Der Komplett-Verkauf der Supermarktkette Real an den russischen Finanzinvestor SCP ist in trockenen Tüchern. Doch für die rund 34.000 Beschäftigten in den 276 Filialen geht die Ungewissheit weiter. Es dürfte noch Monate dauern, bis sie Gewissheit haben, ob „ihre“ Filiale weiter bestehen, verkauft oder geschlossen wird. Aus Verhandlungskreisen verlautete, dass erst im Sommer alle Formalitäten erledigt seien und SCP auch im Alltagsgeschäft von Real das Kommando übernehmen werde.
1. Großteil der Filialen soll an Wettbewerber verkauft werden
2. Einkaufsverhalten der Deutschen hat sich geändert
Großteil der Filialen soll an Wettbewerber verkauft werden
Real |
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Real entstand 1992 aus der Zusammenlegung der Marktketten divi, basar, Continent, esbella, Plaza und real-Kauf. Später folgten massa, Primus, MHB, Meister, BLV, Huma und Suma. 1998 kamen 94 SB-Warenhäuser der Allkauf- und 20 der Kriegbaum-Gruppe hinzu. 2006 übernahm die Konzernmutter Metro AG zudem die 85 deutschen Walmart-Filialen. Die Real GmbH hat ihren Sitz in Düsseldorf und erzielte 2017/18 einen Umsatz in Höhe von 7,4 Milliarden Euro. |
Den Großteil der bestehenden Filialen will SCP aber an Wettbewerber wie Kaufland, Edeka oder Globus verkaufen. 30 Filialen stehen dem Vernehmen nach vor dem Aus. Eine Entscheidung, wie mit welcher Filiale verfahren wird, werde sich noch hinziehen, so der neue Eigentümer. Ein Weiterverkauf muss beispielsweise vom Bundeskartellamt geprüft werden, was angesichts der Dominanz von Edeka, Rewe, Aldi und der Schwarz-Gruppe (Lidl) im deutschen Lebensmittelhandel kein Selbstläufer werden dürfte.
Die Gewerkschaft Verdi bezeichnete den Real-Verkauf unterdessen als „bitteren Tag“ für alle Beschäftigten. Die Situation bei Real hätten nicht die Mitarbeiter, sondern das Management herbeigeführt, sagte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger. „An die soziale Verantwortung von Unternehmen kann man nur appellieren“. Jetzt käme es auf den neuen Eigentümer an, Verantwortung für die Real-Beschäftigten und deren Familien zu übernehmen. Sorgen um ihre Jobs machen sich auch die 1.300 Beschäftigten in der Düsseldorfer Hauptverwaltung. „Die Zentrale wird sich mit der Zeit auflösen“, fürchtet ein Betriebsrat. „Ab Oktober wird es wohl losgehen. Da werden viele Tränen fließen“.
Einkaufsverhalten der Deutschen hat sich geändert
Für Metro ist der Real-Verkauf der „letzte Schritt“ auf dem Weg zum reinen Großhändler, sagte Konzernchef Koch. Zuvor hatte man sich schon von vielen Einzelhandelstöchtern getrennt, darunter Kaufhof, Praktiker, Adler oder auch Media Markt und Saturn. Real hatte im Geschäftsjahr 2018/19 für tiefrote Zahlen in der Metro-Bilanz gesorgt. Die meist auf der grünen Wiese gelegenen Großmärkte leiden seit Jahren unter dem veränderten Einkaufsverhalten der Deutschen, die inzwischen lieber in Supermärkten und Discounter in ihren Wohnvierteln einkaufen. Zudem hat die Supermarktkette auch traditionell viele „Nonfood“-Artikel wie Kleidung, Elektronik oder Haushaltswaren im Sortiment, die besonders unter der Online-Konkurrenz leiden.