Das Bahngroßprojekt Stuttgart 21 wird teurer als erwartet. Ein neues Gutachten bescheinigt der Baustelle, bis zur Fertigstellung über eine Milliarde Euro mehr zu verschlingen, als zuletzt erwartet worden war. Zugleich soll sich die Bauzeit verlängern. Hatte die Bahn im Oktober noch eine Eröffnung Ende 2023 angestrebt, könnte sich der Bau tatsächlich bis Ende 2024 hinziehen.
1. Gesamtsumme steigt auf 7,6 Milliarden Euro
2. Gegner: Bauvorhaben nicht mehr wirtschaftlich
Gesamtsumme steigt auf 7,6 Milliarden Euro
Stuttgart 21 |
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Kernstück des Verkehrs-projekts Stuttgart 21 (auch Bahnprojekt Stuttgart-Ulm) ist der Umbau des Kopfbahnhofs Stuttgart Hauptbahnhof in einen unterirdischen Durchgangs-bahnhof. Darüber hinaus sollen mit dem Filderbahn-hof am Stuttgarter Flughafen, der S-Bahn-Station Mittnachtstrasse und dem Abstellbahnhof Untertürkheim drei neue Bahnhöfe entstehen. Das Projekt wurde 1994 vorgestellt und geht auf einen Vorschlag des Verkehrswissen-schaftlers Gerhard Heimerl zurück. Baubeginn war am 2. Februar 2010. |
Die Prüfung gab die Bahn nach Angaben von Infrastruktur-Vorstand Ronald Pofalla in Auftrag, weil man bei Ausschreibungen für Bauarbeiten Angebote erhalten hatte, die deutlich über den veranschlagten Kosten lagen. Ursache dafür soll der aktuelle Bauboom sein, der preistreibend wirkt. Trotzdem wurden die Aufträge vergeben, weil man auf erneute Ausschreibungen verzichten wollte, um eine weitere Verzögerung des Bauvorhabens zu verhindern. Mittlerweile rechnen die Verantwortlichen damit, den ursprünglich angepeilten Eröffnungstermin im Jahr 2021 um mindestens drei Jahre zu verfehlen. Eine längere Bauzeit würde zudem die Kosten weiter in die Höhe treiben.
Dass der alte Zeitplan nicht eingehalten wird, ist unter anderem dem Artenschutz geschuldet. Weil geschützte Eidechsen umgesiedelt wurden und ein halbes Dutzend Bäume als Heimat eines seltenen Käfers bisher nicht gefällt werden durften, gehen die Arbeiten langsamer voran. Gleichzeitig habe es Verzögerungen im Planungsverfahren gegeben, heißt es aus Aufsichtsratskreisen.
Gegner: Bauvorhaben nicht mehr wirtschaftlich
Die Kostensteigerung dürfte Wasser auf die Mühlen der Kritiker des Bahnhofsprojekts sein. Diese fordern schon seit Längerem eine Einstellung des Bauvorhabens, weil man es für nicht mehr wirtschaftlich hält. Dabei kann man auf eine breite Unterstützung in der Bevölkerung setzen. 2010 hatte das Bauvorhaben massive Proteste ausgelöst, in deren Folge sich auch die politische Landschaft in Baden-Württemberg veränderte. 2011 wurde die CDU-FDP-Regierung von einer Koalition aus Grünen und SPD abgelöst, die eine Volksabstimmung über den Ausstieg des Landes aus der Finanzierung von Stuttgart 21 durchführte. Bei dieser stimmten nur knapp 59 Prozent der Bürger für eine Weiterbeteiligung und damit für die Umsetzung des Projekts.