Die Ergebnisse einer groß angelegten Beobachtungsstudie in China deuten darauf hin, dass scharf gewürztes Essen vor diversen Krankheiten schützt und das Sterberisiko verringert. Die Studie entstand in Zusammenarbeit mit der Natural Science Foundation of China, dem chinesischen Wissenschaftsministerium, dem britischen Wellcome Trust sowie der Kadoorie Charitable Foundation.
Vor allem das Gewürz Chili, welches Essen feurig scharf macht und dem einen oder anderen beim Essen Schweißausbrüche beschert, ist bereits in anderen, kleiner angelegten Studien erforscht worden. Der Fokus lag hierbei auf dem Inhaltsstoff Capsaicin, dem viele positive Effekte zugeschrieben werden. So soll Capsaicin nicht nur förderlich für das Verdauungssystem sein, sondern sogar Krebs vorbeugen und das Herzkreislaufsystem insgesamt ankurbeln. Dass Gewürze antibakterielle Eigenschaften haben, ist auch schon länger bekannt. In der traditionellen Medizin gelten sie als wahre Wunderwaffen gegen diverse Krankheiten.
Langzeitstudie mit rund 500.000 Teilnehmern
Die aktuelle Studie, die kürzlich im British Medical Journal (BMJ) erschienen ist, ist breiter angelegt als bisherige Studien zu vergleichbaren Themen. Das internationale Forscherteam interessierte sich nicht nur für die Effekte des vermehrten Chili-Konsums, sondern allgemein für die Effekte von scharfem Essen auf den menschlichen Organismus. Für ihre Studie griffen die Forscher auf Daten aus der sogenannten China Kadoorie Biobank zurück. In einer Langzeitstudie wurden hierfür fast 500.000 Menschen aus unterschiedlichen Regionen Chinas befragt, davon knapp 200.000 Männer und etwa 228.000 Frauen, die gut sieben Jahre lang in regelmäßigen Abständen zu ihren Lebensgewohnheiten interviewt wurden. Die Studienteilnehmer aus jeweils fünf ländlichen und fünf städtischen Gebieten waren, als die Studie gestartet wurde, zwischen 30 und 79 Jahre alt.
Trinkgewohnheiten könnten bedeutende Rolle spielen
Capsaicin (abgekürzt CPS) ist ein in verschiedenen Paprika-Arten natürlich vorkommendes Alkaloid, das bei Säugetieren durch Wirkung auf spezifische Rezeptoren einen Hitze- oder Schärfereiz und damit verbunden die Freisetzung von Neuropeptiden wie Substanz P hervorruft. |
Die Epidemiologin Nita Forouhi von der University of Cambridge gab zudem in einem begleitenden Kommentar zur Studie im BMJ zu bedenken, dass auch ein Zusammenhang zwischen den besseren Trinkgewohnheiten und einem längerem Leben nicht auszuschließen ist. Sie schreibt, es sei sehr wahrscheinlich, dass Menschen mit einem überdurchschnittlichen Chilikonsum auch größere Mengen Wasser oder Tee tränken. Sie nimmt damit Abstand von einer generellen Empfehlung scharfen Essens, doch wem es bisher feurig lecker gemundet hat, kann auch weiterhin mit gutem Gewissen scharf schlemmen.