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Tesla: Neue Gigafactory in Grünheide offiziell eröffnet

Nach gut zwei Jahren Bauzeit hat der US-Konzern Tesla am Dienstag seine erste europäische Autofabrik vor den Toren Berlins eröffnet. Unternehmenschef Elon Musk ließ es sich nicht nehmen, persönlich in seiner Gigafactory in Grünheide zu erscheinen, um die ersten Tesla-Elektrofahrzeuge aus deutscher Produktion an Kunden zu übergeben. Ganz Ostdeutschland profitiere von der neuen Autofabrik, sagte Bundeskanzler Olaf Scholz. „Der Osten ist industriell vorne mit dabei“.

Zum Start eine halbe Million E-Autos pro Jahr

Tesla startet die Fertigung zunächst mit 3.000 Mitarbeitern. Das Unternehmen will in den kommenden Monaten aber weitere Tausende Mitarbeiter einstellen. Bei Vollauslastung sollen in dem Werk in Grünheide bis zu 12.000 Menschen arbeiten. Während der Zeremonie übergab das Unternehmen die ersten 30 bereits gebauten Model Y an Kunden. In einer ersten Phase sollen bis zu 500.000 Autos pro Jahr in Brandenburg entstehen. Hinzu kommen neuartige Batterien. Die Fertigungsstätte hierfür ist allerdings noch im Bau. Neben Elon Musk und Bundeskanzler Scholz kamen unter anderem auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke zur Eröffnungsfeier.

Habeck: Deutschland Leitmarkt für Elektromobilität

INFO-BOX:
Tesla
Tesla wurde im Juli 2003 von Martin Eberhard und Marc Tarpenning gegründet. 2004 wurde Elon Musk Aufsichtsrats-vorsitzender. Die Gründer verließen 2008 das Unternehmen. Von 2008 bis 2012 wurde mit dem Tesla Roadster das erste E-Auto der Marke gebaut. Anschließend entwickelte man das Oberklasse Modell „S“, dessen SUV-Ableger „X“ sowie die Mittelklasse-Limousine „Model 3“.
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Habeck lobte in seiner Ansprache den zügigen Bau und sah es als Ansporn für künftige Projekte. „Diese kurze Zeit des Fabrikbaus kann natürlich ein bisschen auch eine Maßgabe sein für Tesla-Tempo auch in anderen Bereichen“, sagte der Grünen-Politiker. „Ich arbeite daran, 24 Stunden, sieben Tage die Woche.“ Heute sei ein „besonderer Tag für die Region, ein besonderer Tag auch für Deutschland und ein besonderer Tag für die Mobilitätswende in Deutschland“. Der Konzern habe sich für Deutschland entschieden, weil Tesla hier den Leitmarkt für Elektromobilität erwarte. Dies sei auch sein Ziel, so der Minister. Er freue sich, dass die Abkehr vom Öl damit noch einmal einen neuen Schub bekomme. Tesla-Chef Musk erklärte mit Blick auf den Klimawandel, das Problem werde gelöst werden. Diese Fabrik sei ein großer Schritt dorthin. Auf Twitter schrieb der 50-Jährige „Danke Deutschland!!“ und versah seine Kurznachricht mit vier Bundesflaggen.

Das US-Unternehmen sieht sich auf einer „Mission, den globalen Übergang zu nachhaltiger Energie zu beschleunigen“. Für deutsche Autobauer wie Volkswagen, BMW oder Audi wächst mit dem heutigen Tag nun die Konkurrenz im eigenen Land. Am 12. November 2019 hatte Musk bei der Verleihung der Auszeichnung „Das goldene Lenkrad“ seine Pläne für die Gigafactory in Grünheide öffentlich gemacht. Im Februar 2020 begann der Bau. Musk verließ sich dabei zunächst auf vorzeitige Zulassungen des Landes Brandenburg. Ursprüngliche wollte das Unternehmen bereits ab Mitte 2021 in Brandenburg produzieren. Die Genehmigung dauerte jedoch länger als geplant. Unter anderem, weil Tesla erst nachträglich noch eine geplante Batteriefabrik anmeldete. Die endgültige Genehmigung kam so erst vor knapp zwei Wochen, als der Probebetrieb schon lief.

Tesla und Intel „Erfolgsmodell für den Osten“

Begleitet wurden sowohl Bau wie auch die Eröffnung der Gigafactory von Protesten durch Umweltschützer, vor allem aus Sorge um die Versorgung mit Trinkwasser in der Region. Bedenken und Einwände im Verfahren seien ignoriert und „Recht gebeugt“ worden, so die Bürgerinitiative Grünheide. Tonnenschwere Tesla-Elektroautos seien in Produktion, Nutzung und Entsorgung „alles andere als klimafreundlich“. Lob kam hingegen vom Bundesverband der Deutschen Industrie. „Das Tempo bei Tesla muss als Vorbild für Investitionsprojekte in Deutschland dienen“, sagte BDI-Präsident Siegfried Russwurm der Deutschen Presseagentur (dpa). Die intensive Unterstützung der die brandenburgische Landesregierung habe das Verfahren erheblich beschleunigt. Deutsche Unternehmen wünschten sich ähnlichen Rückhalt für jedes Genehmigungsverfahren.

Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, wollte die jüngsten Ansiedelungen von Tesla und der geplanten Chip-Fabrik des US-Herstellers Intel in Magdeburg zwar noch nicht als „Trendumkehr“ werten. Es bestünden aber gute Chancen, wenn Ostdeutschland eigene Stärken entwickele und nicht versuche, andere Regionen in Deutschland oder Europa zu kopieren. „Erneuerbare Energien und nachhaltige Technologien könnten eine solche Stärke und ein vielversprechendes Erfolgsmodell für den Osten werden“, so Fratzscher.