Jeder zehnte Europäer ist nach einer Studie der Bertelsmann Stiftung fest entschlossen, bei der anstehenden Europawahl im Mai für rechtspopulistische oder rechtsextreme Parteien zu stimmen. Der Anteil dieser Wähler liegt bei 10,3 Prozent. Demgegenüber wollen immerhin 6,2 Prozent der Befragten linkspopulistische oder linksextreme Parteien wählen. Rund 52 Prozent der Umfrageteilnehmer erklärten hingegen, sie würden niemals Parteien aus diesen Spektren wählen.
1. Interesse an Europawahl 2019 deutlich höher als vor fünf Jahren
2. Populismus entsteht durch Repräsentationslücken
Interesse an Europawahl 2019 deutlich höher als vor fünf Jahren
Für die Studie unter dem Titel „Europa hat die Wahl – Populistische Einstellungen und Wahlabsichten bei der Europawahl 2019“ hatte das Meinungsforschungsinstitut YouGov im Auftrag der Bertelsmann Stiftung im Januar dieses Jahres insgesamt 23.725 Wahlberechtigte aus zwölf EU-Mitgliedsstaaten befragt. „Die populistischen Parteien haben es in relativ kurzer Zeit geschafft, sich eine stabile Stammwählerbasis zu schaffen. Ihre gleichzeitig hohen Ablehnungswerte zeigen aber auch, wie gefährlich es für andere Parteien wäre, die populistischen Parteien nachzuahmen“, sagte Robert Vehrkamp, Demokratieexperte der Bertelsmann Stiftung, über das Ergebnis. Auffallend bei der Untersuchung sei, dass die Mehrheit der Bürger von einer Anti-Haltung gegenüber Parteien geprägt ist. Viele wollten statt für einzelne Parteien zu stimmen lieber gegen solche Parteien wählen, die sie am stärksten ablehnen, sagte Vehrkamp weiter.
Europawahl 23.-26. Mai 2019 |
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Die Europawahl findet seit 1979 alle fünf Jahre statt. Die Mitglieder des Europäischen Parlaments werden dabei für jeden Mitgliedsstaat getrennt gewählt, das genaue Wahlsystem wird von jedem Mitgliedsstaat durch nationale Regelungen bestimmt. |
Populismus entsteht durch Repräsentationslücken
Auch auf die Frage, warum Menschen zu Populismus neigen, findet die Studie eine klare Antwort: Populismus entsteht demnach durch Repräsentationslücken. Dazu zeigten die Forscher den Interviewten zufällig ausgewählte Wahlprogramme. Wähler, die sich nun in ihrer eigenen Position von den Parteien ihres Landes im Europawahlkampf schlecht vertreten fühlten, nahmen anschließend populistische Positionen ein, obwohl sie dies zuvor nicht getan hatten. Mitautor Vehkamp folgert daraus: „Je schlechter sich Menschen von der Politik repräsentiert fühlen, desto empfänglicher werden sie für populistische Botschaften und desto eher wählen sie auch populistische Parteien.“