home Politik, Wirtschaft TUI: Sanktionierter Großaktionär Mordaschow überträgt Anteile an seine Frau

TUI: Sanktionierter Großaktionär Mordaschow überträgt Anteile an seine Frau

Der Reisekonzern TUI hat nach dem sanktionsbedingten Rückzug seines Großaktionärs Alexej Mordaschow nun dessen Ehefrau Marina Mordaschowa als Großaktionärin. Das Unternehmen habe die Nachricht erhalten, dass Frau Mordaschowa die Firma Ondero Limited kontrolliert, teilte TUI am Freitag mit. Ondero ist wiederum mehrheitlicher Gesellschafter der Unifirm Limited, die 29,9 Prozent der Aktien von TUI hält.

Bundeswirtschaftsministerium prüft Geschäft

INFO-BOX:
TUI
Die TUI Deutschland GmbH hat ihren Sitz in Hannover und ist Deutschlands führender Reisever-anstalter. Zu TUI gehören heute unter anderem 1-2-FLY, L’TUR, Gebeco sowie Berge & Meer.
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Dass die auf den Britischen Jungferninseln sitzende Firma Ondero der Oligarchen-Frau gehört, war nach einer komplizierten Umschichtung von Anteilen wochenlang unbekannt. Auch TUI selbst wusste offenbar nichts Genaues. Stahlmagnat Mordaschow hatte kurz vor Inkrafttreten der Sanktionen der Europäischen Union (EU) gegen ihn, die ihm den Zugriff auf seine Vermögenswerte und damit auf den TUI-Anteil entzogen, sein Aktienpaket verschoben. Die Übertragung der Aktien soll bereits am 28. Februar stattgefunden haben. Mordaschow hatte erklärt, dass er mit der Politik Russlands nichts zu tun habe, sich aber nicht ausdrücklich von Kreml-Herrscher Wladimir Putin distanziert.

Nach Angaben von TUI prüft nun das Bundeswirtschaftsministerium das Geschäft im Fall Unifirm/Ondero nach dem Außenwirtschaftsgesetz. Für die Dauer dieses Verfahrens seien die betreffenden Stimmrechte gesperrt. Aus dem Ministerium hieß es dazu, dass es sich um ein schwebendes Verfahren handle. Formal sei Mordaschowa als „nicht nahe stehende Person“ gemeldet worden. Weiter wollte das Ressort von Minister Robert Habeck (Grüne) dazu keine Stellung nehmen.

Ukraine-Krieg: Stahlmagnat auf EU-Sanktionsliste

Ende des vergangenen Monats hatte die EU wegen des Kriegs in der Ukraine Strafmaßnahmen gegen zahlreiche reiche Geschäftsleute erlassen, denen eine Unterstützung Putins vorgeworfen wird. Auch der 56 Jahre alte Mordaschow steht auf dieser Sanktionsliste. Es steht nun der Verdacht im Raum, dass es sich um ein gezieltes Manöver des Oligarchen gehandelt habe. So könnte dieser seine Anteile weiter halten, aber von vertrauten managen lassen. Die persönlichen Sanktionen der EU und das Einfrieren seines TUI-Vermögens würden dann womöglich ins Leere laufen.

Der Vize-Chef der Polizeigewerkschaft GdP Zoll, Frank Buckenhofer, kritisierte gegenüber dem Bayerischen Rundfunk: „Ein Zufall ist das sicherlich nicht. Ich glaube, dass dieser Deal absichtlich gemacht worden ist, um eben Sanktionen zu umgehen.“ Der Geldwäsche-Experte weiter: „Es ist schon interessant, dass die Europäische Union eine Sanktionsliste erlässt und just zu dem Zeitpunkt, wo die Sanktionsliste in Kraft tritt, verflüchtigt sich das Geld von der einen Tasche in die andere.“

Mordaschow reichster Mann Russlands

TUI selbst hielt sich mit kritischen Aussagen in Richtung des schwerreichen Russen zunächst zurück. Das laufende Geschäft habe nichts mit Beteiligungsfragen zu tun, so der Reisekonzern. Wenig später entzog TUI aber dem ebenfalls von Mordaschows Familie kontrollierten früheren Ableger TUI Russia die Nutzung der Markenrechte. Mordaschow ist Haupteigentümer des russischen Stahlkonzerns Severstal und gilt mit einem Vermögen von umgerechnet rund 27 Milliarden Euro als reichster Mann Russlands. Nach einem Bericht von „Business Standard“ und weiteren Online-Medien handelt es sich bei Marina Mordaschowa um die dritte Ehefrau des Oligarchen.