home Gesundheit Schwere Blutgerinnsel: Dänemark setzt Verimpfung von AstraZeneca-Vakzin aus

Schwere Blutgerinnsel: Dänemark setzt Verimpfung von AstraZeneca-Vakzin aus

Dänemark setzt die Impfungen mit dem Corona-Impfstoff von AstraZeneca wegen möglicher Nebenwirkungen vorerst aus. Wie die dänische Gesundheitsbehörde am Donnerstag in Kopenhagen mitteilte, liegen ihr Berichte über „schwere Fälle der Bildung von Blutgerinnseln“ bei den Geimpften vor. Bisher sei jedoch noch nicht abschließend geklärt, ob es einen Zusammenhang zwischen den Impfungen und den Gerinnungsstörungen gibt. Die europäischen Arzneimittelbehörden hätten vor dem Hintergrund eine Untersuchung des Impfstoffs eingeleitet. Ein Bericht beziehe sich dabei auf einen Todesfall aus Dänemark.

Auch Todesfall in Österreich nach AstraZeneca-Impfung

INFO-BOX:
AstraZeneca
AstraZeneca entstand 1999 aus der schwedischen Astra AB und der britischen Zeneca PLC. Hauptsitz des Unternehmens ist Cambridge. 2019 war AstraZeneca mit mehr als 70.000 Beschäftigten und 26,6 Milliarden US-Dollar Umsatz der größte Arzneimittelhersteller der Welt.
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Dänemarks Regierungschefin Mette Frederiksen bestätigte gegenüber Journalisten vor einem Krankenhaus im dänischen Herlev, dass die Verabreichung des Vakzins von AstraZeneca pausiert werde. Gesundheitsminister Magnus Heunicke sprach ebenso wie die Gesundheitsverwaltung von einer Vorsichtsmaßnahme. Die Vorfälle müssten nun gründlich untersucht werden, schrieb er auf Twitter. Nach Behördenangaben wird der Impfstoff zunächst 14 Tage betragen. Danach will man die Situation neu bewerten. Es sei wichtig zu unterstreichen, dass man den AstraZeneca-Impfstoff nicht ablehne, sondern nur die Verabreichung pausiere. Es sei gut dokumentiert, dass das Mittel sicher und effektiv sei. Man müsse jedoch auf Berichte zu möglichen ernsthaften Nebenwirkungen reagieren.

Auch Österreich hatte vor wenigen Tagen die Impfungen mit einer Charge des AstraZeneca-Impfstoffs nach einem Todes- und einem Krankheitsfall vorsichtshalber gestoppt. Dabei handelte es sich um zwei 49 bzw. 35 Jahre alte Krankenschwestern, von denen die Ältere an den Folgen einer schweren Gerinnungsstörung starb und die Jüngere eine schwere Lungenembolie erlitt. Sie hatten zuvor Impfungen aus derselben Charge erhalten. Auch Estland, Lettland, Litauen und Luxemburg stoppten daraufhin die Impfungen mit dieser Charge.

Lauterbach: Vertrauensschaden ist immens

Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) teilte am Mittwoch mit, dass ihr aktuell kein Todesfall in Zusammenhang mit der Impfung gegen das Coronavirus bekannt sei. Trotzdem wolle man die fragliche AstraZeneca-Charge untersuchen. Diese umfasste rund eine Million Impfdosen und war an 17 europäische Länder verschickt worden. Das Bundesgesundheitsministerium sah in einer ersten Reaktion keinen Anlass für einen Stopp des Vakzins in Deutschland. „Nach jetzigem Stand gibt es noch keine Hinweise darauf, dass der Todesfall in Dänemark mit einer Corona-Impfung ursächlich in Verbindung steht“, erklärte ein Sprecher. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach erklärte auf Twitter, Blutgerinnsel seien eine häufige Folge von COVID-19. Davor schütze der AstraZeneca-Impfstoff. Die Verimpfung des Vakzins hätte man seiner Ansicht nach nicht stoppen dürfen. Dies ziehe eine immense Schädigung des Vertrauens nach sich. Er bleibe dabei, dass der Impfstoff sicher sei. „Ich würde ihn jederzeit nehmen“.

AstraZeneca-Vakzin jetzt auch für Senioren zugelassen

In Dänemark haben bislang rund 560.000 Menschen ihre erste Corona-Impfdosis erhalten. 142.000 davon wurden mit dem AstraZeneca-Impfstoff geimpft. Bei mehr als 70 Prozent der bislang verabreichten Impfungen kam das Vakzin von BioNTech/Pfizer zum Einsatz, in vier Prozent der Moderna-Impfstoff. Der Impfstoff des britisch-schwedischen Herstellers AstraZeneca ist sei Januar in der EU zugelassen. In Deutschland und mehreren anderen europäischen Ländern war das gemeinsam mit der Universität Oxford entwickelte Vakzin zunächst nur für Menschen unter 65 Jahren zugelassen. Der Grund war das Fehlen belastbarer Daten für die Wirksamkeit bei älteren Menschen. Inzwischen wird der Impfstoff aber auch für Senioren empfohlen.