„Anti-Abschiebe-Industrie“ lautet das Unwort des Jahres 2018. Dies gab die Sprecherin einer unabhängigen und sprachkritischen Jury, Linguistik-Professorin Nina Janich, heute in Darmstadt bekannt. Der Begriff folgt damit auf „Alternative Fakten“, das für das Jahr 2017 zum Unwort des Jahres gekürt worden war. Geprägt hatte dieses Kellyanne Conway, eine Beraterin von US-Präsident Donald Trump, die damit die Behauptung untermauern wollte, dass bei dessen Amtseinführung mehr Menschen als jemals zuvor auf der Straße gewesen seien.
1. „Asyltourismus“ mit deutlichem Abstand häufigster Vorschlag
2. Viele Vorschläge genügen nicht den Auswahlkriterien
„Asyltourismus“ mit deutlichem Abstand häufigster Vorschlag
Unwörter des Jahres |
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2006: Freiwillige Ausreise 2007: Herdprämie 2008: Notleidende Banken 2009: Betriebsrats-verseucht 2010: Alternativlos 2011: Döner-Morde 2012: Opfer-Abo 2013: Sozialtourismus 2014: Lügenpresse 2015: Gutmensch 2016: Volksverräter 2017: Alternative Fakten 2018: Anti-Abschiebe-Industrie 2019: Klimahysterie 2020: Rückführungs-patenschaften / Corona-Diktatur 2021: Pushback 2022: Klimaterroristen |
Die Jury hatte in diesem Jahr aus knapp 900 Einsendungen mit mehr als 500 Vorschlägen zu wählen. Das waren deutlich weniger als beispielsweise noch Mitte/Ende der 1990-Jahre, wo teilweise mehr als 2.000 Einsendungen pro Jahr die sprachkritische Jury erreichten. Die häufigsten Einsendungen neben dem Unwort des Jahres waren dabei „Asyltourismus“ (122 x), Vogelschiss/Fliegenschiss (22 x), DSGVO (Datenschutzgrundverordnung, 22 x), Hetzjagd (17 x), (bedauerlicher) Einzelfall (14 x), Ankerzentrum (13 x), Biodeutsche (11 x), Deal (10 x) und mutmaßlich (9 x). Neben Janich, die an der TU Darmstadt lehrt, besteht die Jury für das Unwort des Jahres aus den Sprachwissenschaftlern PD Dr. Kersten Sven Roth (Universität Düsseldorf), Prof. Dr. Jürgen Schiewe (Universität Greifswald), Prof. Dr. Martin Wengeler (Universität Trier) sowie dem Autor und freien Journalisten Stephan Hebel. Hinzu kommt ein jährlich wechselndes Mitglied, dies war in diesem Jahr der Autor und Kabarettist Jess Jochimsen.
Viele Vorschläge genügen nicht den Auswahlkriterien
Das Unwort des Jahres gibt es bereits seit 1991. Dabei wählt die Jury stets einen Begriff, der gegen das „Prinzip der Menschenwürde“ oder gegen „Prinzipien der Demokratie“ verstößt, weil er gesellschaftliche Gruppen diskriminiert oder „euphemistisch, verschleiernd oder gar irreführend“ ist. Entschieden wird jedoch nicht nach Häufigkeit des Vorschlags. Viele Vorschläge seien bereits veraltet, nur unklar belegt oder wurden bereits in Vorjahren zu Unwörtern des Jahres gewählt. Oftmals entsprächen die Wörter auch nicht den Kriterien und würden von den Menschen einfach als Ärgernis oder Problem empfunden, so Sprachwissenschaftlerin Janich. Dies treffe beispielsweise auf die „DSGVO“ zu, die mit 22 Vorschlägen auf mehr als die doppelte Anzahl der Nennungen kam, wie das neue Unwort des Jahres (10 Nennungen).