Am gestrigen Donnerstag hat das Bundesverfassungsgericht Deutschland erlaubt, den EU-Handelspakt CETA mit Kanada zu ratifizieren – wenn auch unter Auflagen. Am heutigen Freitag zog Österreich nach. Die Regierung in Wien erwarte jedoch ebenfalls die Klärung noch offener Fragen während des Ratifizierungsprozesses, so Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ). Einen Strich durch das Abkommen könnte nun aber das Parlament der belgischen Region Wallonie machen, das heute der Regierung des Landes das nötige Mandat verweigerte.
1. Belgien benötigt Mandate von fünf Regionalregierungen für CETA
2. Glaubwürdigkeit der EU steht auf dem Spiel
Belgien benötigt Mandate von fünf Regionalregierungen für CETA
Das Comprehensive Economic and Trade Agreement (CETA) ist ein geplantes europäisch-kanadisches Freihandelsabkommen. Der Vertrag sieht umfassende Handels- und Zollerleichterungen vor. CETA wurde ab 2009 verhandelt und am 26. September 2014 zum Verhandlungsabschluss veröffentlicht. |
CETA soll durch den Abbau von Zöllen und anderen Handelsschranken den Warenaustausch vereinfachen und damit der Konjunktur sowie dem Arbeitsmarkt in der Eurozone und in Kanada Auftrieb geben. Die Gegner des Abkommens fürchten eine Übermacht internationaler Konzerne und die Aushöhlung bislang gültiger europäischer Standards. Am gestrigen Donnerstag war in dieser Sache bekannt geworden, dass Kanada in einer von der EU gewünschten Zusatzerklärung Zugeständnisse gemacht und einen konkreten Verweis auf das EU-Vorsorgeprinzip akzeptiert hat. Die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch kritisiert dieses Zugeständnis allerdings als „Augenwischerei“. So werde nur auf „Vorsorge-Verpflichtungen“ hingewiesen, was eine wesentliche Einschränkung darstellen würde.
Glaubwürdigkeit der EU steht auf dem Spiel
Nichtsdestotrotz besteht in der EU Einigkeit darüber, dass innerhalb der Gemeinschaft ein überragendes Interesse daran besteht, CETA schnellstmöglich unter Dach und Fach zu bekommen. Sollte dies nicht geschehen, fürchten die EU-Spitzen um die Glaubwürdigkeit der Union. Ähnlich äußerte sich am gestrigen Donnerstag der kanadische Ministerpräsident Justin Trudeau: „Wenn wir in ein oder zwei Wochen sehen, dass Europa nicht in der Lage ist, ein fortschrittliches Handelsabkommen mit einem Land wie Kanada zu unterzeichnen – mit wem glaubt Europa dann, in den kommenden Jahren Geschäfte machen zu können in dieser Nach-Brexit-Situation, in der es viele Fragen über den Nutzen Europas gibt?“