Kinder müssen gefördert werden, um ihr Potenzial ausschöpfen zu können und eine vielversprechende Zukunft vor sich zu haben – so lautet der gesellschaftliche Konsens. Wenn aus Förderung ein Überfordern wird, kann die Aufmerksamkeit aber auch ins Gegenteil umschlagen. Schon jetzt leidet jedes fünfte Kind unter starkem Stress, warnen Experten.
Doppelbelastung vor allem in ärmeren Familien
Dieser beginnt bereits bei den Jüngsten. Laut Holger Ziegler, Pädagogikprofessor an der Uni Bielefeld, müssen heute schon 18 Prozent der Sechs- bis Elfjährigen mit starkem Stress kämpfen. 19 Prozent sind es bei Kindern und Jugendlichen zwischen zwölf und 16 Jahren. Dies hat eine Umfrage unter 1.100 Kindern und Eltern ergeben. Als Ursache wurden häufig ein Mangel an selbstbestimmter Freizeit und hohe Erwartungen genannt. Viele Kinder befürchten demnach, ihre Eltern zu enttäuschen.
Hinzukommt insbesondere bei Kindern aus finanziell schlechter gestellten Familien die Belastung durch Arbeiten im Haushalt. Wo das Geld für Betreuung fehlt, muss der Nachwuchs auf jüngere Geschwister aufpassen, den Haushalt in Ordnung halten und zum Teil auch Behördengänge für die Eltern erledigen.
Kinder zeigen Burnout-Symptome
Ein Burnout-Syndrom (engl. burn out "ausbrennen") bzw. Ausgebranntsein ist ein Zustand ausgesprochener emotionaler Erschöpfung mit reduzierter Leistungsfähigkeit. |
Verstärkt werden diese Probleme noch, weil viele Eltern die Anzeichen nicht ernst nehmen. Wie die Forscher herausfanden, hatten 87 Prozent der Mütter und Väter von betroffenen Kindern nicht das Gefühl, der Nachwuchs sei überfordert. Ziegler empfiehlt deshalb, die eigenen Ansprüche zu überdenken und den Sprösslingen notwendige Freiräume zu lassen, um ihnen nicht das Leben zur Hölle zu machen.