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Audi-Manager Martin Sander wird neuer Chef von Ford Deutschland

Der langjährige Audi-Manager Martin Sander wird neuer Chef von Ford Deutschland. Wie der US-Konzern am Montag mitteilte, übernimmt der Branchenkenner zudem die Verantwortung für das gesamte PKW-Geschäft von Ford in Europa. Zuerst hatte der „Kölner Stadt-Anzeiger“ darüber berichtet. Der 54-Jährige wird damit Nachfolger von Gunnar Hermann, der Ende November vom Vorsitz der Geschäftsführung in den Aufsichtsrat gewechselt ist. Sander tritt seine Posten zum 1. Juni dieses Jahres an. Bis dahin leitet Personalchef Rainer Ludwig kommissarisch das Ford-Deutschlandgeschäft.

Ford-Modellpalette bis 2030 komplett elektrisch

INFO-BOX:
Ford
Die Ford Motor Company geht auf eine 1903 von Henry Ford in Detroit gegründete Fabrik zurück. Mit der Einführung der Fließbandproduktion gelang Ford 1913 ein radikaler Umbruch in der neu entstehenden Autoindustrie. Ford ist heute der fünftgrößte Autohersteller und beschäftigt weltweit rund 190.000 Mitarbeiter.
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In seiner Funktion als Leiter der PKW-Sparte von Ford Europa folgt er dann auf den Niederländer Roelant de Waard, der sich nach 30 Jahren in Ford-Diensten zum Ende vergangenen Jahres in den Ruhestand verabschiedet hat. De Waard hatte seit drei Jahren die Transformation des Herstellers zur E-Mobilität vorangetrieben. Ford will seine Modellpalette bis zum Jahr 2030 komplett elektrifizieren. Der Präsident von Ford of Europe, Stuart Rowley, betonte, Sander bringe „die Dynamik, Führungsqualität und Ideen mit, die wichtig sind, um die Transformation unseres PKW-Geschäfts in Europa zu beschleunigen und unseren Kunden neue vernetzte Erlebnisse zu ermöglichen“. Die Zusammenlegung der beiden bisherigen Führungspositionen soll dabei Fords Engagement unterstreichen, die Elektrifizierung seiner europäischen Produktpalette noch schneller voranzutreiben. Zudem hatte der US-Konzern schon im September Topmanager Doug Field von Apple abgeworben. Dieser soll sich bei Ford um die Entwicklung fortschrittlicher Technologien wie vernetzten und selbstfahrenden Autos kümmern.

Im Gegensatz zu seinem Vorgänger steht mit Martin Sander erstmals wieder ein Manager an der Spitze des US-Unternehmens, der nicht aus dem eigenen Haus kommt. Der gebürtige Hildesheimer begann seine Karriere nach seinem Maschinenbau-Studium an der Technischen Universität Braunschweig 1995 bei Audi in Ingolstadt. Nach Stationen in Kanada, Großbritannien und Amerika verantwortete Sander von 2016 bis 2019 das Geschäft für den Heimatmarkt. Seit Mitte 2019 war er für den Vertrieb Europa verantwortlich. Im November vergangenen Jahres wurde bekannt, dass Sander Audi verlassen wird. Nur kurze Zeit erklärte Ford, seine Führungsstrukturen in Deutschland und Europa neu auszurichten und einen Generationswechsel einzuläuten. Sander, der mit seiner Familie in Ingolstadt lebt, wird damit zum ersten Mal in seiner Karriere den Arbeitgeber wechseln und im Sommer sein neues Büro in Köln beziehen.

Standort Saarlouis steht auf der Kippe

Im Gegensatz zu vielen anderen Volumenherstellern wie Volkswagen hat Ford ein konkretes Verbrenner-Ausstiegsszenario. Ab 2026 soll es nur noch Plug-in-Hybride und ab 2030 nur noch rein elektrisch betriebene PKWs geben. Die Nutzfahrzeugflotte soll zu diesem Zeitpunkt zu zwei Dritteln umgestellt sein. Das deutsche Stammwerk in Köln hat bereits die Zusage für eine E-Fertigung in der Tasche. Das erste Fahrzeug soll 2023 vom Band rollen, ein weiteres E-Auto ist für Köln ebenfalls bereits geplant. Der US-Autohersteller investiert dafür in den kommenden zweieinhalb Jahren eine Milliarde Dollar. Anders sieht es aktuell am zweiten deutschen Ford-Standort in Saarlouis aus. Wenn dort voraussichtlich Mitte 2025 der letzte Focus mit Verbrennungsmotor vom Band rollt, droht dem Werk die Schließung. Eine Zusage über ein elektrisch betriebenes Nachfolge-Fahrzeugmodell gibt es bisher nicht.