Das „Frucht Müsli“ von Seitenbacher ist von der Verbraucherzentrale Hamburg (vzhh) zur „Mogelpackung des Jahres 2020“ gekürt worden. Mehr als die Hälfte der 21.409 Teilnehmer des durchgeführten Online-Votings hätten für das Produkt votiert (11.659 Stimmen / 54,5 Prozent), teilte die Verbraucherzentrale mit. Seitenbacher hatte das Müsli im vergangenen Jahr als vermeintlich neues Produkt auf den Markt gebracht. Doch die Zutatenliste sei quasi identisch mit dem kurz zuvor vom Markt genommenen Vorgängerprodukt gewesen, so die vzhh.
1. „Frucht Müsli“: Versteckte Preiserhöhung von 75 Prozent
2. Verbraucherschützer schlagen Transparenzplattform vor
„Frucht Müsli“: Versteckte Preiserhöhung von 75 Prozent
Verändert hatte sich beim neuen Müsli allerdings die Füllmenge: von zuvor 1.000 auf 750 Gramm. Gleichzeitig stieg der Preis im Einzelhandel von 3,79 auf 4,99 Euro, was einer versteckten Preiserhöhung von 75 Prozent entspricht. „Viele Kunden werden beim Einkauf hinters Licht geführt, weil die Hersteller die Füllmengenreduzierung oft geschickt vertuschen“, sagte Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg. Der Handel profitiere häufig mit Preiserhöhungen von diesen Tricks. So entstehe eine „Win-win-Situation für Händler und Hersteller auf Kosten der Verbraucher“. Aufgrund der Veröffentlichungen der vzhh soll Seitenbacher das „Frucht Müsli“ mittlerweile vom Markt genommen haben. In einigen Supermärkten ist es nach Recherche der Verbraucherschützer aber noch erhältlich.

© vzhh.de / Verbraucherzentrale Hamburg
Auf den weiteren Podest-Plätzen landeten weit abgeschlagen „Milka Osterhase & Weihnachtsmann“ von Mondelez (18,8 Prozent) und die „Kinderschokolade“ von Ferrero (18,5 Prozent). Osterhasen und Weihnachtsmänner seien geschrumpft. Trotzdem habe Mondelez im Verkauf höhere Preise durchsetzen können, was einer Preissteigerung von bis zu 36 Prozent entspricht. Bei der Kinderschokolade habe Hersteller Ferrero vor fünf Jahren zwei Riegel mehr in die Packung gesteckt, den Preis erhöht und das Produkt mit „Dauerhaft mehr Inhalt“ beworben. Nun sei man zur früheren Größe von acht Riegeln zurückgekehrt, der Preis blieb jedoch derselbe. Auf Platz 4 landeten die „Whiskas Knuspertaschen von Mars (4,3 Prozent) mit einer versteckten Preiserhöhung von 20 Prozent. Den 5. Platz der Online-Abstimmung belegte schließlich die „Bifi Minisalami“ von Jack Link’s (3,9 Prozent), bei der die Salami von 25 auf 22,5 Gramm schrumpfte, was einem versteckten Preisaufschlag von bis zu 16 Prozent entspricht.
Verbraucherschützer schlagen Transparenzplattform vor
Mogelpackung des Jahres |
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2015: Bebe Zartcreme von Johnson & Johnson 2016: Evian Wasser von Danone Waters 2017: Vitalis Früchtemüsli von Dr. Oetker 2018: Chipsletten von Lorenz Snack-World 2019: Mirácoli von Mars 2020: Frucht Müsli von Seitenbacher 2021: Paprika Sauce von Homann |
2019 war dies das Nudelgericht Mirácoli von Mars, 2018 die Chipsletten von Lorenz Snack-World und 2017 das Vitalis-Früchtemüsli von Dr. Oetker. „Verbraucher können sich gegen die „Weniger-drin-Preis-gleich-Masche nicht wehren, denn die Tricksereien sind beim normalen Einkauf kaum zu bemerken“, so Valet.
Umso wichtiger sei es, dieses „Dauerärgernis für Verbraucher“ vonseiten der Politik endlich anzugehen. Obwohl Bundesverbraucherschutzministerin Christine Lambrecht im vergangenen Jahr angekündigt hatte, bei versteckten Preiserhöhungen für mehr Klarheit zu sorgen, sei bisher nichts passiert. Die Verbraucherschützer schlagen daher eine Transparenzplattform vor, auf der Hersteller vorab Füllmengenreduzierungen verpflichtend melden müssten.