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Corona-Krise: Lufthansa zahlt deutsche Staatshilfen komplett zurück

Die Lufthansa hat die in der Corona-Krise gewährten direkten deutschen Staatshilfen vollständig zurückgezahlt. Am Freitag sei eine Milliarde Euro an den Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) der Bundesrepublik überwiesen worden, teilte das Unternehmen in Frankfurt am Main mit. Nicht abgerufene Mittel habe man zudem gekündigt. Es verbleibt noch eine direkte Aktienbeteiligung des WSF in Höhe von 14 Prozent des Grundkapitals. Diese Anteile wolle man bis spätestens Oktober 2023 verkaufen, so die Bundesregierung.

Spohr: Konnten „mehr als 100.000 Arbeitsplätze erhalten“

INFO-BOX:
Deutsche
Lufthansa AG
Die heutige Deutsche Lufthansa AG wurde im Jahr 1953 gegründet. Den Flugbetrieb nahm das Unternehmen am 1. April 1955 auf. Bis 1963 war die Deutsche Lufthansa AG zu fast 100 Prozent in Staatsbesitz. Seit 1997 ist das Unternehmen vollständig privatisiert.
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Die Fluggesellschaft hatte in der Corona-Krise mit der Bundesregierung und der EU-Kommission ein insgesamt neun Milliarden Euro schweres staatliches Rettungspaket ausgehandelt. Drei Milliarden Euro kamen als Darlehen aus der staatlichen Förderbank KfW, sechs Milliarden Euro aus dem WSF. Der Konzern nahm davon nach eigenen Angaben rund 3,8 Milliarden Euro in Anspruch. Lufthansa-Chef Carsten Spohr dankte am Freitag der Regierung und den Steuerzahlern: „In der schwersten finanziellen Krise unserer Unternehmensgeschichte haben sie uns eine Zukunftsperspektive gegeben. Dadurch konnten wir mehr als 100.000 Arbeitsplätze erhalten“. Gleichwohl verloren weltweit trotzdem 30.000 Mitarbeiter ihre Jobs. Auch bei der Inlandsmannschaft gibt es derzeit noch Personalüberhänge.

Bereits im Februar hatte die Lufthansa einen KfW-Kredit in Höhe von einer Milliarde Euro vorzeitig getilgt. Im Oktober gingen 1,5 Milliarden Euro an den WSF, nun folgte eine weitere Milliarde. Mit der Rückzahlung fallen nun auch wieder unternehmerische Fesseln weg. Übernahmen und Dividendenzahlungen sind damit ebenso wieder möglich wie Boni-Zahlungen an Manager.

Lufthansa mit operativem Gewinn im Sommerquartal

Die vorzeitigen Rückzahlungen seien vor allem durch die „steigende Nachfrage nach Flugreisen, die schnelle Restrukturierung und Transformation“ sowie „das Vertrauen der Kapitalmärkte in das Unternehmen“ möglich geworden. Der Konzern gab seit 2020 mehrere Anleihen aus und lieh sich so Geld von den Investoren. Im Oktober gab die Airline zudem neue Aktien aus und sammelte dadurch knapp 2,2 Milliarden Euro ein. Für das Gesamtjahr erwartet das Unternehmen zwar einen weiteren Milliardenverlust, ein erster operativer Gewinn im Sommerquartal wurden von Analysten und Investoren aber als Aufbruchssignal gewertet. Zumal wichtige Konkurrenten wie die British-Airways-Mutter IAG mit einem operativen Verlust von 452 Millionen Euro im dritten Quartal deutlich schlechter dastehen. Konzern-Chef Spohr hatte stets betont, lieber am Kapitalmarkt als beim Steuerzahler verschuldet zu sein.

Neben dem Geld aus Deutschland hatte die Lufthansa auch von anderen Staaten Corona-Hilfen erhalten. Damit stärkten Österreich, die Schweiz und Belgien die Konzerntöchter Austrian, Swiss und Brussels. Diese Staatshilfen habe man bisher noch nicht zurückgezahlt, teilte das Unternehmen auf Nachfrage der Nachrichtenagentur dpa mit.

Scholz: „Gutes Geschäft für die Staatskasse“

Die Bundesregierung begrüßte die schnelle Rückzahlung der im Mai vergangenen Jahres beschlossenen Staatshilfe. „Der Kranich hat wieder ordentlich Auftrieb“, sagte Finanzminister Olaf Scholz (SPD). Es sei wichtig und richtig gewesen, dass der Staat dem Unternehmen durch die schwierige Zeit geholfen und damit tausende Arbeitsplätze abgesichert habe. Zudem sei es ein gutes Geschäft für die Staatskasse gewesen, fuhr Scholz fort. „Denn wie es aussieht, wird der Staat am Ende seines Engagements ein Plus machen“. Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) ergänzte: „Unsere Instrumente wirken und setzen die richtigen Anreize für eine rasche Rückkehr zur Selbstständigkeit“.