Bei Galeria Karstadt Kaufhof steht der befürchtete Kahlschlag bevor. Geschäftsführung und Arbeitsnehmer haben sich heute auf einen Sozialplan geeinigt, nach dem 62 von 172 Filialen von Karstadt und Kaufhof geschlossen werden. Insgesamt verschwindet damit fast jede dritte Filiale des Warenhauskonzerns, 6.000 Beschäftigte verlieren ihren Job. „Wir wissen, was dies für die betroffenen Mitarbeiter bedeutet. Aber dieser Schritt ist ohne Alternative, weil diese Filialen den Gesamtbestand des Unternehmens gefährden“, sagte der Generalbevollmächtigte Arndt Geiwitz. Letztlich gehe es darum, das Gesamtunternehmen und damit viele tausend Arbeitsplätze zu sichern.
1. Ohne Mietsenkungen könnten weitere Häuser schließen
2. Nördliche Bundesländer und NRW besonders betroffen
Ohne Mietsenkungen könnten weitere Häuser schließen
Karstadt |
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Das erste Karstadt-Geschäft wurde von Rudolf Karstadt 1881 in Wismar eröffnet. 1977 erwarb Karstadt eine Mehrheitsbeteiligung an der Neckermann Versand AG und fusionierte 1999 mit Quelle zur KarstadtQuelle AG. Von 2007 bis 2010 war Karstadt eine Tochtergesellschaft der Arcandor AG. 2009 musste Karstadt Insolvenz anmelden und wurde 2010 an den Investor Nicolas Berggruen verkauft, der das Unternehmen 2014 an die Signa Holding von René Benko weiterveräußerte. |
Bislang fällt die Zahl der Filialschließungen allerdings etwas geringer aus als im Vorfeld befürchtet. Ursprünglich hatte die Geschäftsführung signalisiert, dass im Zuge der Sanierung bis zu 80 Filialen geschlossen werden könnten. Der zwischen der Gewerkschaft Verdi, dem Unternehmen und dem Gesamtbetriebsrat ausgehandelte Sozialplan sieht Abfindungen sowie eine Transfergesellschaft für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor, die das Unternehmen verlassen müssen. In dieser können sie bis zu sechs Monate beschäftigt werden. Verdi hofft, die Zahl der Schließungen noch weiter drücken zu können. „Wir werden mit aller Kraft für den Erhalt der Standorte und die Zukunft der Beschäftigten kämpfen. Da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen, sagte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger. Hier sei auch die Politik gefordert.
Auch für die betroffenen Kommunen (vollständige Liste siehe unten) bedeuten die Pläne für die Schließung der Warenhäuser in zentralen Innenstadtlagen einen herben Rückschlag. „Stirbt der Handel, stirbt die Stadt“, warnte der Einzelhandelsverband HDE. Dieser hält es zudem für möglich, dass im Zuge der aktuellen Krise rund 50.000 Handelsstandorte in Deutschland verloren gehen. Dazu gehören auch viele in den Zentren der Kommunen.
Nördliche Bundesländer und NRW besonders betroffen
Die folgenden Filialen von Karstadt und Kaufhof sollen nach der heutigen Übereinkunft schließen:
Galeria Kaufhof: Berlin Hohenschönhausen, Berlin Ringcenter, Braunschweig, Bremen, Brühl, Chemnitz, Dortmund, Düsseldorf Wehrhahn, Essen, Frankfurt Hessen-Center, Fulda, Göppingen, Hamburg AEZ, Hamburg Mönckebergstraße, Hamm, Ingolstadt, Köln Weiden, Landau, Leverkusen, Mannheim N7, München Stachus, Neubrandenburg, Neunkirchen, Neuss, Osnabrück, Stuttgart Bad Cannstatt, Witten, Worms.
Karstadt: Berlin Charlottenburg, Berlin Gropius-Passage, Berlin Müllerstraße, Berlin Tempelhof, Bielefeld, Bonn, Bremerhaven, Dessau, Dortmund, Düsseldorf Schadowstraße, Essen, Flensburg, Frankfurt Zeil, Goslar, Gummersbach, Gütersloh, Hamburg Bergedorf, Hamburg Wandsbek, Hannover Georgstraße, Iserlohn, Leonberg, Lübeck, Mainz, Mönchengladbach Reydt, München Am Nordbad, München OEZ, Neumünster, Norderstedt, Nürnberg, Nürnberg Langwasser, Potsdam, Singen, Sulzbach MTZ, Trier Simeonstraße.
Hinzu kommen die Schnäppchencenter Gießen und Frankfurt NWZ sowie die noch nicht eröffnete Filiale in Berlin Tegel.