home Wirtschaft Corona-Krise: Kritik an Jobabbau-Plan von H&M – Promod und Pimkie vor dem Aus

Corona-Krise: Kritik an Jobabbau-Plan von H&M – Promod und Pimkie vor dem Aus

Der schwedische Modehändler H&M will in Deutschland rund 800 Stellen streichen. Dies entspräche rund fünf Prozent aller Beschäftigten des Unternehmens in der Bundesrepublik. Wie H&M bekanntgab, versuche man, den Stellenabbau über ein Freiwilligenprogramm zu erreichen, um betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden. Sollte dies nicht ausreichen, werde die Entscheidung über eine Sozialauswahl getroffen.

Kündigungsschutz erlischt mit Rückkehr aus Elternzeit

Wie „Business Insider“ berichtet, legte die Unternehmensführung dazu dem Gesamtbetriebsrat ein Freiwilligenprogramm vor, in dem vor allem Angestellte in Elternzeit als prädestinierte Gruppe für Entlassungen aufgelistet werden. Da bei H&M vornehmlich Frauen arbeiten, dürfte es sich also in den meisten Fällen um junge Mütter handeln. Diese können offenbar nicht zu den umsatzstarken Abendzeiten oder an Samstagen arbeiten. Die betreffenden Mitarbeiterinnen sind zwar durch die Eltern vor Kündigung geschützt, dieser Schutz erlischt jedoch mit der Rückkehr an den Arbeitsplatz. H&M sei laut „Business Insider“ daran gelegen, vor allem Personal in Filialen einzusparen, die wenig Umsatz erwirtschaften.

H&M-Nettoumsatz sinkt um 18 Prozent

INFO-BOX:
Hennes & Mauritz (H&M)
Hennes & Mauritz (H&M) wurde im Oktober 1947 im schwedischen Västerås gegründet. Heute hat das Unternehmen seinen Sitz in Stockholm und beschäftigt weltweit mehr als 160.000 Mitarbeiter. Zu H&M gehören neben der Hausmarke die Labels COS, Monki, Cheap Monday, Weekday, & other Stories sowie Arket.
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Kritik an dem Vorgehen kam umgehend von der Gewerkschaft Verdi: „H&M-Deutschlandchef Thorsten Mindermann verhält sich wie ein Unternehmenspatriarch, der Entscheidungen über die Köpfe von Frauen hinweg trifft. Im Grundgesetz heißt es klipp und klar: Jede Mutter hat Anspruch auf den Schutz und die Fürsorge der Gemeinschaft. Eigentum verpflichtet daher auch Unternehmen wie H&M, Frauen in Elternzeit und berufstätigen Müttern familienfreundliche Arbeitszeiten zu ermöglichen, anstatt ihre Doppelbelastung als Schwäche auszunutzen und sie zu versuchen auf die Straße zu setzen“, sagte Cosimo-Damiano Quinto von der Verdi-Bundesfachgruppe Einzelhandel.

H&M dementierte die Vorwürfe indes. Gegenüber dem „Spiegel“ teilte das Unternehmen mit, das Freiwilligenprogramm richte sich nicht vorrangig an Mütter und Väter, sondern an alle Kolleginnen aus unterschiedlichen Beschäftigungsverhältnissen, die sich für das Programm entscheiden könnten. Man gehe ganz klar nach geltenden rechtlichen Bestimmungen vor. Die Corona-Krise hat den Konzern schwer getroffen. Der Nettoumsatz der H&M-Gruppe sank weltweit im Geschäftsjahr von Dezember 2019 bis November 2020 um 18 Prozent auf rund 187 Milliarden schwedische Kronen (ca. 18,3 Milliarden Euro). Bereits im Oktober vergangenen Jahres hatte H&M daher angekündigt, sein Filialnetz ausdünnen zu wollen.

Promod macht alle deutschen Filialen dicht

Unterdessen stecken auch zwei französische Modeketten tief in der (Corona-)Krise. Der insolvente Fast-Fashion-Filialist Pimkie will nach Angaben des Fachmagazins „Textilwirtschaft“ 40 seiner 75 deutschen Geschäfte schließen und 150 Mitarbeiter entlassen. Die Gläubiger hätten dem Insolvenzplan demnach einstimmig zugestimmt. „Ohne die teilweise schmerzhaften Anpassungen der Standortmieten hätte die weitere Existenz von Pimkie in Deutschland zweifellos infrage gestanden“, sagte Patrick van der Linden, operativer Geschäftsführer der Pimkie-Gruppe, gegenüber dem Magazin. Das Insolvenzverfahren bei Pimkie läuft seit September 2020.

Schon vor neun Monaten ging der französische Modehändler Promod in die Insolvenz. Nun steht die Kette nach 30 Jahren in Deutschland komplett vor dem Aus. Wie der Insolvenzverwalter jetzt mitteilte, sollen Ende Februar die letzten 32 deutschen Promod-Filialen schließen. Die anhaltende Corona-Pandemie und die damit einhergehenden Schließungen hätten den Umsatz derart einbrechen lassen, dass auch die zwischenzeitlichen Lockerungen den Verlust nicht wettmachen konnten. Sowohl Pimkie als auch Promod wollen sich zukünftig auf den Online-Handel fokussieren und ihre Aktivitäten im Internet entsprechend ausbauen.