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APAS: Chef der Wirtschaftsprüferaufsicht handelte mit Wirecard-Aktien

Der Chef der Wirtschaftsprüferaufsicht APAS, Ralf Bose, hat während der Ermittlungen der Behörde zum Wirecard-Skandal mit Aktien des Skandalunternehmens gehandelt. Er habe die Aktien am 28. April 2020 gekauft und am 20. Mai wieder verkauft, sagte Bose in der Nacht zum Freitag nach Teilnehmerangaben im Untersuchungsausschuss des Bundestags. Anfang Mai hatte die Aufsichtsbehörde ein förmliches Berufsaufsichtsverfahren gegen die Wirecard-Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young (EY) eingeleitet. Zuvor liefen bereits Vorermittlungen. Mehrere Abgeordnete forderten anschließend einen Personalwechsel an der Spitze der APAS.

Ausschuss-Teilnehmer fordern Bose-Ablösung

INFO-BOX:
Wirecard
Wirecard wurde 1999 gegründet und bot Lösungen für den elektronischen Zahlungs-verkehr, das Risikomanage-ment sowie die Herausgabe und Akzeptanz von Kreditkarten an. Die Tochtergesellschaft Wirecard Bank verfügte seit 2006 über eine deutsche Banklizenz. Seit 2002 war Markus Braun CEO und CTO der Wirecard AG. 2006 wurde das Unternehmen in den TecDAX und im September 2018 in den DAX aufgenommen. Seit 2015 bot Wirecard die mobile App „boon.“ für Bezahlvorgänge an, die kontaktloses Bezahlen per NFC-Technik ermöglicht.
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Der Obmann der Unions-Fraktion im Wirecard-Untersuchungsausschuss, Matthias Hauer, sagte: „Das ist starker Tobak. Ein solches Verhalten kann nicht ohne Konsequenzen für ihn persönlich bleiben“. Der FDP-Finanzpolitiker Florian Toncar erklärte, Bose könne aus seiner Sicht nicht im Amt bleiben. Sein Kollege von den Grünen, Danyal Bayaz, pflichtete dem bei. „Ohne einen Neuanfang an der Spitze der APAS wird es kaum möglich sein, verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen“. Hier sei nun Bundeswirtschafsminister Peter Altmaier (CDU) am Zug. Dieser teilte mit, er habe seit der Nacht Kenntnis von dem Vorfall. Man werde nun „mit den Beteiligten sprechen“. Dabei müsse man prüfen, ob Regeln eingehalten wurden – und ob es Konsequenzen geben müsse. Gleichzeitig warnte Altmaier aber auch vor Schnellschüssen. Das Thema werde am Freitag intensiv besprochen. Die APAS ist für die Aufsicht von Wirtschaftsprüfern wie EY oder KPMG zuständig. Das Bundeswirtschaftsministerium wiederum hat die Rechtsaufsicht über die APAS.

An besagtem 28. April war der Kurs der Wirecard-Aktie abgestürzt, nachdem die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG in einem Sonderbericht aufgedeckt hatte, dass es keine Nachweise für die Existenz von angeblichen Kundenbeziehungen und daraus erzielten Umsätzen des aufstrebenden Fintechs gab. Zuvor hatten die Prüfer von EY jahrelang die Wirecard-Bilanzen abgesegnet. Inzwischen hat der ehemalige DAX-Konzern aber Luftbuchungen in Höhe von fast zwei Milliarden Euro eingeräumt.

Er habe an das Geschäftsmodell von Wirecard geglaubt, sagte Bose nach Angaben von Teilnehmern im Ausschuss. Ob es mit der Eröffnung des förmlichen Verfahrens gegen EY zusammenhing, dass er die Aktien nach kurzer Zeit mit Verlusten wieder verkaufte, blieb zunächst offen. Bayaz hat indes bei der Finanzaufsicht BaFin eine Verdachtsanzeige wegen Insiderhandels gegen den APAS-Chef gestellt. Nach Angaben des ARD-Hauptstadtstudios schreibt der Grünen-Politiker darin, dass die BaFin unverzüglich Strafanzeige gegen den Behördenleiter stellen müsse, sollte sich der Verdacht des Insiderhandels bestätigen.

Auch BaFin-Mitarbeiter handelten mit Wirecard-Aktien

Die Abgeordneten des Untersuchungsausschusses forderten zudem, dass es künftig klarere Regeln gegen Insiderhandel in Aufsichtsbehörden und den Ministerien selbst geben müsse. Auch BaFin-Beschäftigte hatten in den Monaten vor der Pleite verstärkt mit Wirecard-Papieren gehandelt. Aus diesem Grund müsse auch BaFin-Chef Felix Hufeld zurücktreten, forderte der AfD-Finanzpolitiker Kay Gottschalk. Hans Michelbach (CSU) sagte, man müsse herausfinden, was zwischen Bose und Hufeld an dem Tag besprochen worden sei, an dem Bose seine Wirecard-Aktien verkauft habe. Fabio De Masi von den Linken, wie Florian Toncar ein Mitinitiator des Untersuchungsausschusses, rückte in erster Linie Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier ins Visier. Dieser müsse sich vorwerfen lassen, dass es für die APAS nur ein ungeeignetes Regelwerk gegeben habe, um Interessekonflikte und Insidergeschäfte zu verhindern. „Und noch nicht einmal das wurde vom Ministerium in irgendeiner Weise kontrolliert“.