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Nach Sanierung: Segelschulschiff Gorch Fock hat wieder Wasser unter dem Kiel

Die Gorch Fock hat wieder Wasser unter dem Kiel. Wie die Bremer Werft Lürssen am Mittwoch mitteilte, ist das Segelschulschiff der Marine aus dem Dock in Berne abgesenkt worden und wird nun am Standort Lemwerder fertiggestellt. Mehr als fünf Jahre nach Beginn einer schwierigen und skandalgeplagten Instandsetzung, soll der Dreimaster nun bis Ende Mai an die Marine zurückgegeben werden. Im Sommer sind anschließend erste Ausbildungsfahrten mit Kadetten geplant.

Sanierungskosten stiegen von zehn auf 135 Millionen Euro

In den vergangenen Jahren sorgte die 1958 gebaute Gorch Fock vor allem durch extreme Steigerungen der Instandsetzungskosten für Schlagzeilen. Diese steigen von einstmals zehn auf inzwischen mehr als 135 Millionen Euro. Die Elsflether Werft, die das Schiff zunächst im Auftrag der Marine reparieren sollte, ging 2019 in die Insolvenz. Gegen die beiden ehemaligen Geschäftsführer ermittelt mittlerweile die Staatsanwaltschaft. Neben Bestechungsgeldern soll auch Geld in dubiose Goldminen in Myanmar geflossen sein. In der Bremer Lürssen-Werft mussten anschließend die Arbeiten an vielen Teilen von vorne beginnen, Aufträge für große Teile des Innenausbaus neu ausgeschrieben werden. Die Corona-Krise erschwerte die Arbeiten zusätzlich. So konnte eine ursprünglich geplante Auslieferung Ende vergangenen Jahres nicht eingehalten werden. Inzwischen handelt es sich fast um Neubau. So ist der Stahlrumpf fast komplett neu, ebenso die Masten und das Innenleben.


INFO-BOX:
Gorch Fock
Die Gorch Fock wurde 1958 von Blohm & Voss in Hamburg gebaut und am 17. Dezember in Dienst gestellt. Sie ist ein neueres Schwesterschiff der bereits 1933 gebauten ersten Gorch Fock. Ihr Heimathafen ist Kiel. Bis Januar 2011 legte die Gorch Fock mehr als 741.000 Seemeilen zurück.
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Der Kapitän des Schiffes, Nils Band, sprach am Mittwoch von einem „großartigen Moment“. Man komme nun endlich wieder ins Wasser mit einem Schiff, das auch nach Gorch Fock aussieht, und von daher sei es für ihn und seine Besatzung großartig, sagte Band gegenüber dem Norddeutschen Rundfunk (NDR). Lürssen-Geschäftsführer Tim Wagner ergänzte: „Wenn wir Schiffe wieder ihrem Element übergeben, ist das immer ein bewegender Moment. Im Fall der Gorch Fock ist die Freude besonders groß. Auf dem Traditionssegler haben unzählige Matrosen ihr Handwerk von der Pike auf gelernt, das Schiff war und ist das Aushängeschild unserer Marine, die Strahlkraft dieses Segelschiffes wirkt weit über die Marine hinaus“.

Zu den Problemen bei der Instandsetzung sagte Wagner, man sei sich bewusst gewesen, ein Projekt unter schwierigen Vorzeichen zu übernehmen. „Wegen teils unvollständiger Bauunterlagen mussten wir zahlreiche Änderungen an den schiffbaulichen Arbeiten vornehmen. Ehebliche Anstrengungen waren nicht zuletzt auch bei der Koordination der am Projekt beteiligten Zulieferunternehmen erforderlich, da ein vorangegangener mehrmonatiger Baustopp infolge der Insolvenz des früheren Auftragnehmers im Prinzip einem Projektneuanfang gleichkam“.

Gorch Fock sticht im Juli in See

Im Lemwerder wird nun der Innenausbau vervollständigt, außerdem erhält das Schiff seine Segel zurück. Ende März geht es dann mit eigener Motorkraft ins Marine-Arsenal Wilhelmshaven, wo die Navigationssysteme eingebaut werden. Am 31. Mai soll das fertiggestellte Segelschulschiff dann in Kiel wieder zurück an die Marine gehen. Zwei Monate später ist die erste Ausbildungsfahrt mit Offiziersanwärtern geplant. Dann soll die Gorch Fock Kurs auf nordeuropäische Gewässer nehmen.