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Europäische Zentralbank startet im Oktober Testphase für digitalen Euro

Die Europäische Zentralbank (EZB) plant, ab dem 12. Oktober die Einführung eines digitalen Euros zu testen. Das gab EZB-Präsidentin Christine Lagarde am Freitag bekannt. In den kommenden Wochen sollen dazu interne Tests mit einer Digitalwährung starten. Zeitgleich wird es eine öffentliche Befragung von Bürgern sowie Fachleuten aus der Wissenschaft geben zum Für und Wider eines digitalen Euros geben. Etwa Mitte kommenden Jahres will die Notenbank dann über den Start eines digitalen Euro-Projekts entscheiden.

Digitaler Euro: EZB-Aufsicht würde Stabilität sichern

„Die Menschen in Europa bezahlen, sparen und investieren immer häufiger auf elektronischem Weg. Unsere Aufgabe ist es, das Vertrauen in unsere Währung zu sichern. Deshalb müssen wir dafür sorgen, dass der Euro für das digitale Zeitalter gerüstet ist“, sagte die EZB-Präsidentin. „Wir sollten darauf vorbereitet sein, einen digitalen Euro einzuführen, sollte dies erforderlich werden“. Ein digitaler Euro würde technisch dem Bitcoin oder dem maßgeblich von Facebook getragenen Projekt Libra ähneln. Im Gegensatz zu den privatwirtschaftlichen Initiativen stünde ein digitaler Euro jedoch unter der Aufsicht einer Zentralbank, die die Stabilität der Währung sichern würde. „Die Einführung eines digitalen Euro kann in verschiedenen Szenarien erforderlich sein, etwa wenn die Menschen nicht mehr mit Bargeld zahlen wollen, oder in extremen Situationen wie Naturkatastrophen oder Pandemien, in denen andere herkömmliche Zahlungsdienstleistungen nicht mehr funktionieren“, so EZB-Direktoriumsmitglied Fabio Panetta.

Bargeldlose Zahlungen weltweit immer beliebter

INFO-BOX:
Digitaler Euro
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Die Furcht ist groß, dass Europa bei den neuen Zahlungstechnologien abgehängt wird. Schon jetzt beherrschen amerikanische Zahlungsdienstleister wie Mastercard, Visa oder Paypal den Markt. Auf ihn drängen zudem chinesische Internetkonzerne wie Alibaba oder Tencent, ebenso wie Apple oder Google. Schon im Jahr 2014 hat die chinesische Notenbank deshalb mit der Entwicklung eines digitalen Renminbi begonnen, der sich in einigen Städten bereits in der Testphase befindet. Zu den Olympischen Winterspielen in Peking 2022 soll die digitale Variante der chinesischen Währung an Touristen ausgegeben werden.

Auch in Europa sind schon andere Notenbanken vorangeprescht. Die Schwedische Reichsbank prüft seit längerem die „E-Krona“. In dem Land spielt Bargeld nur noch eine sehr geringe Rolle, mehr als 80 Prozent alle Transaktionen bezahlen die Schweden mit Giro- oder Kreditkarte. Den schon seit Jahren zu beobachtenden signifikanten Rückgang von Bargeld als Zahlungsmittel führt die EZB nun als einen Grund an, warum sie ihre Arbeit am digitalen Euro jetzt intensiviert. Schon vor der Corona-Krise wurden im Euroraum 98 Milliarden Zahlungen im Gesamtwert von rund 162 Billionen Euro bargeldlos abgewickelt. Das waren 8,1 Prozent mehr als im Vorjahr. Durch die Pandemie hat sich dieser Trend Untersuchungen zufolge nochmals verstärkt.

Bundesbankpräsident warnt vor digitalem Bank-Run

Der Bundesverband deutscher Banken (BdB) begrüßte die EZB-Initiative grundsätzlich. Der digitale Euro sei „ein Zukunftsthema mit höchste Bedeutung für die Sicherheit und Stabilität der europäischen Finanzmärkte“, sagte BdB-Hauptgeschäftsführer Andreas Krautscheid. Es gebe allerdings noch „relevante Fragen zu klären“. Kritisch hatte sich vor kurzem Bundesbankpräsident Jens Weidmann hinsichtlich eines digitalen Zentralbankgeldes geäußert. So könne es in einer Bankenkrise zu einem „digitalen Bank-Run“ kommen, wenn die Kunden ihre Einlagen von den Banken abzögen und in digitales Geld umschichteten. Es sei vor allem die Aufgabe privater Unternehmen in einer Marktwirtschaft, Zahlungsverkehrslösungen anzubieten, die die Öffentlichkeit nachfrage. Daher müsse man die Einführung eines digitalen Euros sorgfältig abwägen. Zunächst sei jedoch ein umfassendes Verständnis von Digitalgeld nötig. Dabei müsse man „stets einen offenen Ansatz verfolgen“, mahnte Weidmann.