home Gesundheit, Politik Döner vor dem Aus? EU-Parlament will Einsatz von Phosphat in gefrorenen Kebabspießen prüfen lassen

Döner vor dem Aus? EU-Parlament will Einsatz von Phosphat in gefrorenen Kebabspießen prüfen lassen

Eigentlich wollte die EU-Kommission eine Gesetzeslücke schließen, um den Einsatz von Phosphat in tiefgefrorenen Kebabspießen zu erlauben. Der Umweltausschuss des EU-Parlaments hat dies jetzt mit einer Intervention verhindert. Weil man nicht von der gesundheitlichen Unbedenklichkeit des Zusatzstoffes überzeugt ist, haben sich die Parlamentarier für ein Verbot ausgesprochen. Die Hersteller befürchten nun das Aus für ihr Geschäft und damit das Ende des Döners in Europa.

EU-Behörde prüft Phosphat-Unbedenklichkeit

INFO-BOX:
Phosphat
Phosphat wird im Körper für zahlreiche Stoffwechsel-vorgänge benötigt. Bei erhöhtem Phosphat-Konsum können die Nieren den Stoff nicht mehr vollständig aus dem Blut waschen. Folgen sind u.a. ein erhöhtes Schlaganfall- und Osteoporose-Risiko.
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Eigentlich gilt der Einsatz von Phosphat in Lebensmitteln nach europäischem Recht als unproblematisch. In verzehrfertigen Speisen dürfen Produzenten das Mittel bis zu bestimmten Grenzwerten beimischen. Die Verwendung in Lebensmitteln, die anschließend tiefgefroren werden, ist bisher jedoch nicht reguliert. Diese Lücke wollte die EU-Kommission nun schließen und rief damit das Parlament auf den Plan.

Abgeordnete der Grünen und Sozialdemokraten stoppten das Vorhaben. Sie wollen, dass die Entscheidung erst fällt, wenn eine aktuell von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) durchgeführte Prüfung zu den gesundheitlichen Auswirkungen von Phosphat abgeschlossen ist. Sollte die noch bis Ende 2018 laufende Untersuchung die Unbedenklichkeit nicht belegen, sollen Hersteller von Kebab nach Willen der Abgeordneten künftig auf den Zusatzstoff verzichten.

Industrie warnt vor „Todesurteil“

Die Branche ist ob dieses Vorhabens alarmiert. Phosphat wird benötigt, um Wasser in den Spießen zu binden und ihnen Stabilität zu geben. Eine technische Alternative gibt es derzeit nicht. Sollte das Verbot folgen, würde damit das Ende der Kebabproduktion in der EU eingeläutet, so die Befürchtung, die unter anderem vom Bundesverband der Döner- und Drehspießhersteller Deutschlands vorgebracht wird. Deren Vorsitzender Kenan Koyuncu warnte im Gespräch mit der „Bild“-Zeitung vor einem Todesurteil für die gesamte Industrie.

Diese Bedenken werden auch von Renate Sommer geteilt, die für die CDU im europäischen Parlament sitzt. Sie wirft den Initiatoren des Einspruchs Panikmache vor. Nach Angaben der EFSA ist die Aufnahme von 4.200 mg Phosphat pro Tag unbedenklich, eine Portion Döner enthalte aber nur 134 mg, so Sommer. Zudem sind Phosphate auch in anderen Lebensmitteln enthalten und erlaubt. Vom Verbot wären diese aber ausgenommen, weil die Neuregelung nur die Produktion von Dönerspießen betreffen würde. Wie der Herstellerverband befürchtet sie schwerwiegende Auswirkungen für die Branche und warnt vor einem Wegfall von bis zu 110.000 Arbeitsplätzen.

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