Vor rund einem Monat hat das US-Handelsministerium ein Exportverbot über den chinesischen Smartphone-Hersteller ZTE verhängt, da das Unternehmen mehrfach gegen bestehende Exportsperren in den Iran und Nordkorea verstoßen haben soll. Durch das auf sieben Jahre veranschlagte Verbot dürfen US-Unternehmen wie beispielsweise Dolby oder Qualcomm keine Komponenten mehr an ZTE liefern. Wie das Unternehmen heute mitteilte, muss es nun „große Teile der operativen Aktivitäten“ einstellen.
1. Rettungsversuch von MediaTek zum Scheitern verurteilt
2. „Worst Case“: Huawei entwickelt Alternativ-Betriebssystem
Rettungsversuch von MediaTek zum Scheitern verurteilt
ZTE |
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Die "Zhong Xing Telecommunication Equipment Company Limited" (ZTE) wurde 1985 gegründet und hat ihren Sitz im chinesischen Shenzhen. ZTE expandiert seit 1996 auch in ausländische Märkte. Schwerpunkt des Portfolios sind Produkte aus dem Telekommunikations- und Netzwerkbereich (UMTS, LTE, xDSL, IPTV). Als erstes Smartphone kam 2013 das ZTE Open auf den Markt. Weitere bekannte Modellfamilien sind u.a. ZTE Blade und ZTE Axon 7. |
Noch am Mittwoch war kurzfristig eine schnelle Rettung in Sicht, als das taiwanesische Wirtschaftsministerium dem Chiphersteller MediaTek erlaubt hatte, für Qualcomm in die Bresche zu springen. Dies hätte jedoch große Umstrukturierungen bei ZTE sowie weiteren Zulieferern vorausgesetzt, die in der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit nicht umgesetzt werden können. Ein ZTE-Spitzenmanager bezeichnete bereits zuvor die kommenden zwei Wochen als „kritisches Zeitfenster“ für den Fortbestand des kompletten Unternehmens, so „Bloomberg“ weiter.
Da die US-Sanktionen generell amerikanische Technologien umfassen, dürfte auch die Android-Lizenz für ZTE verloren gehen. Das Unternehmen könnte für Smartphones außerhalb Chinas dann zwar immer noch auf das Android Open Source-Projekt ohne Google-Dienste zurückgreifen, für viele Normal-Nutzer dürfte die nachträgliche Installation zahlreicher Apps und Dienste jedoch zu aufwändig sein. Die Verkaufszahlen von ZTE-Smartphones würden in der Folge wohl rapide einbrechen.
„Worst Case“: Huawei entwickelt Alternativ-Betriebssystem
Unterdessen prüft die amerikanische Regierung auch zusätzliche Maßnahmen gegen ZTE-Konkurrent Huawei. Auch dieser soll trotz bestehender Handelssanktionen Produkte mit US-Technik in den Iran geliefert haben. Anders als ZTE hat Huawei aber offenbar eine Android-Alternative für den Fall in der Hinterhand, dass ihm die entsprechende Lizenz entzogen werden sollte. Wie die „South China Morning Post“ berichtet, hat das Unternehmen für dieses „Worst Case“-Szenario bereits 2012 mit der Entwicklung eines alternativen Smartphone-Betriebssystems begonnen und dessen Entwicklung bis heute vorangetrieben. Intern wird jedoch eingestanden, dass die Eigenentwicklung mit Android nicht mithalten kann und auch nur wenige Apps von Drittentwicklern zur Verfügung stehen.