletzt nochmals. In Europa rechnete MAN schon vor der Corona-Krise mit einem Rückgang zwischen 10 und 20 Prozent in diesem Jahr. Über das Vorgehen hatte es zwischen Ex-VW-Nutzfahrzeugvorstand und Traton-Chef Andreas Renschler und der Arbeitsnehmerseite heftigen Streit gegeben. Renschler musste schließlich Anfang Juli seine Posten bei Volkswagen räumen, Traton und MAN erhielten neue Chefs. Für den Umbau veranschlagt MAN Kosten im mittleren bis oberen dreistelligen Millionenbereich. Nun sollen zeitnah Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern aufgenommen werden.

Umsatzrendite von acht Prozent bis 2023 angepeilt

MAN gehört mit seinem LKW- und Busgeschäft neben der deutlich profitableren schwedischen Scania zur mittlerweile an der Börse notierten Traton SE von Volkswagen. Weltweit beschäftigt der Konzern etwa 40.000 Mitarbeiter. Der Umsatz betrug im vergangenen Jahr rund elf Milliarden Euro. Mit der nun angekündigten Neuausrichtung soll bis 2023 eine operative Umsatzrendite von acht Prozent erwirtschaftet werden. 2019 lag diese bei lediglich 2,9 Prozent.