home Politik, Wirtschaft Galeria Karstadt Kaufhof verhandelt offenbar über Staatshilfen

Galeria Karstadt Kaufhof verhandelt offenbar über Staatshilfen

Der angeschlagene Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof verhandelt nach einem Bericht des „Spiegel“ seit dieser Woche mit der Bundesregierung über Finanzhilfen mit einem Volumen von mehreren Hundert Millionen Euro. Demnach wünsche sich das Unternehmen ein nachrangiges Darlegen von „deutlich unter einer halben Milliarde“, um die laufenden Kosten zu decken, so das Magazin. Weder der Warenhauskonzern noch das Bundeswirtschaftsministerium wollten sich auf Nachfrage zu dem Vorgang äußern.

Geld aus Schutzschirmverfahren offenbar aufgebraucht

INFO-BOX:
Signa Holding
Die Signa Holding wurde 2000 von René Benko gegründet und ging aus dem Unternehmen „Immofina“ hervor. Seit 2013 hat die Signa zwei eigenständige Kerngeschäftsbereiche: Signa Real Estate (Immobilien) und Signa Retail (Handel). Im gleichen Jahr zog sich Benko aus der operativen Unternehmens-führung zurück.
mehr dazu
Galeria Karstadt Kaufhof benötigt wegen den durch den Lockdown abermals geschlossenen Filialen dringend Geld. „Wenn wir plötzlich über weitere acht bis zehn Wochen Schließung der Läden reden, dann kann das kein Non-Food-Unternehmen ohne Staatshilfe überleben“, zitiert der „Spiegel“ eine nicht näher genannte Unternehmensquelle. Man selbst schaue bei den allgemeinen Hilfen „in die Röhre“. Bislang war der Konzern davon ausgegangen, mit eigenen Mitteln zumindest bis Ende Januar über die Runden zu kommen. Diese Hoffnung sei nun geschwunden. Das Unternehmen hatte sich Insidern zufolge bereits zu Beginn der Corona-Pandemie erfolglos um Staatshilfen bemüht. Anschließend war es in ein Schutzschirmverfahren in Eigenverwaltung geflüchtet. Nach dem Ende des Insolvenzverfahrens im September hatte Galeria Karstadt Kaufhof dann auf einen Neustart gesetzt. Dem machte die Corona-Krise aber einen Strich durch die Rechnung.

Während des Schutzschirmverfahrens hatte Galeria Karstadt Kaufhof zwei Milliarden Euro Schulden abgebaut und 400 Millionen Euro frisches Kapital von Eigentümer René Benko (Signa Holding) erhalten. Dieses Geld ist aber inzwischen offenbar aufgebraucht. Der Gesamtbetriebsrat des Unternehmens hatte daraufhin die Politik in dieser Woche zu einem Dialog über „tragfähige Lösungen“ aufgefordert. „Erarbeiten Sie endlich Ihre Hilfspakete nicht über die Köpfe der Branchen und Sparten hinweg, sondern entwickeln Sie gemeinsam mit den Betroffenen praxisnahe, effiziente und existenzrettende Maßnahmen“, so der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats, Jürgen Ettl, in einem offenen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bundesfinanzminister Olaf Scholz und Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier.

Jede Woche 60 Millionen Euro Umsatz-Verlust

Die Überbrückungshilfe III kommt für den Konzern nicht infrage, da diese nur Unternehmen bis zu einem Jahresumsatz von 500 Millionen Euro in Anspruch nehmen können. Diesen Wert übersteigt Galeria Karstadt Kaufhof mit rund zwei Milliarden deutlich. Angeblich verliert der Konzern im Lockdown durch die geschlossenen Filialen jede Woche etwa 60 Millionen Euro Umsatz. Zugleich kommt das Online-Geschäft kaum in Gang und macht noch immer nur einen geringen einstelligen Prozentsatz am Gesamtkonzernumsatz aus. Ein Einstieg des Bundes bei Galeria Karstadt Kaufhof ist zudem nicht unproblematisch.Ohne positive wirtschaftliche Fortführungsperspektive könnte er gegen EU-Beihilferecht verstoßen. Darüber wurde auch schon bei vorangegangenen Beteiligungen, etwa beim Reisekonzern TUI, diskutiert.