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Polnische Fluggesellschaft LOT übernimmt angeschlagenen Ferienflieger Condor

Der Ferienflieger Condor hat einen neuen Eigentümer gefunden. Nach monatelanger Suche erhielt die polnische Fluggesellschaft LOT den Zuschlag. Dies teilte heute die staatliche Polish Aviation Group (PGL) mit, die 100 Prozent der LOT-Anteile besitzt. „Der Zusammenschluss von LOT und Condor in der PGL Group schafft einen der führenden Luftfahrtkonzerne in Europa mit den Kernmärkten Deutschland und Polen“, heißt es in der Nachricht. Der Kauf sichere die Zukunft von Condor.

LOT will Condor-Staatskredit bis April zurückzahlen

INFO-BOX:
Polskie Linie
Lotnicze LOT
Die Polskie Linie Lotnicze LOT S.A. wurde 1928 gegründet und hat ihren Sitz in Warschau. Sie ist die größte polnische Fluggesellschaft mit rund zehn Millionen beförderten Passagieren pro Jahr. Ihr Heimatflughafen ist der Frédéric-Chopin-Flughafen Warschau. Nach der Auflösung des Unternehmens während des Zweiten Weltkriegs 1939 konnte der Flugbetrieb am 1. April 1946 wieder aufgenommen werden. Seit 26. Oktober 2003 ist die LOT Mitglied in der Star Alliance. Nach zahlreichen Spar- und Restrukturierungsmaßnahmen befindet sich die LOT seit etwa Ende 2013 wieder im Aufschwung. Zur staatlich gelenkten Muttergesellschaft PGL gehören neben der Fluglinie LOT die Töchter LOT Aircraft Maintenance Services (LOTAMS), LS Airport Services (LSAS) und LS Technics (LST).
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Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz in Frankfurt am Main sagte Condor-Chef Ralf Teckentrup, man werde zukünftig doppelt so viele Passagiere wie bisher bedienen und „damit eine der größten Luftfahrtgesellschaften und eine führende Ferienfliegergruppe in Europa“ bilden. LOT ist in der Star Alliance mit dem Lufthansa-Konzern verbunden. Die Gesellschaft hat im vergangenen Jahr zum vierten Mal in Folge einen starken Anstieg der Passagierzahlen verzeichnet und rund zehn Millionen Passagiere befördert. Bis zum Jahr 2024 wolle man diese Zahl auf 20 Millionen verdoppeln, hatte LOT-Vorstandschef Rafal Milczarski diese Woche erklärt. Derzeit betreibt die LOT eine Flotte von 80 Maschinen, Condor kommt auf knapp 60 Flugzeuge.

Condor durchläuft seit der Pleite des britischen Mutterkonzern Thomas Cook im September 2019 ein spezielles Insolvenzverfahren für Unternehmen mit guten Aussichten auf einen Fortbestand. Der Wettbewerber von Lufthansa und TUI fly konnte nur dank eines auf sechs Monate befristeten Staatskredits und des Insolvenzverfahrens mit seinen rund 4.900 Beschäftigten weiterarbeiten. Der Kredit muss bis Mitte April zurückgezahlt werden, dann soll auch die Übernahme durch die LOT abgeschlossen sein. Der Bund und das Land Hessen unterstützten den Ferienflieger, weil das Unternehmen unverschuldet in Schwierigkeiten geraten sei. LOT kündigte bereits an, nach der Übernahme den Kredit „schnell und vollständig“ zurückzuzahlen.

Condor nutzte das Insolvenzverfahren, um Personal abzubauen und Verträge neu zu verhandeln, um die Kosten zu senken. Nach Vereinbarungen mit den Gewerkschaften Verdi und UFO fallen 150 Arbeitsplätze in der Kabine und 170 in der Verwaltung weg. Weitere Stellenstreichungen soll es aber nach Angaben von LOT nicht geben. Bei den Piloten werden keine Arbeitsplätze gestrichen, allerdings müssen sie Zugeständnisse bei der Bezahlung machen.

Experte: Kunden werden von Zusammenschluss profitieren

Zuletzt hatten sich im Bieterverfahren um Condor drei ernsthafte Kandidaten herauskristallisiert. Neben der LOT waren dies der US-Finanzinvestor Apollo gemeinsam mit deutschen Reiseveranstaltern und die britische Investmentgesellschaft Greybull. „Condor besitzt einen großen Markenwert als Ferienflieger“, sagte Luftfahrtexperte Cord Schellenberg gegenüber „ntv“. „Die polnische Fluggesellschaft LOT ist ein seriöser Anbieter auf Wachstumskurs und kann mit Condor ihren eigenen Ferienflugverkehr weiter verstärken.“ Die Kunden in Deutschland und Polen werden daher von dem Zusammenschluss profitieren.