home Panorama, Politik TUI Stiftung: Junge Europäer sind nach der Corona-Pandemie müde und gestresst

TUI Stiftung: Junge Europäer sind nach der Corona-Pandemie müde und gestresst

Die Lebenssituation junger Menschen in Europa hat sich durch die Corona-Pandemie offenbar deutlich verschlechtert. Dies geht aus fünften TUI-Jugendstudie „Junges Europa“ hervor, die am Mittwoch vorgestellt wurde. Danach veränderte sich das Leben für 52 Prozent der unter 26-Jährigen in der Krise zum Schlechteren. In Deutschland stimmten dieser Aussage 46 Prozent der Befragten zu, in Griechenland waren es sogar 65 Prozent. Auf die Frage nach dem aktuellen Gemütszustand antwortete fast jeder Zweite negativ. Man fühle sich müde, unsicher, genervt und gestresst.

Mehrheit blickt positiv in die Zukunft

Doch trotz aller Einschränkungen der vergangenen Monate wie Home-Schooling oder Online-Vorlesungen und dem Verzicht auf Partys, Kino, Reisen oder Treffen mit Freunden, blickt eine Mehrheit der Befragten positiv in die Zukunft. So landeten auch Angaben wie „glücklich“, „zufrieden“ oder „ruhig“ ganz vorne auf der Emotionsskala. Studienleiter Marcus Spittler vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) hält die junge Generation angesichts dieser Ergebnisse für ausgesprochen „krisenfest“. Für die Studie befragte das Meinungsforschungsinstitut YouGov im Auftrag der TUI Stiftung im April dieses Jahres zum fünften Mal im Abstand von jeweils einem Jahr die Generation der 16- bis 26-Jährigen. In diesem Jahr standen die Fragen ganz im Zeichen der Corona-Pandemie. Mehr als 6.250 junge Frauen und Männer aus sieben EU-Ländern nahmen per E-Mail an der Umfrage teil. Neben Deutschland gehören dazu Großbritannien, Frankreich, Spanien, Italien, Griechenland und Polen.

Junge Europäer halten sich an Corona-Regeln

INFO-BOX:
TUI Stiftung -
Jugendstudie 2021
Die Gesamtstudie „Junges Europa 2021“ – Die Jugendstudie der TUI Stiftung können Sie mit einem Klick auf „mehr dazu“ herunterladen (PDF).
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In den vergangenen Monaten verloren demnach vier von zehn jungen Europäern zwischen 16 und 26 Jahren ihren Job oder erlitten finanzielle Einbußen. Von den deutschen Teilnehmern gaben 29 Prozent an, von Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit betroffen gewesen zu sein. In Griechenland waren es sogar 58 Prozent. Die Befragten fühlen sich in allen Lebensbereichen stark belastet und äußerten die Befürchtung, dass dies vorerst auch so bleibt. Am schwierigsten empfinden die jungen Menschen die Beschränkungen im öffentlichen und sozialen Leben (72 Prozent). Dazu gehören beispielsweise reduzierte Kontaktmöglichkeiten mit Freunden und Familie oder geschlossene Geschäfte und Sportvereine. Hier fürchten 60 Prozent der Befragten, dass die Belastungen in diesen Bereichen auch in Zukunft hoch bleiben.

Dabei haben sich die jungen Europäer in der Pandemie überwiegend an die vorgegebenen Regeln gehalten. Nur 19 Prozent gaben an, gesetzliche Maßnahmen und Empfehlungen zu ignorieren. In Deutschland zeigte sich zudem, dass mehr als die Hälfte der Teilnehmer die Corona-Maßnahmen im April, als die Infektionszahlen wieder anstiegen, für nicht ausreichend hielt. Dem Pandemie-Management der EU stellte die Mehrheit der Befragten nur ein mittelmäßiges Zeugnis aus.

Umwelt- und Klimaschutz als beherrschendes Problem

Trotz des alles beherrschenden Corona-Themas hielten 41 Prozent der Befragten Umwelt- und Klimaschutz für die wichtigste Probleme. Dahinter folgen Wirtschafts- und Finanzpolitik sowie Migration und Asyl. Über ein Drittel der Teilnehmer der Studie der TUI Stiftung ist zudem dafür, schon mit 16 wählen zu dürfen – darunter vor allem junge Menschen aus Deutschland und Großbritannien. Junge Menschen könnten ebenso wie Erwachsene eine Partei finden, die zu ihren Einstellungen passe, sagte Studienleiter Spittler. Zu fehlen scheine allerdings das Selbstbewusstsein, sich in den politischen Dialog einzubringen, so die Geschäftsführerin der TUI Stiftung, Elke Hlawatschek.

Insgesamt ergebe sich aus der Studie aber ein durchaus positives Bild der jungen Generation. Die jungen Frauen und Männer seien sehr pragmatisch und verantwortungsbewusst und wüssten ihre Situation nüchtern einzuschätzen, so Spittler. Auf keinen Fall fühlten sie sich als Opfer, auch wenn sie in der Pandemie vergleichsweise stark eingeschränkt gewesen seien. Neben der großen Akzeptanz der Corona-Maßnahmen ergab die Studie ebenfalls, dass sich mehr als die Hälfte der Befragten impfen lassen will – 45 Prozent davon „ohne Zweifel“. Wer somit das Bild einer in der Corona-Krise unsolidarischen Jugend zeichnen wolle, werde scheitern, resümierte Spittler.