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Zu hohe Gebühren: Ryanair gibt Basis am Flughafen Frankfurt auf

Nach nur fünf Jahren gibt Europas größter Billigflieger Ryanair seine Basis am Frankfurter Flughafen wieder auf. Die fünf dort noch stationierten Flugzeuge wolle man zum Flugplanwechsel am 31. März dieses Jahres auf kostengünstigere Flughäfen umverteilen, teilte das irische Unternehmen am Freitag mit. Als Beispiel nannte das Unternehmen Nürnberg, wo wieder zwei Flugzeuge stationiert werden sollen.

Ryanair kritisiert Corona-Hilfen für Lufthansa

INFO-BOX:
Ryanair
Ryanair ist mit 129 Millionen Reisenden im Jahr 2017 nach der Lufthansa die zweitgrößte Fluggesellschaft Europas. Das 1984 gegründete Unternehmen hat seinen Sitz in Dublin. Ryanair bedient mit seinen 430 Maschinen vom Typ Boeing 737 mehr als 1.600 Strecken zwischen 31 europäischen Staaten sowie u.a. Israel, Marokko und Jordanien.
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Als Grund nannte Ryanair in seiner Mitteilung die zum Jahreswechsel erhöhten Start- und Landegebühren an Deutschlands größtem Airport. Der Flughafenbetreiber Fraport reagierte mit Unverständnis. Die aktuelle Steigerung der Entgelte um vier Prozent stelle lediglich einen Inflationsausgleich dar, sagte ein Unternehmenssprecher dem Portal „t-online“. Durch seine zentrale Lage sei der Frankfurter Flughafen ein beliebter Standort. „Die damit verbundenen Infrastrukturkosten werden durch eine sehr faire Entgeltregelung gedeckt. 2022 stiegen die Entgelte erstmalig seit 2017 wieder etwas an“, so Fraport weiter. Der irische Konzern übte hingegen scharfe Kritik an Airport und Politik. „Anstatt Ryanair einen Anreiz zum Bleiben und Wachsen zu geben, hat sich Frankfurt dafür entschieden, Verkehr und Arbeitsplätze durch eine Erhöhung der Flughafenentgelte zu vertreiben.“ Der Bundesregierung hielt Ryanair-Manager Jason McGuiness vor, mit den milliardenschweren Corona-Hilfen für Lufthansa den Wettbewerb verzerrt zu haben.

Ryanair betrieb seine Basis am größten deutschen Flughafen seit dem Sommerflugplan 2017. Ziel war es damals, in Frankfurt ein internationales Drehkreuz für Europaflüge aufzubauen. Der Billigflieger profitierte dabei von einem Fraport-Anreizprogramm mit gesenkten Fluggebühren für neue Anbieter. Doch damit war 2020 Schluss. Passagiere mit bereits gebuchten Tickets würden in den kommenden Tagen benachrichtigt und erhielten Rückerstattungen, so Ryanair. Im bislang veröffentlichten Sommerflugplan 2022 bleibt Frankfurt als Ziel der Iren erhalten. Zum Umfang des künftigen Angebots mit Flugzeugen aus anderen Basen äußerte sich das Unternehmen zunächst nicht. Für die Crews bieten die Iren nach eigenen Angaben alternative Arbeitsplätze in ihrem stark wachsenden Europa-Netz an.

Der vom Land Hessen und der Stadt Frankfurt getragene MDax-Konzern Fraport muss sich nun Gedanken über die Auslastung des nahezu fertiggestellten Flugsteigs G machen, der explizit auf die Bedürfnisse von Direktfluganbietern wie Ryanair zugeschnitten wurde. Wegen der anhaltenden Corona-Pandemie war eine Eröffnung aber auch bisher erst im Jahr 2026 gemeinsam mit dem gesamten Terminal 3 vorgesehen.

Rückkehr nach Frankfurt nicht ausgeschlossen

Die eigentlich hochprofitable Ryanair hat wegen der Corona-Krise ihre Prognose für das aktuelle Geschäftsjahr gesenkt. Im bis Ende März laufenden Geschäftsjahr rechnet das Unternehmen nun mit einem Minus von 250 bis 450 Millionen Euro. Beim Passagieraufkommen rechnet der Konzern nun mit unter 100 Millionen Fluggästen, nachdem man zuvor noch von mehr als 100 Millionen ausgegangen war. Ryanair kündigte an, schon in diesem Sommer mit 65 neuen Boeing 737-8200 in Europa für einen neuen Wachstumsschub sorgen zu wollen. Es gebe viele Flughäfen in ganz Europa, die mit dem Unternehmen wachsen wollten.

Auch eine Rückkehr nach Frankfurt sei denkbar, wenn dort konsequent auch Fluggesellschaften unterstützt würden, die mit ihrem Low-Cost-Modell am ehesten wieder für ein rasches Wachstum in der von Corona so stark gebeutelten Passagierfliegerei sorgen könnten. Derzeit sei Frankfurt dazu aber offenbar nicht bereit. Ob man sein Engagement am insolventen Flughafen Hahn im Hunsrück wieder hochfahren werde, lies das Unternehmen offen. Man werde sehen, wie sich die Zukunft des Airports entwickle. Ryanair hatte am Hahn 1999 seine erste deutsche Basis eröffnet.