home Gesundheit, Politik Impfstoff-Engpass: Russland bietet EU 100 Millionen Dosen Sputnik V an

Impfstoff-Engpass: Russland bietet EU 100 Millionen Dosen Sputnik V an

Im Streit um knappen Corona-Impfstoff des schwedisch-britischen Herstellers AstraZeneca für die Europäische Union will Russland mit seinem Vakzin Sputnik V aushelfen. Im zweiten Quartal könne man 100 Millionen Dosen des Impfstoffs liefern, teilte der staatliche Direktinvestmentfonds (RDIF) in Moskau mit. Dieser finanziert das Vakzin mit und vermarktet es im Ausland. Mit der angebotenen Impfstoff-Dosis könnten 50 Millionen Menschen geimpft werden.

Ungarn hat bereits zwei Millionen Dosen Sputnik V bestellt

INFO-BOX:
Sputnik V
Gam-COVID-Vac oder auch Sputnik V wurde am 11. August 2020 als erster Impfstoff gegen COVID-19 zugelassen. Es handelte sich um eine Notfallzulassung, da eine Phase 3-Studie zur Ermittlung der Wirksamkeit und Sicherheit des Vakzins zu diesem Zeitpunkt noch nicht begonnen hatte. Sputnik V basiert auf zwei rekombinanten Adenovirus-Typen und ähnelt technologisch dem Impfstoff von AstraZeneca.
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Die Voraussetzung dafür ist, dass die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) den Wirkstoff in der EU zulässt. Ein entsprechender Antrag war in der vergangenen Woche eingereicht worden. Die dafür notwendigen Studien könnten bereits im Februar beginnen. Eine Lieferung an die EU wäre dann laut RDIF möglich, sobald ein Großteil der Massenimpfung in Russland abgeschlossen ist. Diese laufen bereits seit Dezember vergangenen Jahres. Inzwischen haben nach aktuellen Zahlen bereits mehr als 1,5 Millionen Menschen das aus zwei Komponenten bestehende Vakzin erhalten.

Sputnik V ist mittlerweile in 15 Ländern registriert. Ungarn hatte in der vergangenen Woche als erstes EU-Land zwei Millionen Dosen des russischen Impfstoffs bestellt. Dieser soll in drei Tranchen bis April geliefert werden. Auch Mexiko, Ägypten und Nepal haben nach russischen Angaben jeweils Impfstoff in zweistelliger Millionenhöhe geordert.

Nach Angaben des russischen Vizeministers für Industrie und Handel, Sergej Zyb, hat Russland selbst erst genug Impfdosen für sieben Millionen Menschen produziert. Dies ist überraschend wenig für ein Land, das seinen Impfstoff selbst entwickelte und so früh auf den Markt brachte. Schon im kommenden Monat wolle man allerdings die Produktion auf elf Millionen Dosen hochfahren und bis Ende Juni eine Marke von bis zu 70 Millionen Dosen erreichen. In ausreichenden Mengen ist das Vakzin derzeit nach Angaben der „Welt“ vor allem in Moskau vorhanden, wo die Impfung inzwischen allen über 18-Jährigen offensteht. Darunter auch Ausländern, die dauerhaft in Russland leben. Zahlreiche westliche Journalisten und Diplomaten hatten so beispielsweise die Chance genutzt und sich mit Sputnik V impfen lassen.

Wichtige Tests und unabhängige Studien fehlen

Das Vakzin war im August vergangenen Jahres als erster Impfstoff weltweit für eine breite Anwendung bei der Bevölkerung freigegeben worden, obwohl noch wichtige Tests ausstanden. Seine Wirksamkeit gibt Russland mit 95 Prozent an. Unabhängige Experten bezweifeln dies. Ebenso sind bislang keine unabhängigen Studien zu Sputnik V bekannt.