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Deutsche Bank schließt 200 Postbank-Filialen bis Ende 2023

Die Deutsche Bank streicht das Filialnetz ihrer Marke Postbank deutlich stärker zusammen als bisher geplant. Bis Ende 2023 soll die Zahl der Geschäftsstellen von derzeit noch etwa 750 auf rund 550 sinken, sagte der Vertriebschef des deutschen Privatkundengeschäfts der Deutschen Bank, Philipp Gossw, am Dienstag im Gespräch mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Darauf habe man sich mit den Sozialpartnern und dem Geschäftspartner Deutsche Post verständigt. Bisher hatte das Management etwa 50 Filialschließlungen pro Jahr geplant.

Alltägliche Bankgeschäfte verlagern sich ins Internet

INFO-BOX:
Postbank
Die Deutsche Postbank AG wurde im Zuge der ersten Postreform 1989 als staatliche Deutsche Bundespost Postbank gegründet und im Rahmen der Privatisierung 1994 zur Deutsche Postbank AG. Ihr Sitz ist in Bonn. Von 2008 bis 2015 wurde sie nach und nach von der Deut-schen Bank übernommen.
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„Wir schließen ganz überwiegend Filialen in Städten, sodass unsere Kunden immer noch eine Postbank-Filiale in der Nähe haben“, sagte Gossow. Für die 550 Filialen, die Ende übernächsten Jahres noch verbleiben, gebe es eine Standortgarantie bis Ende 2024. Mit den Kürzungen fallen weitere Arbeitsplätze weg. Dies betreffe vor allem die Beschäftigten am Schalter, so Gossow. Zum Umfang der Stellenstreichungen wollte er sich nicht äußern. Der Abbau erfolge jedoch sozial verträglich. Zudem benötige man auf anderen Feldern neues Personal, da die Wertpapierberatung und die Vermittlung von Ratenkrediten für die Postbank zu den Wachstumsfeldern gehören.

Mit dem beschleunigten Filialabbau reagiere man in erster Linie auf das veränderte Kundenverhalten, erläuterte Gossow. „Die Kunden kommen weniger in die Filiale für tagtägliche Anliegen. Früher ist man für einen Kontoauszug oder eine Adressänderung in die Filiale gegangen. Heute mache viele unserer Kunden das im Internet oder mit der App“. Ähnliches gelte für Dienstleistungen, die die Postbank nach wie vor für ihren früheren Mutterkonzern Deutsche Post erbringt. „Außerdem baut die Post ihr Angebot an Packstationen als Ergänzung zu den Filialen aus, Pakete nimmt auch der DHL-Bote entgegen“.

Filialen könnten reine Beratungscenter werden

Schon in den vergangenen Jahren hatte die Postbank ihr Filialnetz deutlich verkleinert. Von ehemals etwa 1.000 Standorten musste seither jede vierte Filiale schließen. An der Existenzberechtigung von Bankfilialen will Gossow aber nicht rütteln. „Für beratungsintensive Finanzentscheidungen, wie etwa den Kauf eines Eigenheims oder die Anlage großer Geldbeträge, suchen die Kunden nach wie vor das persönliche Gespräch mit dem Bankberater oder der Bankberaterin“. Daher bleibe die Filiale auch in Zukunft wichtig, genauso wie ein flächendeckendes Filialnetz. Allerdings müssten die Standorte zukünftig nicht mehr wie klassische Bankfilialen aussehen. So müsse sich nicht jede Filiale in bester Innenstadtlage befinden und einen Geldautomaten haben. Stattdessen könne es reine Beratungscenter geben, die aus Büros und Beratungszimmern bestehen. Dies sei nicht zuletzt deutlich günstiger. Außerdem plane die Postbank – wie es die Muttergesellschaft bereits praktiziert – ihren Kunden zukünftig auch eine Videoberatung anzubieten.

Deutsche Bank dünnt auch eigenes Filialnetz aus

Auch die Marke Postbank steht laut Gossow nicht zur Debatte. „Die Marken Deutsche Bank und Postbank bleiben nebeneinander bestehen“. Allerdings will der Konzern Geld sparen, beispielsweise indem Filialen beider Marken im selben Gebäude untergebracht werden. So könne im ersten Stock über einer Postbank-Filiale ein Beratungscenter der Deutschen Bank liegen. Aber nicht nur die Postbank verknappt ihre Filialen, auch die Hauptmarke macht viele ihrer bisherigen Standorte dicht. Von zuvor rund 500 Filialen mit Deutsche Bank-Logo sollen schon Ende dieses Jahres nur noch etwa 400 übrig sein.