home Auto, Wirtschaft E-Mobilität: Ford investiert eine Milliarde Dollar in Kölner Werk

E-Mobilität: Ford investiert eine Milliarde Dollar in Kölner Werk

Der US-Autobauer Ford will sein Kölner Werk in den kommenden zwei Jahren modernisieren und zu einer Fabrik für Elektroautos umwandeln. Wie das Unternehmen am Mittwoch bekanntgab, werden sich die Kosten für den Umbau auf eine Milliarde Dollar (rund 830 Millionen Euro) belaufen. Köln erhält damit als erster Ford-Standort in Europa den Zuschlag für ein rein batteriebetriebenes Auto. Ab 2023 soll dann im Kölner „Ford Cologne Electrification Center“ ein erstes E-Modell vom Band rollen. Auch ein zweites sei später möglich.

Ford-Fahrzeugangebot bis 2030 komplett elektrisch

Es wäre das erste E-Auto des Konzerns, das in Europa gefertigt wird und für den Massenmarkt bestimmt ist. Schon 2013 brachte Ford einen E-Focus heraus. Dies jedoch nur in geringer Stückzahl und ohne Erfolg. Derzeit fertigt Ford in Mexiko eine Mischung aus Sport- und Geländewagen als Elektrofahrzeug. In Köln dürfte dann eher ein Kleinwagen vom Band laufen. Der Baukasten, also der Unterboden samt Elektromotor und Batterie kommt von Volkswagen. Dort wird die Architektur für kompakte Modelle wie den ID.3 benutzt. Im Vergleich zur Konkurrenz ist Ford in Sachen Elektromobilität spät dran und will nun Tempo machen. So soll die PKW-Flotte in Europa bis 2026 auf Elektroautos oder Plug-in-Hybride umgestellt werden. Bis zum Ende des Jahrzehnts will man beim Fahrzeugangebot dann komplett elektrisch sein. Die Nutzfahrzeugflotte soll bis 2024 mit klimaschonenden Antrieben ausgestattet sein.

Wichtige Entscheidung zum Erhalt von Arbeitsplätzen

INFO-BOX:
Ford
Die Ford Motor Company geht auf eine 1903 von Henry Ford in Detroit gegründete Fabrik zurück. Mit der Einführung der Fließbandproduktion gelang Ford 1913 ein radikaler Umbruch in der neu entstehenden Autoindustrie. Ford ist heute der fünftgrößte Autohersteller und beschäftigt weltweit rund 190.000 Mitarbeiter.
mehr dazu
Die Investitionsentscheidung des US-Konzerns für Köln sorgte nicht nur im Zuge der Corona-Krise für große Erleichterung bei Belegschaft und Politik. Ford hat hierzulande schwierige Zeiten hinter sich. Im Rahmen eines Anfang 2019 eingeleiteten Sparprogramms sank die Zahl der Ford-Mitarbeiter in Deutschland um rund 5.000 auf aktuell noch 20.000. In Köln stellt Ford aktuell noch den Kleinwagen Fiesta her, der als Verbrenner aber keine große Zukunft mehr hat.

Ein Grund für die Entscheidung für Köln als Elektrostandort dürfte für den US-Konzern zum einen das Umfeld mit zahlreichen spezialisierten Fachleuten und Dienstleistern sein. Zum anderen ist das Aachener Ford-Forschungszentrum in Reichweite. NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) erklärte: „Heute ist klar, hier in Köln – bei uns in Nordrhein-Westfalen – werden entscheidende Weichen gestellt für die Elektromobilität in ganz Europa“.

Ford-Betriebsrat Martin Hennig ergänzte für die Belegschaft: „Das ist eine wichtige Entscheidung für die Sicherung unserer Arbeitsplätze“. Lange habe man um die Zukunft am Standort bangen müssen, da es keine Nachfolgeproduktion für den wohl 2024 auslaufenden Fiesta gegeben habe. Doch jetzt habe Ford Köln eine Zukunft: „Ford Köln wird elektrisch“.

Ford nutzt Baukasten von Volkswagen

Auch Branchenexperten bewerten die Entscheidung positiv. „Ford kann dank VW ein hochmodernes Elektroauto bauen und seinen Rückstand beim Thema E-Mobilität damit schnell wettmachen“, sagte der Direktor des Car-Instituts Duisburg, Ferdinand Dudenhöffer. Vor eineinhalb Jahren hatten VW und Ford eine milliardenschwere Allianz für Elektrofahrzeuge und autonomes Fahren vereinbart. Der Pakt sieht vor, dass das US-Unternehmen den von Volkswagen entwickelten „Modularen Elektrifizierungs-Baukasten“ (MEB) benutzt. Binnen sechs Jahren sollen mehr als 600.000 Fahrzeuge vom Band rollen. Dadurch erwartet Volkswagen einen zusätzlichen Umsatz von bis zu 20 Milliarden Dollar. Darüber hinaus laufen bereits Gespräche über einen neuen Liefervertrag für ein zweites Fahrzeug. Dadurch könnte sich die Lieferung von MEB-Plattformen von Volkswagen an Ford fast verdoppeln.