Der angeschlagene Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof verhandelt nach einem Bericht des „Spiegel“ seit dieser Woche mit der Bundesregierung über Finanzhilfen mit einem Volumen von mehreren Hundert Millionen Euro. Demnach wünsche sich das Unternehmen ein nachrangiges Darlegen von „deutlich unter einer halben Milliarde“, um die laufenden Kosten zu decken, so das Magazin. Weder der Warenhauskonzern noch das Bundeswirtschaftsministerium wollten sich auf Nachfrage zu dem Vorgang äußern.
1. Geld aus Schutzschirmverfahren offenbar aufgebraucht
2. Jede Woche 60 Millionen Euro Umsatz-Verlust
Geld aus Schutzschirmverfahren offenbar aufgebraucht
Signa Holding |
---|
Die Signa Holding wurde 2000 von René Benko gegründet und ging aus dem Unternehmen „Immofina“ hervor. Seit 2013 hat die Signa zwei eigenständige Kerngeschäftsbereiche: Signa Real Estate (Immobilien) und Signa Retail (Handel). Im gleichen Jahr zog sich Benko aus der operativen Unternehmens-führung zurück. |
Während des Schutzschirmverfahrens hatte Galeria Karstadt Kaufhof zwei Milliarden Euro Schulden abgebaut und 400 Millionen Euro frisches Kapital von Eigentümer René Benko (Signa Holding) erhalten. Dieses Geld ist aber inzwischen offenbar aufgebraucht. Der Gesamtbetriebsrat des Unternehmens hatte daraufhin die Politik in dieser Woche zu einem Dialog über „tragfähige Lösungen“ aufgefordert. „Erarbeiten Sie endlich Ihre Hilfspakete nicht über die Köpfe der Branchen und Sparten hinweg, sondern entwickeln Sie gemeinsam mit den Betroffenen praxisnahe, effiziente und existenzrettende Maßnahmen“, so der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats, Jürgen Ettl, in einem offenen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bundesfinanzminister Olaf Scholz und Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier.
Jede Woche 60 Millionen Euro Umsatz-Verlust
Die Überbrückungshilfe III kommt für den Konzern nicht infrage, da diese nur Unternehmen bis zu einem Jahresumsatz von 500 Millionen Euro in Anspruch nehmen können. Diesen Wert übersteigt Galeria Karstadt Kaufhof mit rund zwei Milliarden deutlich. Angeblich verliert der Konzern im Lockdown durch die geschlossenen Filialen jede Woche etwa 60 Millionen Euro Umsatz. Zugleich kommt das Online-Geschäft kaum in Gang und macht noch immer nur einen geringen einstelligen Prozentsatz am Gesamtkonzernumsatz aus. Ein Einstieg des Bundes bei Galeria Karstadt Kaufhof ist zudem nicht unproblematisch.Ohne positive wirtschaftliche Fortführungsperspektive könnte er gegen EU-Beihilferecht verstoßen. Darüber wurde auch schon bei vorangegangenen Beteiligungen, etwa beim Reisekonzern TUI, diskutiert.