home Panorama Kölner Erzbischof Woelki bietet Papst Franziskus Amtsverzicht an

Kölner Erzbischof Woelki bietet Papst Franziskus Amtsverzicht an

Der umstrittene Kölner Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki hat dem Papst während seiner rund fünfmonatigen geistlichen Auszeit seinen Amtsverzicht angeboten. Papst Franziskus werde zu gegebener Zeit darüber entscheiden, erklärte der Kardinal in einem am Aschermittwoch veröffentlichten Hirtenbrief an die Gläubigen. Zugleich ordnete der Pontifex demnach an, dass Woelki seinen Dienst in Köln wieder wie geplant aufnehmen solle. Somit übt der Erzbischof sein Amt zunächst weiter aus.

Woelki bittet in Hirtenbrief um zweite Chance

INFO-BOX:
Kölner Erzbischöfe
seit 1845
1845-1864: J. von Geissel
1866-1885: P. Melchers
1885-1899: P. III. Krementz
1899-1902: Hubert T. Simar
1902-1912: Anton Fischer
1912-1919: F. v. Hartmann
1920-1941: Karl J. Schulte
1942-1969: Josef Frings
1969-1987: Joseph Höffner
1989-2014: J. Meisner
seit 2014: Rainer M. Woelki
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In seinem Hirtenbrief warb Woelki zudem um eine zweite Chance. Er bat die Kirchenmitglieder um Offenheit und plädierte für einen Neuanfang. „Dafür möchte ich in den kommenden Wochen und Monaten die Begegnung mit möglichst vielen von Ihnen suchen“, schrieb der Kardinal. Gleichzeitig bedauere er die schwere Situation im Bistum. „Es tut mir leid, dass diese Zeit für viele Menschen in unserer Kirche eine so belastende Zeit ist“. Auf der Kölner Domplatte veranstaltete die Reforminitiative Maria 2.0 unterdessen eine Kundgebung gegen die Rückkehr Woelkis. Im Erzbistum Köln hat vor allem die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen zu einer Vertrauenskrise geführt. Nach einer Untersuchung hatte Papst Franziskus erklärt, Woelki habe in diesem Zusammenhang „große Fehler“ vor allem in der Kommunikation gemacht. Er habe aber keine Verbrechen vertuschen wollen.

Als Grund für die Auszeit, die er in Absprache mit dem Papst seit Oktober vergangenen Jahres genommen hatte, nannte Woelki eine Art Burnout. „Tatsächlich war für mich im Oktober letzten Jahres ein Maß an körperlicher und mentaler Erschöpfung erreicht, die eine Auszeit notwendig machte. Es wird nicht wenige unter Ihnen geben, die um die Notwendigkeit einer solchen Zeit wissen, weil Sie selbst oder Ihnen nahestehende Menschen schon einmal die Erfahrung einer solch langfristigen Überbeanspruchung gemacht haben“. Er habe in den vergangenen Monaten Zeit gehabt, „sich den Fehlern und der Schuld in meinem Leben zu stellen“. Dabei habe er „betend und arbeitend“ sein Handeln reflektiert und darüber meditiert. Die Situation sei indes in dieser Zeit nicht einfacher geworden. Eine Auszeit löse keine Probleme, schreibt der Kardinal. Versöhnung könne vielmehr „nur in einem Miteinander gedacht, gewagt, konkret versucht werden – und nicht im Modus einer Auszeit voneinander“.

Anzeigen gegen Kardinal und führende Bistumsvertreter

Während Woelkis Abwesenheit wurde im Erzbistum Köln vielfach die Hoffnung laut, der Kardinal werde womöglich gar nicht zurückkehren, wodurch sich die Situation entspannen könne. Nach seinem Rücktrittsangebot an Papst Franziskus sieht der Kirchenrechtler Thomas Schüller Woelki nun nur noch als „Erzbischof auf Probe beziehungsweise auf Abruf“. Gegenüber der Deutschen Presseagentur (dpa) sagte Schüller, der damit entstandene Schwebezustand sei im Grunde eine „Zumutung für Woelki, denn er muss etwas liefern, was er nicht leisten kann: Dialogfähigkeit, Gabe der Versöhnung und die Bitte um Vergebung, die ihm die Gläubigen abnehmen können“. Aber auch den Gläubigen werde eine weitere Hängepartie zugemutet. Der Papst müsse endlich erkennen, dass „die Scheidung auf Katholisch im Erzbistum Köln zwischen Kardinal und Gläubigen unausweichlich ist“.

Zudem weiteres Ungemach droht. Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ schreibt, haben im Zusammenhang mit dem wegen sexuellen Missbrauchs verurteilten Kölner Priester Hans Bernhard U. verschiedene Menschen Strafanzeige gegen Kardinal Woelki sowie andere führende Bistumsvertreter wegen vorsätzlicher Beihilfe durch Unterlassen erstattet. Neben Woelki sollen sich die Anzeigen gegen Generalvikar Markus Hofmann, dessen Vorgänger Dominik Schwaderlapp, den Hamburger Erzbischof Stefan Heße sowie Domkapitular Günter Assenmacher richten. Assenmacher ist der ehemalige Leiter des Kölner Kirchengerichts.