home Politik, Wirtschaft Großaufträge durch Ukraine-Krieg: Rheinmetall rechnet mit 20 Prozent mehr Umsatz

Großaufträge durch Ukraine-Krieg: Rheinmetall rechnet mit 20 Prozent mehr Umsatz

Vor dem Hintergrund wachsender Wehretats in Deutschland und anderen Ländern im Zuge des Krieges in der Ukraine, bereitet sich der Düsseldorfer Rüstungskonzern Rheinmetall auf einen Auftragsboom vor. Bisher habe man bei militärischen Gütern für 2022 im Vergleich zum Vorjahr mit einem Umsatzplus von zehn Prozent gerechnet, sagte Konzernchef Armin Papperger bei der Vorstellung der Zahlen für das Geschäftsjahr 2021. Inzwischen gehe man vom Doppelten aus.

42 Milliarden Euro-Produktpaket für die Bundeswehr

Aus dem Sondervermögen von 100 Milliarden Euro, das die Bundesregierung zur Ertüchtigung der Bundeswehr bereitstellen will, werde Rheinmetall noch in diesem Jahr erste Umsätze erzielen. Es lägen dem Unternehmen bereits „erhebliche Anfragen“ aus Deutschland vor. Bis Mitte kommenden Jahres will man 1.500 bis 3.000 zusätzliche Mitarbeiter in Deutschland rekrutieren, um die erwartete Auftragsflut abzuarbeiten. Es gebe bereits jetzt 700 bis 800 Stellenausschreibungen, so Papperger. Neue Fabriken müsse man zur Bewältigung der Aufträge jedoch nicht errichten.

Schon Anfang des Monats brachte sich Rheinmetall in Stellung und bot der Bundesregierung ein langfristiges, 42 Milliarden Euro schweres Produktpaket an. Dieses enthält neben Munition auch Panzer, Flugabwehr-Türme und Hightech für die Infanterie. Die Rüstungsgüter sind allerdings nicht auf Knopfdruck zu haben. Bei Munition dauert die Herstellung erster Chargen etwa ein halbes Jahr, bei anderen Produkten teilweise deutlich länger. Für den Schützenpanzer Puma liegt die Lieferzeit beispielsweise bei zwei Jahren.

Rheinmetall-Auslandsgeschäft als Wachstumsmotor

INFO-BOX:
Rheinmetall
Rheinmetall wurde am 13. April 1889 gegründet und hat seinen Hauptsitz in Düsseldorf. Zu Beginn lieferte das Unternehmen Munition für das Deutsche Reich. Zu seinen bekanntesten militärischen Produkten gehören heute der Kampfpanzer Leopard 2, der Schützenpanzer Puma, der Transportpanzer Fuchs und der Waffenträger Wiesel.
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Rheinmetall mit seinen derzeit rund 24.000 Mitarbeitern produziert in Deutschland in fünf Werken. Außerdem hat das Unternehmen Niederlassungen in Kanada, den USA, Großbritannien, Österreich, der Schweiz, Italien, Ungarn, Südafrika und Australien. Der Rüstungskonzern hat kräftige Wachstumsjahre hinter sich, in denen das Auslandsgeschäft der Motor war. Als Beispiele nannte Papperger ein 800 Millionen schweres Munitionsgeschäft mit Ungarn und eine Transportpanzer-Oder im Umfang von 120 Millionen Euro aus Großbritannien. In den kommenden Tagen werde zudem Australien einen Auftrag zum Schützenpanzer Lynx verkünden. Papperger bezifferte dessen Wert auf vier Milliarden Euro. „Wir haben ein beschleunigtes Wachstum, und das werden wir jetzt relativ schnell sehen“.

Dennoch habe ihn der Krieg in der Ukraine überrascht. „Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es so einen Konflikt noch geben würde“. Dieser habe jedoch auch deutlich gemacht, welche Defizite die Bundeswehr hat. So hätte die deutsche Armee im Ernstfall je nach Waffenart derzeit nur Munition für wenige Tage oder wenige Wochen. Als Rüstungsbranche stehe man bereit. Man kämpfe „Schulter an Schulter mit der Bundeswehr, damit sie vernünftig ausgestattet ist“, erklärte der Manager. Auch in die Ukraine will der Konzern schnellstmöglich einige Produkte exportieren. Papperger berichtete, dass man zum Beispiel Helme, Schutzplatten für Schutzwesten und ein Feldhospital angeboten habe.

Dividende soll um zwei Drittel steigen

Rheinmetall verfügt nach eigenen Angaben derzeit über einen Rekord-Auftragsbestand von rund 24,5 Milliarden Euro. Hiervon entfällt der Löwenanteil auf den Rüstungsbereich, zudem ist das Unternehmen als Autozulieferer tätig. 2021 erzielte Rheinmetall ein Umsatzplus von 4,7 Prozent auf 5,7 Milliarden Euro und einen Anstieg des operativen Gewinns (Ebit) um 33 Prozent auf 594 Millionen Euro. Netto schnellte das Ergebnis von einer Million Euro im Vorjahr auf 332 Millionen Euro in die Höhe. Die Dividende für die Aktionäre soll um fast zwei Drittel auf 3,30 Euro je Anteilsschein steigen.